Mittwoch, 30. September 2009

Das Atlantis der Südsee

Fast stündlich erreichen uns neue Horromeldungen aus der Südsee. Der vermeintlich »friedliche Ozean«, der Pazifik, erweist sich als Todesmeer. Ein unterirdisches Erdbeben dürfte für eine Welle der Verwüstung verantwortlich sein. Hunderte von Menschen kamen ums Leben, als eine Riesenwelle über friedliche Südseeinseln hereinbrach.

Betroffen ist die Küstenregion von Samoa. Journalist Alan Ah Mu kommentierte: »Dass Häuser von Hurrikans zerstört werden, das kennen wir. Aber so etwas wie dies hat hier noch niemand erlebt!« Der Präsident der USA erklärte die Insel Amerikanisch-Samoa zum Katastrophengebiet. Bill Englisch, Präsident von Neuseeland, sprach entsetzt von »einer erheblichen Zahl von Opfern«.

Die Fakten: 200 Kilometer südlich von Samoa brach am Dienstag, den 29. September 2009, um 19.48 Mitteleuropäischer Sommerzeit ein Erdbeben der Stärke 8,0 aus. Flutwellen wurden ausgelöst, die nur fünfzehn Minuten später über Samoa hereinbrechen Nach Aussagen eines neuseeländischen Touristen wurde der Ort Sau Sau auf Upolu »vollkommen ausgelöscht« Widersprüchliche Angaben über die Höhe der zerstörerischen Wellen kursieren: Waren sie nur ein bis zwei Meter hoch.... oder sechs Meter? Mike Reynolds ist der Nationalparkchef von Amerikanisch-Samoa. Nach seiner Aussage richteten vier bis zu sechs Meter hohe Wellen unbeschreibliche Verwüstungen an.

Die Südsee stellen wir uns gern als ein idyllisches Meer paradiesischen Friedens vor. Die Wirklichkeit aber ist bweitaus bedrohlicher und steht der Fiktion von Roland Emmerichs Film »2012« nicht nach. Der gesamte Südseeraum ist ein sprichwörtliches Pulverfass. Jederzeit kann es zu weit größeren Katastrophen kommen, die nicht Hunderte, sondern Zigtausende von Menschenleben fordern mögen. Warum?

Vulkanismus ist in der Südsee nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Der Pazifik ist alles andere als ein »Stiller Ozean«. Die seismische Zone um das Meer herum wird als »Feuerring« bezeichnet. Ein großer Teil der vulkanischen Aktivitäten unseres Planeten spielt sich auf dem Meeresboden im Pazifik ab. Der Geologe H.W. Mennard schätzte vor einem halben Jahrhundert, dass es am Boden des Pazifiks rund 10 000 bereits erloschene oder noch aktive Vulkane gibt.

Mit anderen Worten: In der Südsee ticken unzählige unberechenbare Zeitbomben, die jederzeit mit verheerender Wirkung detionieren können. Theoretisch kann jederzeit eine Katasterophe in der Südsee ausbrechen, die apokalyptische Ausmaße annehmen mag. Was in der Zukunft geschehen mag, das hat sich meiner Überzeugung nach schon vor Jahrtausenden in der Südsee abgespielt! Vor Jahrtausenden gab es in der Südsee einen Kontinent, der durch eine gigantische Katastrophe fast vollständig von der Erde verschwand. Nur einige Eilande - Pohnpei und die Osterinsel - blieben übrig. Noch heute finden sich dort Erinnerungen an die nausgelöschte Südseekultur.

Auf der Osterinsel fotographierte ich eine Riesenstatue, die im Lauf unzähliger Jahrhunderte fast vollkommen vom Erdboden verschlungen wurde. Sie steht symbolisch für das Verdrängen der Erinnerungen an das Atlantis der Südsee. Wollen wir nichts über die Schrecken der Vergangenheit erfahren, weil sie sich jederzeit wiederholen könnten?

In den vergangenen drei Jahrzehnten stieß ich bei Recherchen zu meinen Büchern immer wieder auf Spuren vergangener Katastrophen globalen Ausmaßes.

Am Sonntag, den 4. Oktober 2009, startet hier meine Serie »Das Atlantis der Südsee«. Die Tusunami- Katastrophe von Samoa löste Schrecken und Verderben aus. Vor Jahrtausenden aber gab es sehr viel Schlimmeres. Das Atlantis der Südsee - ein Kontinent - verschwand in den Fluten! Wenn wir die Vergangenheit erforschen, erfahren wir, dass apokalyptische Unglücke jederzeit möglich sind!

Abbildung oben: Eine der Monstermauern von Nan Madol
(Foto: Walter-Jörg Langbein)
Ankündigung
: Am Sonntag, den 4. 10.2009 erscheint Teil 1 der Serie »Das Atlantis der Südsee« von Walter-Jörg Langbein: »Die Monsterbauten von Nan Madol«

Ein Buch lesen ...


Diese drei Worte fordern geradezu heraus, sie in einen Satz einzubinden, der weitere Aussagen liefert. Was ist gemeint mit "Ein Buch lesen"? Stellen sich da nicht Fragen ein? Ist das überhaupt eine Aussage? Oder ist es nur der Anfang eines Satzes? Der Anfang einer Geschichte vielleicht? Der Beginn eines Referats? Ein Spiel vielleicht, dass jeder Leser für sich spielen und entscheiden kann?
Ein Buch lesen bringt Unterhaltung.
Ein Buch lesen bringt Spannung.
Ein Buch lesen macht schlau.
Ein Buch lesen macht Spaß.

Ein Buch zu lesen, ist für mich vor allen Dingen, das Verlassen der eigenen Grenzen im Kopf. Ein Buch zu lesen, ist die Möglichkeit, sich in aller Ruhe auf die Millionen verschiedenen Wahrheiten und Sichtweisen dieser Welt einzulassen und zu erfahren, dass es eben nicht nur meine Welt, nicht nur meine Möglichkeit gibt, diese Welt zu erfahren, nicht nur eine Form des Daseins als einzig richtig zu erkennen.

Den wunderbarsten Beweis für den Wert des Lesens haben mir meine Kinder geliefert, als sie begannen, einzelne Buchstaben zusammenzufügen und erkannten, dass sie ein Wort ergeben können, dass sich aus Buchstaben Sätze bilden lassen und dass geschriebene Worte und Sätze sich beliebig mit Inhalten füllen lassen.

Das erste Wort, das meine jüngste Tochter lesen konnte, bestand aus vier Buchstaben. Buchstaben kannte sie schon eine Weile. Eines Tages fuhren wir an einem Einkaufsladen vorbei. In großen blauen Lettern stand der Name daran.
"Mama, da ist wieder ein 'A'".
"Richtig!"
"Und ein L und ein D und ein I", rief sie begeistert.
"Prima!"
Nach einer Weile, nach der ich längst mit meinen Gedanken abgeschweift war, sagte meine Tochter:
"Jetzt weiß ich endlich, wieso du immer weißt, wo wir hin müssen!"
"Ja?"
"Das steht ja immer an den Häusern dran!"
"Ach, woher weißt du das?"
"Gerade stand dort ALDI und jetzt habe ich ganz viele Geschäfte gesehen, wo ein Name dransteht", erklärte sie mir aufgeregt. "Jetzt verstehe ich das endlich! Ich habe mich immer gewundert, woher du das alles weißt!"
Ich hielt den Wagen an und drehte mich zu ihr um. Sie strahlte über das ganze Gesicht und sah mich glücklich an.
"Du kannst ja lesen", staunte ich.
Heftig nickte sie und gluckste vor Freude. "Ja, ich kann jetzt lesen und jetzt sage ich dir immer, wohin du fahren musst!"

Ich sah dieses kleine Menschlein an und mir wurde bewusst, was für einen besonderen Augenblick wir gerade erlebten. Sie hatte soeben eine Tür aufgestoßen, die ihr ungeahnte Möglichkeiten und Chancen bot, das Leben neu zu entdecken und zu erforschen. Und an ihrer Freude und Begeisterung konnte ich sehen, dass ihr genau das, gerade klar geworden war. Sie hatte den ersten Schritt in eine Welt getan, deren komplizierte Regeln ihr bis zu diesem Augenblick, oft wie verschlossene Räume vorkamen. Und jetzt hatte sie den Schlüssel entdeckt, mit denen Sie die Räume öffnen konnte.

Dieses Erlebnis hat sie tief beeindruckt. Und auch jetzt noch, nachdem sie viele Bücher bereits verschlungen hat, empfindet sie das Lesen in Abenteuerbüchern, aber auch in Büchern, die ihr Wissen und ihre Sprache erweitern, immer wieder, wie das sich Öffnen von Türen. Hinaus aus einer kleinen Welt mit vielen Fragen - hinein, in viele Welten, mit vielen Gesichtern und Antworten.

Kindern Bücher zu schenken, heißt, ihnen die Welt zu Füßen zu legen. Ihren Horizont zu erweitern und ihnen die Chance zu geben, kreativ mit ihrem Leben und mit den Herausforderungen, der Gesellschaft, in der sie leben, umzugehen.

Ein Buch lesen ...
ist viel mehr, als ein Zeitvertreib.
Immerhin gab es eine Zeit in unserer Vergangenheit, in der Machthaber sorgfältig darauf bedacht waren, der breiten Masse der Bevölkerung, den Zugang zum Lesen zu verweigern. Denn sie wussten genau, dass belesene Menschen sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen.

Ein Buch lesen - Im Vorfeld des Emmerich-Films 2012

Am 12.11.2009 ist Kinostart des mit Spannung erwarteten Roland Emmerich-Films "2012". Dazu kann ich nur sagen: Ich freue mich darauf! Einen Emmerich-Film habe ich eingefleischte Cineastin mir noch nie entgehen lassen. Und das habe ich auch diesmal nicht vor.
Der neue Film hat den laut einer Maya-Prophezeiung im Jahre 2012 angeblich bevorstehenden Untergang der Welt zum Thema. Ein genialer Plot für Roland Emmerich. Keine Frage: Da ist einiges zu erwarten.

Auf YouTube gibt es bereits Trailer zu sehen, die auf einen so atemberaubenden Film hoffen lassen, dass der Sitznachbar ganz vergessen wird, mit seinem Popkorn zu rascheln.



Was hat dies nun alles mit "Ein Buch lesen" zu tun?, werden Sie sich fragen. Sind nicht gerade Kino und Fernsehen die natürlichen Feinde des Buches?

Nun. Das ist eine Frage der Betrachtungsweise. Meiner Meinung nach können beide Medien sich hervorragend ergänzen, wenn man es richtig anpackt.

Wenn Sie nun auch, so wie ich, zu den Menschen gehören sollten, die ab dem 12. November in Richtung Kino strömen werden, dann habe ich einen Buchtipp für Sie! Nein, ich meine gar nicht das übliche "Buch zum Film", und hinterher die drohende dröge Diskussion darüber, was von beiden nun wohl besser gewesen sei. Ich hasse solche Diskussionen! Da steht man schnell auf der "falschen" Seite und wird mit einem mitleidig-schiefen Blick nonverbal darauf hingewiesen, dass es einem am rechten Durchblick fehle.

Ein Buch lesen: 2012 - Endzeit und Neuanfang von Walter-Jörg Langbein

Dieses Buch nähert sich der dem Emmerich-Film zugrunde liegenden Thematik mit wissenschaftlicher Genauigkeit und liefert eine Vielzahl an Fakten, durch deren Kenntnis man den Film mit wissenden Augen wird betrachten können. Umfangreiche Recherchearbeiten versetzten den Autor in die Lage, nicht nur die Logik des Maya-Kalenders erklären und Prophezeiungen uralter Schriften miteinander vergleichen, sondern auch im letzten Teil des Buches ein geradezu zwingendes Fazit ziehen zu können.

Wenn Sie dann im Kino sitzen, achten Sie doch mal darauf: In Emmerichs Film wird es zwei Arten von Kinobesuchern geben:
a) den gewöhnlichen Filmkonsumenten, der ein paar Stunden wohligen Gruselns, gekuschelt in einen warmen Kinosessel, genießen möchte und hinterher zu seinen Begleitern sagt: "Boah, das war geil! Und jetzt hab ich Hunger auf Hamburger!", und
b) den Langbein-Leser, auf welchen der Film einen wesentlich tieferen Eindruck machen wird. Sie werden ihn schon während der Vorführung daran erkennen, dass er manches Mal leise mit seinem Sitznachbarn tuschelt. Wenn Sie sich anstrengen, können Sie hören, was er sagt:
"Walter Langbein schreibt auch, dass ...", oder "Von Langbein weiß ich, dass das so nicht stimmt ...".

Ja, wer "2012 - Endzeit und Neuanfang" gelesen hat, wird ein gefragter Experte sein, wenn der Film dann erst in aller Munde ist. Dank Langbein den mit mir an der Kinokasse Wartenden mal so eben ganz beiläufig das System des Maya-Kalenders erklären zu können, darüber freue ich mich ungemein. :-)


Freitag, 25. September 2009

Außerirdischer oder Äffchen?

Wenn Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher, ein Buch lesen über die großen Geheimnisse dieser Welt , fragen Sie sich dann manchmal, woher der Autor oder die Autorin die Informationen hat? Ich bin nun seit 30 Jahren freiberuflicher Schriftsteller. Mir flattern immer wieder kuriose Meldungen auf den Schreibtisch, von denen die wenigsten einer Überprüfung standhalten. Aus meinen Reisen durch Mexiko weiß ich, daß es im Land der Mayas kurioseste Berichte gibt, etwa über UFOs oder über fliegende Untertassen. Seit Monaten macht ein sensationeller Bericht weltweit Schlagzeilen: in Zeitungen wie in Fernsehberichten.

Schlagworte wie »Wesen von Metepec« und »Alienbaby« erregen auch im deutschsprachigen Raum große Aufmerksamkeit. Worum geht's?

Fernsehmoderator Jaime Maussan hat ein etwa zwanzig Zentimeter großes totes Wesen gezeigt, bei dem es sich angeblich um ein außerirdisches Wesen handelt. Farmer Marao Lopez hat es angeblich im Mai 2007 in Mexico entdeckt, schreiend und zappelnd - in einer Rattenfalle. Aus Angst habe der Farmer die kleine Kreatur ertränkt.

Fotos kursieren, wandern um die Welt. Das tote Wesen ist allem Anschein nach nackt. Es hat einen scheinbar überdimensional großen Kopf und einen zierlichen Körper. Auf den ersten Blick erinnert die mitleiderregende Kreatur tatsächlich an die sogenannten »kleinen Grauen«. Unzählige Zeugen wollen solche Wesen als Besucher aus dem All, die in UFOs zur Erde kommen, beobachtet haben. Tatsächlich werden die »kleinen Grauen« so beschrieben: kleinwüchsig, von zartem Körperbau, mit großem Kopf und besonders großen Augen. Allerdings sollen die »kleinen Grauen« etwa zwischen einem Meter und 1,30 Meter klein gewesen sein, also deutlich größer als das tote Wesen aus der Rattenfalle.

Fragen drängen sich auf: Wenn die tote Kreatur ein Außerirdischer ist... wie kam dann ET nackt in eine Rattenfalle? Der winzige Leichnam, so ist in den Medien zu vernehmen, sei wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen worden. DNA-Analysen hätten ergeben, dass das Wesen nicht von unserer Erde stammt. Es weise nach Ansicht von Wissenschaftlern, »unmögliche« Merkmale auf. So ähnele es vom Skelett her einer Echse. Einige Gelenke wiederum ähneln angeblich menschlichem Gebein. Das fremde Wesen könne längere Zeit unter Wasser leben. Ein Tier sei es nicht. Sein großes Gehirn, so heißt es immer wieder, deute auf sehr hohe Intelligenz hin, besonders das ungewöhnliche ausgeprägte »hintere Gehirn«.

Sollte also tatsächlich ein nackter »Alf« in eine Rattenfalle getappt sein? Oder war es gar das Baby eines Außerirdischen, wie gemunkelt wird? Wie sollte ein außerirdisches Baby, nackt und bloß, in eine Rattenfalle gelangt sein? War es ganz allein? Offenbar nicht! Denn angeblich soll ein zweites, ähnlich kleines Wesen behende geflohen sein. Das kleine Lebewesen in der Falle habe noch gelebt und schrecklich gezappelt und geschriene. Aus Angst habe es Maro Lopez ertränkt.

Ich habe versucht, die fantastisch anmutenden Nachrichten zu verifizieren. Das Ergebnis meiner Recherchen ist ernüchternd und enttäuschend. Die kursierenden Meldungen sind mehr als vage. Die angeblichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die vorgenommen worden sein sollen, entpuppen sich als nicht überprüfbar. Nirgendwo ist klipp und klar publiziert worden, welcher Wissenschaftler welcher Universität das Wesen aus der Falle untersucht und als »außerirdisch« erkannt haben soll.

Die Wahrheit ist vermutlich sehr viel irdischer: Es dürfte sich bei dem »toten Alien« um den getrockneten gehäuteten Körper einer kleinen Äffchenart handeln, etwa eines Klammeräffchens. Ohne Fell wirkt so ein exotisches Tierchen noch sehr viel fremdartiger. Ich vermute sehr stark, dass die zahlreichen Sensationsmeldungen auf eine Fälschung zurückgehen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Klammeräffchen, dem das Fell abgezogen wurde, in eine Rattenfalle läuft. Der angebliche Entdecker der Kreatur, Farmer Marao Lopez, kann nicht mehr befragt werden. Er soll bei einem Unfall ums Leben gekommen und verbrannt sein.

Für mich ist der Fall »Außerirdischer oder Äffchen« mehr als dubios. Ich gehe von einer bewussten Fälschung aus. Um nicht falsch verstanden zu werden: Das ist meine Vermutung. Sollten Wissenschaftler an die Öffentlichkeit treten und verkünden, das kleine Wesen sei tatsächlich nicht von unserer Erde.... dann lasse ich mich gern überzeugen.

Seit Jahrzehnten werden mir immer wieder sensationellste »Berichte« vorgelegt. Bevor ich in einem Buch über etwas berichte, prüfe ich den Sachverhalt aber so gründlich wie möglich. Beim vorliegenden Fall ist die Sachlage eindeutig unklar. Es gibt so gut wie keine greifbaren Informationen.

Ein Buch lesen - "meniére desaster" von Sylvia B.

Ein Mensch mit dem Hang zum Dramatischen, wie ich sicherlich einer bin, neigt oftmals dazu, das Leben ein wenig schwer zu nehmen und kleinen Ärgernissen über Gebühr Bedeutung beizumessen. Da verschieben sich schon mal die Maßstäbe, und ein kleines Missgeschick wird zu einem Grund für tagelanges Grummeln.

Ein Buch zu lesen kann entscheidend dazu beitragen, die Welt von der richtigen Warte aus zu betrachten. Ein Buch wie "meniére desaster - der Feind in meinem Innenohr" von Sylvia B. beispielsweise. Als ich Sylvia B. in den Weiten des Internets begegnete, kannte ich den Begriff "Meniére" überhaupt nicht. Ich konnte mit Fug und Recht behaupten, von einer Krankheit dieses Namens noch nie etwas gehört zu haben. Um diese Bildungslücke nicht eingestehen zu müssen, machte ich mich zuerst einmal rasch bei Wikipedia schlau. Dort erfährt man zum Thema Meniére zuerst einmal dies:

Bei der Menière-Krankheit (Morbus Menière) handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohres, die gekennzeichnet ist durch Anfälle von Drehschwindel, einseitigem Hörverlust und Ohrensausen (Tinnitus). Treten diese drei Symptome gemeinsam auf, spricht man von der Menière'schen Trias. Die Ursache des Morbus Menière ist nicht bekannt. Es gibt eine große Zahl von Behandlungsmethoden, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können, zum Teil muss aber auch die Wirksamkeit bezweifelt werden. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Männer häufiger als Frauen. Der Name geht auf den französischen Arzt Prosper Menière (Paris, 1799–1862) zurück. [Ende Zitat Wikipedia.]

Meniére hat eine Inzidenz von ca. 1:1000, das bedeutet, etwa eine von tausend Personen erkrankt daran, wobei der Schweregrad durchaus unterschiedlich sein kann. Als prominenter Meniére-Betroffener gilt Vincent van Gogh, dessen Anfälle so ausgeprägt waren, dass seine Umwelt sich vor seinem seltsamen Verhalten fürchtete.

Fast zwei Jahrzehnte lang litt Sylvia B. an schweren Meniére-Anfällen, die zeitweise derartig qualvoll waren, dass sie sich mit Selbstmordgedanken trug. Dass lange Zeit kein Arzt ihr wirklich zuhören wollte, dieser Umstand verstärkte noch ihre Verzweiflung. Erst nach langer Zeit geschah das Wunder, dass sie einen Mediziner fand, der nicht nur die definitive Diagnose stellte, sondern ihr auch eine Behandlungsmethode vorschlug, die schließlich dafür sorgte, dass die schweren Attacken aufhörten.

Ihre Erfahrungen mit dieser unheimlichen Krankheit legte Sylvia B. in ihrem Buch nieder. "meniére desaster - der Feind in meinem Innenohr" bietet dem Leser einen unvergleichlichen Einblick in das Innenleben einer Betroffenen. In ihre Verzweiflung, wenn sich die Welt unaufhörlich zu drehen scheint. In ihre Einsamkeit, wenn selbst die eigene Familie ihr nicht glaubt, geschweige denn, ein Arzt. Aber auch in ihren Lebensmut, der sie trotz ihres Leidens nie verlassen hat. Dazu bedient sie sich bewusst poetischer Gestaltungsmittel, deren Einsatz die Eindringlichkeit des Textes noch potenziert.

"meniere desaster" von Sylvia B. ist ein Werk, das ich nicht nur unmittelbar Betroffenen wärmstens ans Herz legen möchte, denn es hat nicht nur die Krankheit zum Thema, sondern gibt dem Leser zudem die Gelegenheit, einen unglaublich starken Menschen und dessen Überlebensstrategien kennenzulernen: Sich niemals aufgeben. Einfach weitermachen. Sich selbst überwinden und dadurch die innere Haltung eines Kriegers erwerben. So wie Sylvia B.

Donnerstag, 24. September 2009

Kopflose Liebe


Jan war ein begnadeter Fußballspieler und Trainer der Jugendmannschaft. Sein perfekt proportionierter Körper, die durchtrainierten Muskeln, seine strahlend blauen Augen, die aus seinem stets leicht gebräunten Gesicht stachen, waren eine Augenweide und suggerierten Kraft und Ausdauer. So war es kein Wunder, dass die Zahl seiner weiblichen Fans fast ebenso hoch war, wie die der männlichen. Jan hatte bei aller Disziplin, die er für sein Fußballtraining mühelos aufbrachte, eine große Schwäche für schöne Frauen.

Es lag nahe, dass er neben der Anerkennung für seine sportliche Leistung, von seinen Teamkollegen deshalb auch eine gute Portion berechtigtes Misstrauen entgegengebracht bekam. Wenn auch nicht jede Frau sich ihm gänzlich hingab, so war kaum eine einem Flirt abgeneigt. Besonders bei den regelmäßigen Feiern nach den Fußballspielen verschwand Jan schon mal mit der einen oder anderen weiblichen Begleitung seiner Teamkollegen für ein Weilchen. Jan machte auch nicht Halt vor Julia, der Frau seines Nachbarn Arnold. Dem Mann war unlängst bei einem Unfall der rechte Arm abhandengekommen. Seit dieser Zeit war er ein mürrischer unleidlicher Kerl. Jan war der Ansicht, dass er mit dem Arm auch seinen Status als ganzer Mann verloren hatte und Julia dadurch auf keinen vollwertigen Partner mehr zugreifen konnte.

Julia hingegen hatte seinen Flirtversuchen bisher nicht nachgegeben. Dieser Umstand stachelte Jans Jagdtrieb an. Es gab ihm einen besonders starken Kick, wenn er eine Gelegenheit witterte, Julia ein wenig zu provozieren und ihr mehr oder weniger diskret den Hof zu machen. Im Laufe der Jahre war es eine fixe Idee von ihm geworden, diese hübsche Frau wenigstens ein einziges Mal in Besitz nehmen zu können. Arnold war das nicht entgangen, und schon einige Male hatte er Jan gedroht:
„Wage es ja nicht, meine Frau anzufassen, dann lernst du mich kennen ...“
Jan lachte über die offensichtliche Eifersucht, schlug ihm in so einem Augenblick kumpelhaft auf die armlose Schulter und sagte mit einem ironischen Unterton in der Stimme:
„Mensch, Arnold, mach dir keine Sorgen, es ist doch nur ein Spaß!“
Arnold mochte dieses kumpelhafte Verhalten nicht und schüttelte Jans Hand von seiner Schulter ab und ging ihm nach Möglichkeit aus dem Weg.

Die Grundstücke der beiden Männer waren durch eine zwei Meter hohe, immergrüne Eibenhecke voneinander getrennt. Arnold hatte sie vor Jahren angelegt, als es ihm auf die Nerven ging,dass Jan immer wieder sein Grundstück betrat, um mit fadenscheinigen Argumenten Kontakt zu Julia aufzunehmen. Und das immer zu Zeiten, während Arnold sich außer Haus befand.

Auf einer der sommerlichen Grillpartys, die die Bewohner der Straße abwechselnd reihum veranstalteten, hatte Julia einer Nachbarin freimütig erzählt, dass sie am liebsten völlig unbekleidet in der Sonne liege, um sich zu bräunen und zu entspannen. Jan hatte das Gespräch im Vorbeigehen aufgeschnappt und daraufhin auf seiner Grundstücksseite einige Zweige der Hecke entfernt, sodass er einen ungestörten Blick auf Arnolds Pool hatte. Tatsächlich ergab sich von da an für ihn öfter die Gelegenheit, Julia bei ihren Sonnenanbetungen zu beobachten. Bisweilen beschlich ihn das Gefühl, dass sie ihn bemerkt hatte, wenn sie sich plötzlich aufsetzte und ihr Blick suchend die Hecke entlang glitt. Jan wich in solchen Momenten einen Schritt nach hinten und Julia legte sich nach einer Weile beruhigt wieder auf ihrer Liege zurück.

Es war an einem heißen Sonntagnachmittag im Hochsommer. Durch die Hitze der vorherigen Tage war die Luft stickig und trocken. Wer immer es möglich machen konnte, war ansWasser gefahren. Auch Jan verließ gut gelaunt das Haus, um den Nachmittag am Strand zu verbringen. Er ging pfeifend seine Auffahrt hinunter zu seinem VW-Bus, den er am Abend vorher auf der anderen Straßenseite geparkt hatte.

Natürlich konnte er nicht an der Hecke entlang gehen, ohne nachzusehen, ob Julia es sich eventuell auf ihrer Liege am Pool bequem gemacht hatte. Er blieb an der Stelle stehen,wo er die Eiben gelichtet hatte, schob einige dünne Zweige zur Seite und beugte sich leicht in die Hecke hinein.

Tatsächlich kletterte Julia gerade splitternackt aus dem Schwimmbecken. Jan war begeistert. Ihr schöner Körper faszinierte ihn immer wieder. Jetzt glänzte ihre nasse braun gebrannte Haut in der Sonne und ihr langes schwarzes Haar lag wie eine Stola über ihren Schultern. Mit sanft wiegenden Hüftbewegungen, die ihre straffen Pobacken vibrieren ließen, ging Julia zur Liege, legte sich hin und reckte und streckte sich genüsslich. Hin und wieder stieß sie einen lustvollen Seufzer aus. Jan fragte sich wieder, ob Julia diese Show nicht doch nur für ihn abzog und genau wusste, dass er schmachtend hinter der Hecke stand. Möglicherweise genoss dieses kleine Biest es sogar, sich so vor ihm darzustellen. Das herrliche Wetter, der Anblick dieses perfekten Körpers und die lustvolle Art wie Julia sich bewegte, machten Jan richtig heiß. Er spürte, wie die Geilheit in ihm hochkroch, und dass er, verdammt noch mal, endlich diese Frau flach legen wollte. Er war drauf und dran, sein Versteck preiszugeben und Julia durch die Hecke hindurch zu einem Eiskaffee am Strand einzuladen.

Plötzlich traf ihn ein heftiger Schlag auf seinen linken Oberarm. Jan verlor das Gleichgewicht und stolperte in die Hecke. Sein Arm schmerzte höllisch. Als er verwirrt aufsah, stand breitbeinig und schnaufend Arnold vor ihm. Wutverzerrt sein Gesicht. In seiner linken Hand
hielt er einen Baseballschläger.
„Hab ich dich endlich auf frischer Tat erwischt, du Schwein“, brüllte er außer sich, „ich werd' dich anzeigen wegen Belästigung und sexueller Nötigung, du perverse Sau!“
Jans Arm schmerzte unerträglich. Wut stieg in ihm auf. Nur mit Mühe kam er wieder auf die Beine und hielt sich mit der rechten Hand den schmerzenden Oberarm. Fassungslos schrie er zurück:
„Spinnst du? - Du hättest mich auch am Kopf treffen können! Was soll die
Scheiße?“
„Der nächste Schlag wird auch genau dort landen!“ brüllte Arnold zurück und hob erstaunlich zügig mit seinem linken Arm den schweren Baseballschläger, erneut drohend in die Höhe.
„Lass den Quatsch – du bist doch krank!“, schrie Jan, duckte sich und wich erschrocken zwei Schritte zurück.
„Quatsch?“, wiederholte Arnold hysterisch. Er wurde zusehends wütender.
„Das nennst du Quatsch? Du mieses Arschloch stehst hier hinter der Hecke und geilst Dich an meiner Frau auf! Soll ich dabei vielleicht noch zusehen?“
„Was redest du denn da“, versuchte Jan ihn zu beruhigen, „ich bin auf dem Weg zu meinem Auto, dabei habe ich zufällig einen Blick in deinen Garten geworfen! Das kannst du mir nicht vorwerfen. Kein Mann würde wegsehen bei dem Anblick!“
„Du willst mich wohl verarschen“, brüllte Arnold und ließ wieder den Baseballschläger auf Jan niedersausen. Jan versuchte, sich wegzudrehen. Diesmal traf der Schläger seine rechte Schulter. Noch einmal strauchelte Jan und flog zurück in die Hecke.
„Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, dass Du meiner Frau nachstellst,— ich bring dich um!“, brüllte Arnold. Er trat mit dem Fuß nach Jan, der stöhnend in der Hecke lag,drehte sich um und schickte sich an, Jans Grundstück zu verlassen.

Jetzt platzte Jan der Kragen. So hatte ihn noch niemand behandelt ...


Die Fortsetzung und weitere Storys finden Sie in
"Bestatten, mein Name ist Tod!"
Friedhofsgeschichten aus dem Leben gerissen.

Was ist besser?

… zwei Schützen stehen sich gegenüber. Schüsse fallen. Einer der Schützen fällt tödlich getroffen um. Wie es der Zufall oder der Autor oder die Leserschaft wollen, stehen Recht und Gerechtigkeit natürlich auf der Seite des besseren Schützen. Der Sieger schreitet zu seinem Pferd, sitzt auf und reitet in die Abendsonne.

Der Roman war zu Ende. Ich erwachte wie aus einem Traum und musste mich zunächst orientieren. Ich saß auf einer Wiese, den Rücken gegen eine Heu-Hocke gelehnt. Um mich herum zirpte und summte es. Einige leichtsinnige Frösche quakten, und ein Storch stolzierte ganz dicht an mir vorüber.

Wie unschwer zu erkennen, war das ein Wildwest-Roman, ein Roman von der Art, die in meiner Kindheit wohl einen großen Teil der sogenannten Schundliteratur ausmachte.

Sollten Eltern ihre Kinder Schundliteratur lesen lassen, wenn die Alternative bedeutet, dass die Kinder gar nicht lesen?

Dafür spricht, dass die Kinder den Zauber des Lesens erfahren.

Dagegen spricht die Gefahr, dass die Kinder diese Literatur nicht überwinden, sondern auch noch als Erwachsene nach dieser Art von Literatur greifen. Zusätzlich ist es durchaus möglich, dass sich in ihnen ein Bild von der Welt bildet, das dem Schema der von ihnen bevorzugten Literatur entspricht.

Wolf-Gero Bajohr

Mittwoch, 23. September 2009

"Ein Buch lesen"


„Ein Buch lesen“ – das nahm ich mir schon als kleiner Junge vor, als ich den kühnen Plan verwirklichte, mein erstes Buch zu lesen. „Hans und Fritz in Argentinien“ sollte es heißen. Es war ein recht dickes Buch, was etwas von einer Erstbesteigung eines hohen Berges hatte. Ich las „Hans und Fritz in Argentinien“, als ich wegen irgendwas das Bett hüten musste, auf einmal durch, so spannend war das. Und noch stolzer war ich, den ganzen Berg auf einmal bestiegen zu haben. Auch während des Studiums kaufte ich ständig Bücher. Soziologische, politische, psychologische. Als wir (meine Frau und ich) zwei wunderbare Kinder hatten, hatten wir eines nicht. Einen Fernsehapparat. Stattdessen las ich vor. Jeden Abend vor dem Schlafengehen der Kinder. Mindestens eine Stunde lang. Meine Frau saß mit den Kindern, eines links und eines rechts an sich geschmiegt auf dem Sofa. Die Katze Sofie lag ebenso dicht daneben und ich gegenüber im Sessel – vorlesend. Auf dem Couchtisch brannte immer eine Kerze. Die Kinder hatten noch lange ihre Nuggelflaschen mit Apfelsaft und Fencheltee im Mundwinkel. Viel zu lange. Diesen Genuss konnte ich wahrlich nicht nachvollziehen. So las ich Jahre hinweg sämtliche Bilder- Kinderbücher, welche wir vorher eingekauft hatten. Von den Wurzelkindern bis Petterson und Janosch, war alles dabei.
Parallel dazu las ich anschließend ein spirituelles Buch nach dem Anderen. Von Castaneda bis Baird Spalting, um in meinem Erdendasein die blaue Blume zu finden.
Durch viele Erkenntnisse und Krisen hindurch waren Bücher meine ständigen Begleiter und vor allen Dingen auch eine sinnliche Erfahrung. Ein neues Buch aufschlagen war wie das Eintauchen in eine noch verborgene Welt, mit all ihren Realitäten, fast wie ein Ritus und es gab nichts Schlimmeres als mit anzusehen, wie manche Menschen beim ersten Aufschlagen des Buches die Seiten grob auseinander legten und um ein evt. Zuklappen zu verhindern, über den Falzteil noch mit aller Kraft, die Hand zur Faust geballt darüber fuhren.
Als dann im Jahre 2000 durch jahrzehntelange Überbeanspruchung des poliogeschädigten Körpers dieser extrem eingeschränkt wurde, entdeckte ich das Schreiben und begann meinen ersten autobiographischen Roman „Augenblicke im Leben eines Menschen“ Klärus - Band I. Der zweite Band „Hinterm Horizont - Klärus Band II“ soll im Oktober gedruckt werden.
www.rolandstickel.de
www.youtube.com/watch?v=tkdlE9TdugA
Heute möchte ich gewagt behaupten, die blaue Blume gefunden zu haben. Allerdings muss sie be-lebt und gewässert werden – und das kommt nach dem Finden – Hinterm Horizont und ist der noch schwierigere Teil des Lebens.
„Ein Buch lesen“ ist mit seinen Autoren ein Ort der Wärme und des Miteinanders, was sich mit Fühlen bewahrheitet.

Ein Buch lesen

Bei dem Satz Ein Buch lesen fällt mir sofort die Frage ein: Weshalb reicht es nicht, sein Sparbuch regelmäßig zu lesen? Warum sollte jemand noch ein weiteres Buch lesen? – Vielleicht, um dem Menschen, der sich das Buch ausgedacht hat, einen Gefallen zu tun oder dem Verlag, dem Buchhändler und natürlich dem Finanzamt zu helfen, noch mehr Geld einzunehmen? – Es ist keine Frage, dass alle davon profitieren, aber sollte ich deshalb lesen?

Wer ist an dieser Stelle nicht versucht, zu antworten: Wenn jemand nicht den inneren Drang verspürt, ein Buch zu lesen, dann sollte er tatsächlich bei seinem Sparbuch bleiben. – Doch das wäre falsch, es wäre nur die Antwort der Ungeduld. Sicherlich wird jemand, der den Zauber des Lesens erst einmal erlebt hat, nicht mehr davon lassen wollen, aber was ist mit all den anderen Menschen, die ihn noch nicht erfahren konnten? Sollen wir sie einfach übersehen und vergessen? – Nein, das sollten wir nicht, vielmehr sollten wir überlegen, was sie interessieren könnte und sie dann auf ein entsprechendes Buch hinweisen.

Zumindest bei guten Büchern ist stets die Frage erlaubt, welcher Einfluss von dem Buch ausgeht. – Solange das Buch nur in einem Regal steht und hübsch aussieht, beeinflusst es vermutlich nichts und niemanden.

Wie ist es aber, wenn das Buch tatsächlich gelesen wird? – Während der Zeit des Lesens gehen Buch und Leser eine Verbindung ein. Sie ermöglicht es, dass Ideen des Buches in den Leser wandern und dort etwas auslösen. Was dort jedoch ausgelöst wird, hängt vom Inhalt und der Aufmachung ab sowie von der Erwartung des Lesers. Sucht er Spannung oder Humor, Liebe oder Wissenschaft, Rat in bestimmten Bereichen, oder will er sich nur an schöner Sprache erfreuen? Wir wissen es nicht, denn die Antwort darauf kann nur der Leser geben.

Die meisten schriftstellerisch Tätigen möchten, wie ich vermute, dass ihr Werk Spuren hinterlässt. Dabei wäre festzustellen, dass es keineswegs immer Bestseller sein müssen, die unübersehbare Spuren hinterlassen.

Es gibt jedoch ein Buch, das sich mit Fug und Recht Bestseller nennen darf – es wird auch das Buch der Bücher genannt – und das nachweislich unser gesamtes Abendland beeinflusst hat: Es ist die Bibel.

Wie man es auch immer mit Gott halten mag, ob es der Gott ist, an den man fest glaubt und zu dem man nach dem Ende seines irdischen Lebens zurückkehren möchte, oder ob es nur ein Gott unter anderen ist, die Bibel zu lesen lohnt sich immer und sei es auch nur wegen der vielen Aha-Erlebnisse, die jeder hat, wenn er in der Bibel Stellen findet, von denen er nicht wusste, dass sie in der Bibel stehen.

Selbstverständlich sind die Erwartungen an ein Buch unterschiedlich, das gilt auch für die Bibel. Der tief in seinem Glauben Verwurzelte wird die Bibel möglicherweise nach Stellen durchsuchen, die seinen Glauben untermauern – und er wird viele Stellen finden, auf die das zutrifft.

Jemand, der Gott und vor allem der Kirche kritisch gegenübersteht, fragt vielleicht, wie Gott geschildert wird. Ist er stets der gleich liebe Vater seiner Geschöpfe mit anscheinend unendlicher Langmut, oder zeigt er manchmal auch menschliche Schwächen, wie zum Beispiel Ungeduld, Zorn, Eitelkeit und Gedanken an Vergeltung? Verhält er sich vielleicht sogar wie ein Diktator? Was haben die Menschen zu erwarten, die ihn nicht anbeten und seinen Geboten nicht gehorchen?

Wer versteht einen Vater, der wegen eines ungehorsamen Kindes die gesamte Nachkommenschaft für sündig erklärt, der dann aber seinen Sohn opfert und ihn sterben lässt, um die Nachkommenschaft von der Erbsünde wieder zu befreien, obwohl er seine ursprüngliche Erklärung zurücknehmen könnte und sein Sohn dann nicht zu sterben brauchte?

Selbstverständlich steht nicht jeder beim Lesen der Bibel vor einem Berg von Fragen, man kann sich dem Inhalt auch unvoreingenommen nähern.

Für mich und sicherlich auch für viele andere ist die Bibel ein empfehlenswertes Buch.

Nicht versäumen möchte ich, für die freundliche Einladung und Aufnahme in das Autorenteam zu danken.

Wolf-Gero Bajohr

Über mich gibt es zwar nicht allzu viel zu sagen, wer aber trotzdem etwas über mich lesen möchte, dem empfehle ich meine Web-Site

http://www.leistung-und-gesellschaft.de/

Von Mexiko zu "Ein Buch lesen" - Über die Kreise des Lebens ...

Zufälle gibt es im Leben ...!, wenn man denn an sie zu glauben gewillt ist. Dass wir, Walter-Jörg Langbein, g.c.roth, Lorenz Filius, Rita Hajak, Sylvia B. und ich, Ursula Prem, uns in den unendlichen Weiten des WorldWideWebs über den Weg gelaufen sind, ist schon für sich genommen eine erfreuliche Tatsache.
Dass es uns zudem gelungen ist, gemeinsam die Aktion "Ein Buch lesen" ins Leben zu rufen, freut mich umso mehr, da die tägliche Arbeit eines Buchautors eine sehr einsame Tätigkeit sein kann. Der Austausch mit Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist eine tägliche Freude für mich, und ich möchte Euch allen dafür danken, dass es Euch gibt, dass Ihr so inspirierende Bücher verfasst habt, und dass Ihr so engagiert beim Aufbau von "Ein Buch lesen" dabei seid.

Als ich von Walter-Jörg Langbein im Zuge des Gedankenaustauschs erfuhr, dass er mehrere Male in seinem Leben die Pyramidenanlage von Teotihuacan in der Nähe von Mexiko Stadt besucht hat, musste ich unwillkürlich lächeln. Denn auch ich bin bereits zweimal dort gewesen und habe mich der anstrengenden Besteigung der Sonnen- und der Mondpyramide unterzogen, was angesichts einer Höhenlage von etwa 2000 Metern einen unerbittlichen Prüfstein für das persönliche Fitnesslevel darstellt.

Nun könnte man sagen: Was soll's! Sicher sind schon viele Menschen in Teotihuacan gewesen. Doch dann berichtete mir Walter-Jörg Langbein etwas, das ich zuerst tatsächlich kaum zu glauben vermochte: Er erzählte von seiner Begegnung mit einem mexikanischen Taxifahrer, der nicht lange zuvor aus Deutschland in die Heimat zurückgekehrt war. Ausgerechnet in Dessau hatte Pedro zwei Jahre lang gearbeitet. Die Stadt, in welcher ich damals lebte und auch häufig als Opernsängerin auf der Bühne stand.Und er hatte nicht nur dort gearbeitet: Pedro war auch im Theater gewesen! Und er erinnerte sich nicht nur an meine Darstellung der Salome, nein, er entpuppte sich sogar als so etwas wie ein Fan.
Zu schade, dass Walter-Jörg Langbein und ich uns nicht schon früher begegnet sind. Und zwar, bevor ich schließlich im Jahre 2005 zum ersten Male selbst nach Mexiko reiste, um dort, am Palacio de Bellas Artes, die Partie der Siegfried-Brünnhilde zu singen.Wenn ich das alles schon damals gewusst hätte, hätte ich mich direkt auf die Suche nach diesem Pedro begeben und ihn zur ersten Vorstellung eingeladen. Aber wer weiß: Vielleicht ist er ja sogar dort gewesen? Ich werde es wohl nie mehr erfahren ...
Dass es ausgerechnet in Mexiko war, wo ich mich im Zuge eines längeren Gastspiels in der Titelrolle von Giacomo Puccinis "Turandot" zum Schreiben meines ersten Romans entschloss und an den vorstellungsfreien Tagen, Seite um Seite per Hand füllend, im Hotel saß, ist ein weiteres Element merkwürdiger Übereinstimmungen, mit welchem sich der Zirkel schließt.
Ja, das Leben zieht oft seltsame Kreise. Und sich in sie hineinzustellen, keinen Widerstand zu leisten und ihre Bewegung nachzuvollziehen, erweist sich oft als ausgesprochen förderlich. "Es gibt im Menschenleben Augenblicke,/ Wo er dem Weltgeist näher ist als sonst!", heißt es in Friedrich Schillers "Wallenstein". Wie wahr das doch ist.
Etwa 2/3 meines ersten Buchs "Vorsicht Liebensgefahr!" sind in Mexiko als handschriftliches Manuskript entstanden. Hatte ich schon früher einige nie veröffentlichte Kurzgeschichten verfasst, so sollte es diesmal unbedingt ein Roman werden: 250 Seiten umfasste das gedruckte Werk leztendlich und erschien 2006 bei Books on Demand. "Vorsicht Liebensgefahr!" schildert ein wüstes Beziehungsdrama, das mir in meinem Freundeskreis, je nach Nervenstärke des Einzelnen, großes Lob als auch wüste Beschimpfungen eingebracht hat. Kalt zu lassen jedenfalls schien das Buch niemanden.
Ermutigt durch diesen Anfangserfolg machte ich mich im Jahre 2007, inzwischen meiner Tochter zuliebe weitgehend bühnenabstinent, an die Verfassung des nächsten Buches: "2010 - Denn Hass zieht dunkle Kreise", welches 2008 auf dem Markt erschien.Mit diesem Buch habe ich den Bereich gewaltdurchtränkter Beziehungsdramen verlassen und mich dem Mystery-Genre zugewandt. Dass "2010" auch einige satirische Elemente enthält, macht die reine Genrezuordnung allerdings etwas schwieriger. Es ist eben nicht immer einfach, marktstrategische Erwägungen im Blick zu behalten, wenn die Muse mit einem durchgeht.
Die Probleme des deutschen Schulsystems schließlich waren es, die zur Entstehung meines bisher letzten Buches beigetragen haben: "Einmaleins Walpurgisnacht! - Rechnen ist (k)eine Hexerei" fasst sämtliche Rechenreihen des Kleinen Einmaleins in eingängige Gedichte, die ihrerseits in eine witzige Hexengeschichte verpackt sind. Auch in englischer Sprache ist das Büchlein kürzlich erschienen, unter dem Titel "Witches' Tables! - Arithmetic is (not) magic", und es wird in absehbarer Zeit auch über amazon.com im englischsprachigen Raum erhältlich sein.
Ich kann also durchaus sagen, dass das Schreiben inzwischen einen großen Teil meines Lebens ausmacht, denn auch als Ghostwriterin habe ich bereits etliche Werke in die Welt gesetzt.
Übrigens: Bücher schreiben ist eine ansteckende Tätigkeit, wussten Sie das? Als das Buch "2010" im Entstehen begriffen war, meinte meine Tochter Cosima, damals gerade acht Jahre alt: "Mama, was Du kannst, das kann ich auch. Ich schreibe jetzt auch ein Buch!"Und sie hat es wahr gemacht. Ihr Kinderkrimi "Vier Freundinnen auf Schatzsuche" ist ebenfalls 2008 erschienen, und es machte Cosima Prem mit acht Jahren zur jüngsten Buchautorin Deutschlands. Mindestens eine von uns ist also immer am Schreiben. Und ich bin sehr gespannt, wohin uns diese Reise ins Unbekannte führen wird. Eines weiß ich aber jetzt schon: Mit KollegInnEn wie Walter-Jörg Langbein, Sylvia B., g.c.roth, Lorenz Filius und Rita Hajak, dem "harten Kern" der Aktion "Ein Buch lesen", wird es auf alle Fälle ein sehr vergnüglicher Trip werden.


Dienstag, 22. September 2009

Warum sollen Kinder "Ein-Buch-lesen"?

Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen. Ich erinnere mich an meine eigene Kindheit und weiß noch genau, wie sehr mir das Lesen geholfen hat, besser und schneller zu lesen und zu schreiben. Darüber hinaus hat es mir schöne Stunden beschert, in denen ich mich träumend mit den Helden des Buches identifiziert habe. Schon als ich 10 Jahre alt war, bekam ich von kleineren Kindern aus der Nachbarschaft den Namen "Märchentante". Sie haben meine Nähe gesucht und mir immer neue Geschichten entlockt, die ich mir ausgedacht hatte oder ihnen aus einem Buch vorgelesen habe. Ich begann bereits in jungen Jahren alles Mögliche zu lesen. Deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, Kinder frühzeitig mit geeignetem Lesestoff zu füttern. Eltern sind hier die wichtigsten Helfer. Schon von klein auf sollten sie ihnen Geschichten erzählen und aus Büchern vorlesen. Bei der Wahl des Lesestoffs ist zu bedenken, dass er dem Alter entsprechend ausgesucht wird. Kindergartenkinder haben den Vorteil gemeinsam in der Gruppe mit ihrer Erzieherin, das Vorgelesene aufzunehmen und gleich im Anschluss Fragen zu stellen. Der Inhalt eines Buches sollte jedem Kind klar und verständlich sein.

Schulkinder, die bereits einen Text flüssig lesen können, sind in der Lage sich ein Buch selbst auszusuchen. Also überlassen Sie ihrem Kind die Wahl. Auch hier spielen die Eltern eine wichtige Rolle. Gehen Sie gemeinsam mit ihrem Kind in eine Buchhandlung und schauen Sie sich in Ruhe geeignetes Lesematerial an. Unterhalten Sie sich mit ihrem Kind über den Inhalt des Gelesenen. So erfahren Sie schnell, ob Ihr Kind die Geschichte verstanden hat. Auch in Schulbibliotheken werden interessante und lehrreiche Bücher angeboten. Kinder lieben es besonders geheimnisvoll, spannend, abenteuerlich. Der Inhalt der Bücher sollte bestimmte Eigenschaften aussagen wie z. B. Freundschaft, Verständnis, Hilfsbereitschaft, Tierliebe. So können Kinder aus den Büchern wichtige Verhaltensregeln spielerisch herauslesen. Das Kind sollte sich an einen gemütlichen Ort zurückziehen können, um in Ruhe ein Buch zu lesen.

Bei meinen eigenen Kindern habe ich die "Märchentante" weiter gespielt und ihnen so mit leichter Hand die Lust am Lesen nahe gebracht. Ich selbst entdeckte große Freude am Schreiben und habe einige Geschichten niedergeschrieben und aufbewahrt. Nachdem meine Kinder in die Schule kamen und ich wieder berufstätig wurde, geriet das Schreiben in den Hintergrund. Erst als ich vor einigen Jahren mit meinem Ehemann auf die Insel Fehmarn/Ostsee zog, entdeckte ich die Liebe zum Schreiben neu. So entstand mein erstes Kinderbuch, "Die gläserne Wand" Phantastische Geschichten, das 2006 erschienen ist. Nebenbei schrieb ich Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden. Ich schreibe nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene.Mein Manuskript für meinen neuen Roman ist geschrieben und wird bald als Buch erscheinen. Auf meiner Internetseite http://www.ritahajak.de/ erfahren Sie mehr über mich, und es gibt einige Leseproben.

Abschließend möchte ich mich bei meinen Autorenkolleginnen und Kollegen für die freundliche und hilfreiche Zusammenarbeit bedanken. Gemeinsam mit ihnen werden wir für Sie eine bunte Palette an Büchern zusammenstellen. Wie heißt es so schön: (Ein Buch) Lesen bildet! Und Spaß macht es auch! Schauen Sie gerne wieder vorbei, hier finden Sie immer neue Beiträge. Und, wenn Sie zwischendurch Abwechslung suchen, können Sie laut unserem Motto "Ein Buch lesen".

Südsee- Magie... Voodoo auf der Osterinsel

I
»Ein Buch lesen«....Bücher können uns die Augen öffnen, wenn wir uns auf sie einlassen. Wir sehen die Dinge dann aus anderer, ungewohnter Perspektive. Gute Bücher lassen uns nachdenklich werden. Was ist Wirklichkeit? Gibt es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als uns die Schulweisheit lehrt? In den vergangenen dreißig Jahren erlebte ich auf meinen Reisen immer wieder Geheimnisvolles und Mysteriöses. Ich bekam Zweifel, ob die Grenze zwischen »Wirklichkeit« und »Magie« wirklich so scharf gezogen ist.

Ich war Zeuge einer Voodoo-Zeremonie, die mit großem Ernst auf der »Osterinsel« abgehalten wurde. Recherchen zu einem Buch hatten mich wieder einmal auf das ferne Eiland geführt. Die mysteriöse Zeremonie war nicht gerade kurz. Sie währte immerhin einen ganzen Tag, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Beteiligt waren insgesamt sieben Personen, vier Chilenen, zwei Peruaner und ein Brasilianer. Ich war als stiller Teilnehmer dabei. Der Chef der Gruppe nannte sich »Houngan-Man«. Er leitete als Priester das magische Ritual.

Das ich mit von der Partei sein durfte, das war keine Selbstverständlichkeit. Erst nach wirklich langwierigen Verhandlungen wurde ich Autor als Zeuge toleriert. Voraussetzung dafür war eine »Spende«: fünf Flaschen Whisky einer bekannten Edelmarke und zwei Stangen Zigaretten.

Zunächst, so verkündete »Houngan-Man«, müsse ein »himmlisches Signal« abgewartet werden. Allerdings verriet er auch auf fast schon unhöfliches Nachfragen nicht, wie denn der himmlische Fingerzeig aussehen werde. So fühlte sich der Autor fast in das Bühnenstück »Warten auf Godot« versetzt. Die Zeit, sie scheint auf der Osterinsel sowieso schon langsamer als in der übrigen Welt zu verstreichen, tröpfelte träge dahin. Eineinhalb Tage harrte unsere kleine Gesellschaft beim altehrwürdigen Steinbruch der Osterinsel aus. Was würde uns eine überirdische Nachricht vermitteln. Und wie sollte das geschehen? Das wusste nur der schweigsame Priester.

Am frühen Morgen des dritten Tages endlich sollte plötzlich alles ganz schnell gehen. Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang brach ein starker Regenschauer über das Südseeeiland herein. Sofort handelte der »Zeremonienmeister«. Er kommandierte uns in die beiden Jeeps. Auf teilweise halsbrecherischen Wegen, manchmal auch querfeldein, fuhren wie die Küste des Eilands ab. Wir suchten einen Regenbogen, dem biblischen Zeichen der Gottesnähe. Immer wieder musste die Fahrt kurz unterbrochen werden. Manchmal lagen Felsbrocken auf der Straße, manchmal umgestürzte Bäume. Hurtig sprangen wir aus den Wagen und räumten schwitzend Hindernisse aus dem Weg. Bald waren wir vom Regen bis auf die Haut durchnässt. Die sogenannten »Straßen« erwiesen sich meist als seit Jahren nicht mehr benutzten Feldwege. Manchmal hörten sie abrupt auf und endeten im Gebüsch oder an einer Steilklippe. Wir mussten immer wieder querfeldein fahren. Die Götter - oder waren es die Geister - waren uns gnädig. Sie belohnten unsere Suche und schenkten uns ein bemerkenswertes Schauspiel. Es war der schönste Regenbogen meines Lebens.

Plötzlich stand eine Brücke aus Licht im Himmel. Wie eine überirdische Erscheinung wuchs sie aus dem vom Regen aufgepeitschten Meer. Sie verband schaumgekröntes Wasserwogen und festes Land. »Erzulie hat uns einen Hinweis gegeben, Erzulie danken wir!« verkündete der »Houngan-Priester« mit Pathos. Nur einige Minuten später änderte sich das Wetter im wahrsten Sinne des Wortes blitzartig. Starke Windböen rissen die dichte Wolkendecke auf. Die Regenwolken wurden weit aufs Meer hinaus getrieben. Plötlich strahlte der Himmel wieder unschuldig blau.

Wir hatten jene Stelle erreicht, an der scheinbar der Regenbogen das Land berührt hatte. Nach alten Märchen soll das ein Hinweis auf einen Schatz sein. Doch wir gruben nicht nach verborgenen Kostbarkeiten. Hastig trugen wir Felsbrocken unterschiedlicher Größe zusammen. Es war fast immer Lavagestein. Nach den präzisen Anweisungen des Priesters errichteten wir daraus eine nur etwa fünfzehn Zentimeter hohe Mauer. Unser Bauwerk war alles andere als beeindruckend. Und doch war ich vollkommen verschwitzt. Meine Hände schmerzten und bluteten.

Schließlich nickte der »Houngan-Priester« zustimmend. Er war also zufrieden. Nur wenige Meter vom Strand entfernt hatten wir ein steinernes Quadrat gebaut. Es war etwa zwei mal zwei Meter »groß«. Der »Houngan-Mann« trat erst jetzt in Aktion. Nur er durfte das Innere des so geschaffenen »Tempels« betreten. Pedantisch ermittelte er das Zentrum des Quadrats. Dort breietete er Pappe aus. Darauf streute er helle Steinkörnchen. Sie ergaben ein Quadrat. Vom Zentrum aus führten vier gerade Linien durch die Ecken des Quadrats. Sie führten zu kleinen Steinhäufchen außerhalb des Quadrats. Der Schnittpunkt dieser Linien kennzeichnete das geometrische Zentrum des Quadrats. Dort legte der der »Houngan-Man« einen dunkelen, eiförmiger Stein.Und den hatte er höchstselbst am Strand entdeckt. Das war der eigentliche »Altar«. Bald würde, so wurde mir bedeutet, die eigentliche Zeremonie beginnen.

»Ich bitte um Ruhe... muss mich konzentrieren! Jetzt beginne ich mit dem Opfer!« gab mir der Priester zu verstehen. Er ließ er die von mir spendierten Whiskyflaschen herbei holen. Würde er sich betrinken? Oder mussten wir uns alle einem allgemeinen Besäufnis auf meine Kosten hingeben. Tatsächlich schien sich meine negative Phantasie zu bewahrheiten. Der »Houngan-Schamane« setzte eine Flasche an die Lippen nahm einen kräftigen Schluck. Es mögen auch zwei oder drei gewesen sein. War ich etwa Betrügern aufgesessen, die unter dem Vorwand, eine »heilige Feier« abzuhalten, Genussmittel beschaffen wollten? Mein Misstrauen erwies sich allerdings als volkommen unbegründet. Der »Houngan-Man« goss den weitaus größten Teil des hochprozentigen Getränks ins unruhige Meer. Die Wogen besänftigten sich nicht.

Nun wurden auch noch meine beiden Stangen Zigaretten ausgepackt. Der Priester riss sie kraftvoll auf. Er entnahm eine Schachtel, öffnete sie und steckte sich genussvoll eine Zigarette an. Seine Begleiter gingen wie schon beim Whisky leer aus. Ich sah sie befremdet an. Einer der Männer klärte mich auf: »Das sind alles Gaben für die Götter, nicht für uns Menschen!« Weitere Zigaretten wurden zerfetzt und um den Altarstein herum gestreut. Die restlichen »Glimmstängel« folgten dem Whisky ins Meer. Die Wogen glätteten sich immer noch nicht.

Schließlich wurde der lang erwartete, der eigentliche magische Ritus eingeleitet. Die sechs Gehilfen des Priesters packten einen kleinen Kassettenrecorder aus. Sie nahmen ihn umständlich in Betrieb und spielten Songs von Elvis Presley ab. Sie selbst blieben dabei nicht passiv. In würdigem Ernst begleiteten die Musik auf drei großen und drei kleinen Trommeln, auf die sie mit eisernen Schlegeln einschlugen. Die ungewöhnliche musikalische Darbietung zog sich in die Länge. Vier Stunden musste ich ausharren. Währenddessen saß der Priester im »steinernen Viereck« und murmelte Gebete und magische Worte. Schließlich verstummte die Musik. Einer der sechs Gehilfen des Magiers raunte mir zu: »Nun sind aus den vier Himmelsrichtungen vier Erdgeister angereist! Sie sind unsichtbar... aber wir spüren ihre Gegenwart!« Er ermahnte mich: »Ruhe bewahren!«

Der »Houngan-Man« sammelte einige der weißlichen, kalkähnlichen Steinchen auf, bespuckte sie und warf sie dann in alle vier Himmelsrichtungen. Er bekreuzigte sich noch, wobei er sich einmal im Kreis drehte. Während er seine Stirn berührte, blickte er gen Osten. Dann wandte er sich gen Westen, legte die Hand auf die Brust. Nach Norden schauend tippte er seine linke, gen Süden gerichtet noch die rechte Schulter an. Laut schrie er »Linsahmawu, Vuvulivhawe« und segnete würdevoll die Erde. Eine lange Litanei folgte, die durchaus an einen christlichen Gottesdienst erinnerte. In einer fremden, geheimnisvollen Sprache brüllte er zahlreiche Namen, die mich manchmal an Heilige der katholischen Kirche erinnerten.

Der monotone Sprechgesang schien sich endlos hinzuziehen. Mir schmerzten Rücken und Beine... und andere Körperteile. Der Ritus mochte etwa drei Stunden gedauert haben. Die »gefühlte Zeit« war wesentlich länger. Schließlich entfachte der »Houngan-Priester« vier Kerzen. Er stellte sie um den eiförmigen Altarstein im Zentrum der kleinen »Kultanlage«. Ich wollte mich schon erleichtert erheben... Doch es ging weiter. Erneut folgte eine lange Litanei von teils exotischen, teils vertrauten Namen. Dann trat Stille ein. Eine Stunde lang lauschten wir den Wogen des Meeres, die nun langsam ruhiger zu werden schienen. Und irgendwann setzte wieder Regen ein. Nach und nach verlöschten zischend die Kerzen. Wieder wurde der Kassettenrecorder in Betrieb genommen. Wieder schlugen die sechs Männer auf ihre Trommeln ein. Wieder wurde weitere vier Stunden musiziert. Der »Houngan-Priester« wurde lauter und lauter. Er stolzierte gravitätisch im »steinernen Viereck« auf und ab. Heftiges Windesbrausen setzte ein. Der »Houngan-Magier« übertönte es lautstark. Er schrie aus Leibeskräften, schleuderte seltsame Namen in den Wind. Ob es einen Orkan geben würde?

Wieder verstummte die Musik. Alles deutete auf das Ende der magischen Handlungen hin. Der »Houngan-Man« hob nach und nach Steine aus der quadratischen Umrandung. Er schleuderte sie energisch ins Meer. Das blieb er irgendwie bedächtig, ja gelassen. Und wieder rief er dabei einen Zauberspruch oder einen »heiligen Namen« aus. Die Sonne hatte wohl genug gesehen von unserem Treiben. Als sie im Meer versank, da war die kleine Mauer vollständigabgetragen. Der Priester bückte sich langsam und nahm vorsichtig den eiförmigen Altarstein. Gemessenen Schritts ging er zum Meer. Bedächtig tauchte er das Steinei in die Wogen. Zu guter letzt holte er die Pappe an den Strand. Er schüttete die feinkörnigen Kalksteinchen ebenfalls ins Meer. Die Pappe schleuderte er in die Südsee.

Was war genau geschehen? Die Gehilfen des »Houngan-Man« hüllten sich in Schweigen. »Unsere Lippen sind versiegelt!« beteuerten sie mir. Irgendwann am Abend erklärte mir der Priester, dass ich einem Voodoo-Ritus beigewohnt hatte. Vier Erdgeister habe er mit Erfolg herbeigerufen . »Sie mussten von weit her kommen. Deshalb mussten wir uns in Geduld fassen und ihnen viel Zeit lassen.« Er habe die Geister inständig gebeten, von sich an der friedlichen Kraft der Osterinsel zu erquicken und dann gesättigt wieder in alle vier Himmelsrichtungen auszuschwärmen. Sie sollten die positive Energie des Eilandes über die Erde verteilen.

Der »Houngan-Man« beteuerte, dass er ähnliche Zeremonien in verschiedenen Staaten Südamerikas, aber auch auf einigen anderen Südseeinseln abhielte, um so für den Weltfrieden zu wirken. Leider, so beklagte er, habe sein Vater mit »bösen, sehr einträglichen Geschäften« in Brasilien viel Unheil angerichtet. Von schlechtem Gewissen geplagt habe ihn sein greiser Vater auf dem Totenbett angefleht, durch Voodoo-Magie sein Unrecht so weit wie möglich zu neutralisieren. Stolz verriet mir der »Houngan-Man«: »Ich erbte ein beträchtlichesVermögen.Einem regulären Beruf musste ich nicht nachgehen. Ich ließ mich auf Haiti zum Voodoo-Priester ausbilden.So erfülle nun schon seit Jahren den letzten Willen meines Vaters.«

Am späten Abend war ich endlich wieder in meinem Hotelzimmer. Schmerzen hinderten mich am Einschlafen. Oder waren es meine Gedanken, die mich um die ersehnte Ruhe brachten?`Was hatte ich erlebt? Hatte der »Houngan-Man« mit seiner Magie tatsächlich etwas für den Weltfrieden getan? Oder war alles nur Schwindel? Die lange Prozedur hat der Gruppe um den Magier keine finanziellen Vorteile gebracht. Sie weigerten sich strikt, eine »Spende« anzunehmen. Den »Houngan-Man« fragte ich erst gar nicht.

Fotografieren durfte ich nicht. Das würde die Geister vertreiben. Allerdings nahm der »Houngan-Man« mit meinem Apparat ein Bild vom Altarstein auf der Pappe auf. Viele Jahre sind seit der geheimnisvollen Zeremonie verstrichen. Bis heute weiß ich nicht, was ich von den seltsamen Geschehnissen halten soll.

Montag, 21. September 2009

Liebe Leser von "Ein-Buch-lesen",


damit Sie überhaupt wissen, wer unter dem Kürzel g.c.r. schreibt, werde ich in diesem ersten Beitrag ein wenig von mir erzählen. Unser Blog steht unter dem Motto "Ein Buch lesen". Das hat zwei Gründe. Der erste Grund ist natürlich, dass wir Autoren sind und selbst Bücher schreiben. Der zweite Grund hängt unmittelbar damit zusammen. Wir möchten, dass das Lesen von Büchern wieder attraktiver wird. Es wird deshalb in unseren Themen nicht nur um unsere Bücher gehen, sondern um Bücher im Allgemeinen und im Besonderen. Was nicht bedeutet, dass es ausschließlich um Bücher gehen wird. Doch zunächst zu mir.

Ich hatte das Glück, bei einem echten Schwarzkünstler aufzuwachsen, einem gestandenen Jünger Gutenbergs. Die Druckerei meiner Eltern war einer meiner Lieblingsspielplätze als Kind. Viele Stunden habe ich dort mit den herrlichen Papierstreifen in der Papierverarbeitung gebastelt, mit den wunderbar duftenden Heidelberger Druckfarben gemalt und geknetet, oder aus den großen hölzernen Buchstaben, aus denen z.B. Plakate, damals noch per Hand gesetzt wurden, ähnlich Dinge gebaut, wie Kinder es heute mit Lego oder Playmobil tun. So manches Mal saß ich in einem der Papierkörbe, die neben der gusseisernen Schneidemaschine standen, und die so groß waren, dass ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren, gänzlich unter den Papierresten verschwinden konnte. Da dies die beste Chance war, Zeit mit meinem Vater zu verbringen, habe ich ihm auf diese Weise oft bei seiner Arbeit Gesellschaft geleistet. Mit ihm konnte man sich herrliche Geschichten ausdenken.

Im Grunde ist das Schreiben für mich reiner Selbstzweck. Nein, nicht was Sie vielleicht denken und was manch Kritiker immer wieder gern unterstellt. Es geht nicht um Geld und es geht nicht um Ruhm. Das Schreiben bereitet mir schlicht Vergnügen. Und da es Menschen gibt, denen das, was ich schreibe gut gefällt, bereitet dieses Hobby doppeltes Vergnügen.
Meine ersten kleinen Gedichte und Geschichten schrieb ich mit 12 Jahren. Eine davon besitze ich noch heute, weil mein Vater sie 1966 auf seiner Adler Schreibmaschine abgetippt und sein ganzes Leben für mich aufbewahrt hat.

Erst zwanzig Jahre später stellte sich der Gedanke ein, einige Gedichte und Geschichten in ein Büchlein zu bannen. Vermutlich wäre es dazu nie gekommen, wenn ich als gelernte Schriftsetzerin, nicht beruflich immer wieder Zeitschriften und Bücher für andere Menschen hergestellt hätte. Irgendwann war der Wunsch plötzlich da und ich habe ihn mit zwei weiteren Autoren umgesetzt. Es entstand die Anthologie "Kein Herbst ist ein Ende".
Einige Jahre später veröffentlichte ich mein Büchlein „Der Wolken silberne Tropfen …“. Dort zeichnete sich ab, dass die Gewichtung: Gedichte / Kurzgeschichten begann, sich zu verschieben. Erst mein drittes Buch „Fluffige Zeiten“ zeigte, dass sich mein Schwerpunkt eindeutig auf das Schreiben von Kurzgeschichten verlagert hatte. Eine Neuauflage mit zusätzlichen Erzählungen und Gedichten erschien 2008 unter dem Namen „Fluffige und andere Zeiten“. Heitere Kurzgeschichten und Fabeln.

Das Leben ist ständig in Bewegung und in Veränderung, so entstand 2008 ein weiteres Buch: „Bestatten, mein Name ist Tod!“ Friedhofsgeschichten aus dem Leben gerissen.
In eine Rahmengeschichte, deren Protagonisten zwei Bestatter sind, habe ich diverse Kurzgeschichten von extremen oder ungewöhnlichen Todesfällen eingebettet. Da ich bis dahin eher dem heiteren Genre zugetan war, war ich selbst erstaunt, dass ich mit diesem Buch ein ganz neues Feld für mich persönlich betreten hatte. Leser des Buches sind allerdings der Meinung, dass selbst bei diesem wenig fröhlichen Thema, das Schmunzeln, neben dem Entsetzen, seinen Platz gefunden hat. Auf meiner Internetseite http://www.wortschmiede-roth.de/.de können Sie auch schon mal reinlesen in die Leseproben oder wenn Sie Zeit und Lust haben ein Video mit einer Lesung ansehen.

Ich stelle also fest, dass das Schreiben eine sehr lebendige Angelegenheit ist, die genau wie das Leben und der Mensch selbst, ständig im Wandel und im Werden ist. Vielleicht werde ich eines Tages einen Roman schreiben. Ideen dafür habe ich reichlich. Doch die Zeit, die ein Roman benötigt, um geboren zu werden, fehlt momentan noch. Schließlich müssen Autor/-innen auch von etwas leben und einem Broterwerb nachgehen.Beruflich bin ich der glücklichen Lage, dass meine Hobbys, wie das Gestalten und Schreiben, gleichsam mein Beruf sind. Ein Geschenk des Himmels, das ich sehr wohl zu schätzen weiß! So schreibe ich mit wachsendem Erfolg im Auftrag meiner Kunden, Artikel für verschiedene Internetportale, Blogs, private Biografien und Lebensgeschichten, Firmenchroniken, Hochzeits- und Geburtstagsfestschriften sowie Protokolle aus allen Bereichen nach Audiodateien. Daneben genieße ich es natürlich auch weiterhin, in meinem erlernten Beruf als Mediengestalterin, diverse Druckprodukte wie z. B. Flyer, Broschüren, Geschäftspapiere, Plakate sowie Bücher anderer Autoren etc. herzustellen.

Abschließend zu dieser Vorstellung möchte ich meinen Kollegen und Kolleginnen, Walter-Jörg Langbein, Ursula Prem, Sylvia B. und Rita Hajak danken. Die Zusammenarbeit mit ihnen ist äußerst kreativ und produktiv, und der Umgang miteinander ist gezeichnet von Toleranz und Herzlichkeit. Ich freue mich sehr, dass wir uns gefunden haben, und auf diesem Blog gemeinsam ein buntes Leseprogramm, für unsere Leser anbieten können!

In diesem Sinne: viel Spaß mit den unterschiedlichen Texten, die sich nach und nach, in lockerer Reihenfolge, auf diesem Blog präsentieren werden. Um die Zeit bis dahin zu überberücken, können sie gern zwischendurch ein Buch lesen! Und falls sie auf der Suche nach interessanten Büchern für Kinder oder Erwachsene sind, schauen Sie einfach immer wieder einmal bei "Ein-Buch-Lesen" vorbei, wir stellen immer wieder neue und alte Bücher vor. Wenn Sie nichts verpassen wollen, melden Sie sich als Leser an. Dann erhalten Sie eine Benachrichtigung per Email, sobald ein neuer Beitrag online ist.

Darum »Ein Buch lesen«

Mexico-City, im November 1998, nach Mitternacht. Ich kann nicht schlafen, will mir noch etwas die Beine vertreten. Also verlasse ich das Hotel... gehe einfach los. Neben mir fährt im Schritttempo ein uralter VW-Käfer. »Taxi« steht an der rostigen Beifahrertür. »Taxi!« schreit mir der Lenker des marode wirkenden Vehikels zu. »No thanks!« antworte ich höflich. Der Taxifahrer lacht. »Ahhh... German! German!« Ich nicke ihm freundlich zustimmend zu und gehe langsam weiter. Nach kurzem Überlegen ruft der Mann am Steuer immer wieder »Beckenbauer, Beckenbauer... Prem, Prem!«

Natürlich ist auch mir Kaiser Franz bekannt. Aber Prem? Ich überlege: Für welche Mannschaft mag dieser Prem wohl spielen? »Bayern München?« bringe ich in unser Gespräch ein. »Schalke?« Die Bremsen des Käfers kreischen auf. Der Motor säuft würgend ab. Der Taxifahrer springt aus seiner Rostlaube. Er stimmt einen lauten, kehligen Gesang an. Ich bin ratlos. Die Schlachtrufe sind mir unbekannt. Immer lauter singt der Chauffeur. Ich erkenne keine Melodie. Meine Ratlosigkeit stachelt den Mann nur noch an. Immer lauter und lauter »singt« er. Ich applaudiere heftig.

Kopfschüttelnd schiebt der »Sangeskünstler« mich in sein Vehikel. Etwas ängstlich blicke ich mich um. Besteht Gefahr? Der Taxifahrer stellt sich endlich vor: »Pedro!« Ich nicke. »Walter!« Pedro öffnet die Fahrertür und beginnt seinen Käfer anzuschieben. Erst langsam, dann schneller. Sein Atem keucht. Immer schneller. Plötzlich springt er hinters Steuer... zerrt an Kabeln... knatternd springt das treue Auto an. Das Gaspedal wird durchgetreten. Nach einer halben Stunde Fahrt – halsbrecherisch wäre untertrieben – halten wir vor einem Friseursalon. Der Taxifahrer hupt anhaltend und springt aus dem Auto. Mit wuchtigen Faustschlägen hämmert er gegen die Tür des Salons. Licht wird angeschaltet. Ein ältliches Männlein erscheint. Pedro redet auf ihn ein. Der Mann nickt. Sehen meine Haare so schlimm aus, dass ein Haarschnitt so dringend nötig ist?
Pedro wiederholt wieder seine »Beckenbauer-Prem-Rufe« und redet auf den Barbiert ein. Und der Meister des Haareschneidens übersetzt. Sein Englisch ist recht gut. Endlich wird das Geheimnis gelöst: Pedro hat 1996 und 1997 in Dessau gearbeitet. Und dort bekam er auf Umwegen Opernkarten... erlebte Ursula Prem als »Salome« und als »Madeleine«.

Kennerhaft rufe ich nun meinerseits immer wieder »Prem... Prem...«, unterbrochen durch genüssliche »Aaaas« und »Oooos«. Schließlich werde ich wieder in den Käfer gepackt. Diesmal gibt der erstaunlich konditionsstarke Friseur Starthilfe. Eine gute Stunde später liege ich wieder in meinem Hotelbett – und schäme mich. Wie konnte ich »Prem« für einen Fußballspieler halten?
Die humorige Episode aus Mexico-City versank in den Abgründen meines Gedächtnisses.... bis ich 2009 wieder daran erinnert wurde. Ursula Prem begegnete mir in den Weiten des Internets – diesmal nicht als prominente Opernsängerin... sondern als Schriftstellerin.

30 Sachbücher habe ich in den vergangenen 30 Jahren geschrieben. Sicher werden noch einige dazukommen. Für mich ging ein Kindheitstraum in Erfüllung: Ich wollte schon in jungen Jahren die Welt bereisen und Schriftsteller werden... Bücher sind meine große Leidenschaft. »Ein Buch lesen... « das heißt für viele Zeitgenossen Superbestseller wie Dan Browns »The Lost Symbol« (»Das verlorene Symbol«) zu verschlingen. Aber es gibt in der Welt des Buches nicht nur Megabestseller wie die Thriller von Dan Brown. Es gibt auch Werke wie »2010 – Denn Hass zieht dunkle Kreise« von Ursula Prem, die es verdient haben, einem breiten Publikum vorgestellt zu werden. Und deshalb wirke ich gern bei »Ein Buch Lesen« mit: um auf wichtige Veröffentlichungen hinzuweisen, die nicht in der unüberschaubaren Masse der Buchmaschinerie untergehen dürfen!

Sonntag, 20. September 2009

Ankündigung: "Ein Buch lesen" startet demnächst

Dieses Literaturblog befindet sich noch im Aufbau. Viele fleißige Hände werkeln im Hintergrund, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine bunte, gleichsam unterhaltsame als auch informative Seite bieten zu können.
Am 4. Oktober geht es richtig los: Walter-Jörg Langbein, Bestsellerautor und Verfasser des Herbig-Erfolgstitels "2012 - Endzeit und Neuanfang" plaudert über seine Reiseerlebnisse, die der Entstehung des Buches zugrunde liegen und stellt ihnen nach und nach einige Autorenkollegen und deren Werke vor.

Ein Buch lesen - Warum es für Erwachsene wie Kinder gleichwohl wichtig ist

Das Blog "Ein Buch lesen" hat es sich zudem zur Aufgabe gemacht, die Wichtigkeit des Lesens im allgemeinen Bewusstsein zu verankern.
Die aktive Tätigkeit des Lesens unterscheidet sich von der passiven Betrachtung eines Films dadurch, dass Phantasie und Vorstellungsvermögen des Lesers in ganz anderer Weise herausgefordert werden.
Das Gelesene eigenständig in geistige Bilder umzusetzen, stellt ein nicht zu unterschätzendes Training der mentalen Kräfte dar, wie sie das reine Konsumieren bewegter Bilder nicht zu bieten vermag.