Sonntag, 28. Juni 2015

284 »Judas war kein Verräter«

Teil 284 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Blick zum Altar

Der Hochaltar der Marktkirche ist und war ein Blickfang für jeden Besucher des Gotteshauses. Die majestätische Schlichtheit der Hallenkirche lässt die Farbenpracht des Altars besonders hervortreten. Altäre gab es als Tische schon in vorchristlichen Kulturen. Meist dienten sie für Opfergaben, die die Götter gnädig stimmen sollten.

Der Aufbau auf dem Altar der »Marktkirche St. Georgii et Jacobi« in Hannover hat eine bewegte Vergangenheit. Etwa 1470 bis 1485 fertiggestellt wurde der Altar anno 1663 ausgebaut und kam in die Aegidienkirche. Als diese 1856 renoviert wurde, gelangte der Altar ins Welfenmuseum. Im II. Weltkrieg wurden seine äußeren Flügel zerstört. 1952 wiederum fand er seinen heutigen Platz in der Marktkirche zu Hannover. Wäre er in der Aegidienkirche verblieben, würde das kostbare Kleinod sakraler Kunst nicht mehr existieren. Die Aegidienkirche wurde 1943 von der »Royal Airforce« und den »United States Army Air Forces« systematisch bombardiert. Es wurden massive Bombenabwürfe systematisch organisiert, so als habe man die Stadt vollkommen auslöschen wollen. Die Aegidienkirche wurde bis auf die Außenmauern völlig zerstört.

Foto 2: Der Altar in der Hallenkirche

Im Christentum hatten die Altäre sakramentale Bedeutung zur Erinnerung an das »letzte Abendmahl« Jesu, bevor ihm der Prozess gemacht wurde. Erst im 13. Jahrhundert ging man dazu über, Aufsätze anzubringen, deren geschnitzte und gemalte Bildnisse die Gemeinde wie ein Buch lesen konnte. Das führte dazu, dass die Priester ihren Platz hinter dem Altar aufgeben mussten. Sie wechselten vor den Altar.

Bildtafel Nummer 3 zeigt das »letzte Abendmahl«. Jesus sitzt mit seinen Jüngern an einem (runden?) Tisch. Er hat offenbar ein Stück Brot in die Schüssel getaucht und reicht den kleinen Happen Judas. Als biblische Vorlage diente eindeutig das Evangelium nach Johannes (1):

Foto 3: Das letzte Abendmahl

»Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete.

Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus lieb hatte, der lag bei Tisch an der Brust Jesu.

Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete.
Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist's?

Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.«

Betrachten wir die wiederum sehr detailreiche Darstellung am Altar der Marktkirche von Hannover, so entdecken wir – nur aus der Nähe – interessante Einzelheiten. Der Bissen, den Jesus Judas vor den geöffneten Mund hält, hat nicht die Form eines abgebrochenen Stückchen Brots, sondern die einer Oblate. (Im Foto weiß markiert!)

Foto 4: Oblate und Geldbeutel

Und Judas trägt unter dem rechten Arm den Beutel (im Foto gelb markiert!)
mit dem Lohn für seinen Verrat. Aber hat Judas Jesus wirklich verraten? Im Verlauf der letzten Jahre änderte sich das Bild, das vom vermeintlich »bösen« zeichnet!

»Judas war kein Verräter!« Diese These mutet kühn an. Sie widerspricht vollkommen wichtigen Aussagen, die nach allgemein verbreiteter Ansicht im Zentrum der Bibel stehen. Menschen, die nie zur Bibel greifen, aber auch emsige Bibel-Leser glauben sicher sein zu können, dass Jesus von Judas verraten wurde. Aber eine sorgsame Analyse verschiedener Texte des »Neuen Testaments« kommt zu einem geradezu revolutionär anmutenden Resultat.

Foto 5: Der Judaskuss von Urschalling

Unzählige Darstellungen von Judas gibt es weltweit in unzähligen Kirchen. Ein Beispiel: Urschalling am Chiemsee. Die einstige Wehrkirche dort bietet viele Geheimnisse! Judas Ischariot, dessen Name seit vielen Jahrhunderten so etwas wie ein Synonym für Untreue, Lug und Trug ist, wird seit fast zwei Jahrtausenden gründlich missverstanden. Die Wahrheit steht im »Neuen Testament«. Man muss sich nur von lieb gewordenen biblischen Irrtümern verabschieden. Erst dann wird offenbar, was wirklich in der Bibel steht.

In einem Punkt stimmen die vier kanonischen Evangelien, bei allen Widersprüchen, überein: Jesus weiß beim letzten Abendmahl mit seinen Getreuen, dass ihn einer seiner Jünger verraten wird. Das besagt eindeutig der Text aller gängigen Ausgaben des »Neuen Testaments«...allerdings nur in Übersetzungen. Im griechischen Originaltext wird man aber vergeblich nach dem Verb »verraten« suchen. Da wird stets das Griechische »paradidonai« benützt.

Was aber bedeutet »paradidonai«? Das geht aus dem Brief des Paulus an die Galater deutlich hervor (2): Paulus preist Jesus, der sich als Sohn Gottes für den Menschen Paulus freiwillig hingab. Für den Neutestamentler Pinchas Lapide ist somit Judas nicht der bösartige Verräter Jesu, sondern der treue Jünger Jesu, der mithalf, den göttlichen Plan im Einverständnis mit Jesus selbst in Erfüllung gehen zu lassen.

So fordert Jesus Judas im Evangelium nach Johannes – in der wörtlichen Übersetzung – konkret auf (3) »Was Du zu tun im Begriff bist, das tue schneller.« Möglich ist auch die Übersetzung: »Was Du tun musst, dass tue schneller!« Der große Kirchenlehrer Origines (etwa 185-254 n.Chr.) verstand den Kreuzestod Jesu deshalb auch nicht als Folge eines teuflischen, bösartigen Verrats, sondern als heilgeschichtliche Unvermeidlichkeit im großen Plan Gottes. Jesu Tod war demnach kein Unglück als Folge eines Verbrechens, sondern planmäßiges Geschehen.

Foto 6: Die Kirche von Urschalling

Geht man den vier Evangelientexten nach Johannes, Markus, Lukas und Matthäus im griechischen Original auf den Grund, so wird aus einem Verrat durch Judas die »Dahingabe« mit Jesu Einverständnis. Die Evangelientexte bringen, bei aller Widersprüchlichkeit, eine theologische Überzeugung zum Ausdruck: Aus theologischer Sicht war Judas kein verbrecherischer Verräter, der durch seine Tat an der Ermordung Jesu beteiligt war. Aus theologischer Sicht war Judas ein Mitwirkender am göttlichen Plan. Der kritische Bibelwissenschaftler aber muss hinterfragen. Entsprechen die theologisch gedeuteten Texte der historischen Wirklichkeit?

Zweifel sind angebracht! Vor seiner Verhaftung befand sich Jesus an mehreren Tagen im Tempel von Jerusalem und predigte vermutlich zu Tausenden. Zumindest in jenen Tagen muss Jesus, glaubt man dem »Neuen Testament«, stadtbekannt gewesen sein. Ein verräterischer Freund wäre also überhaupt nicht erforderlich gewesen, um den »Aufrührer« zu identifizieren.

Um die Frage nach dem »Verrat« Jesu durch Judas beantworten zu können, dürfen wir nicht nur die Evangelien des »Neuen Testaments« befragen. Es gibt eine ältere Quelle, die ebenfalls ins »Neue Testament« aufgenommen wurde. Noch bevor die vier kanonischen Evangelien entstanden, verfasste Paulus seine berühmten Briefe, die in den Text des »Neuen Testaments« aufgenommen wurden. Paulus, der älteste Kronzeuge des »Neuen Testaments«, verliert kein Wort über einen Verrat, den Judas begangen haben soll.

Paulus berichtet, dass Jesus nach der Auferstehung zunächst dem Kephas, dann den zwölf Jüngern erschienen sein soll, also auch Judas. Glaubt man aber den Evangelisten, dann war der vermeintliche »Verräter« zu diesem Zeitpunkt längst tot, weil er sich aus Schuldbewusstsein das Leben genommen hatte. Von einem Verrat Jesu durch Judas weiß aber der älteste Kronzeuge Paulus ebenso wenig wie von seinem angeblichen Selbstmord. Mein Resümee: Judas hat Jesus nicht verraten!

Foto 7: Jesus, Judas und die Häscher

Die nächtliche Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane wird auf dem Altarbild von Hannover wie ein Film und doch nur  in einem Bild dargestellt. Es ist bewundernswert, wie der Künstler in einem starren, in Holz geschnitzten Bild, Bewegungsabläufe darstellen konnte.

Eben hat Jesu Jünger Petrus dem Malchus (4), einem Knecht des Oberpriesters, ein Ohr abgeschlagen. Dem Mann ist seine Laterne entglitten, sie liegt am Boden. Im Hintergrund (links oben) sieht man Judas mit seinem »Geldbeutel« davon eilen. In diesem Moment mag Jesus die Worte zu Petrus gesprochen haben, die vom Evangelisten Johannes überliefert wurden (5): »Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?« 

Man kann die 21 Bilder vom Altar der Marktkirche zu Hannover wie ein Buch lesen, besonders aus der Nähe, wenn man die zum Teil recht kleinen Einzelheiten erkennt, die von den Künstlern so sorgsam herausgearbeitet wurden. Ohne Kenntnis der biblischen Texte allerdings bliebe vieles unverständlich. 


Fußnoten
Foto 8: Marktkirche im Mittelalter

(1) Evangelium nach Johannes, Kapitel 13, Verse 21-26
(2) Brief des Paulus an die Galater Kapitel 2, Vers 20
(3) Evangelium nach Johannes Kapitel 13, Vers 27
(4) Evangelium nach Johannes, Kapitel 18, Vers 10
(5) Evangelium nach Johannes, Kapitel 18, Vers 11

Zu den Fotos

Fotos 1 und 2:  Blick Richtung Altar in der Marktkirche von Hannover.
Fotos Walter-Jörg Langbein

Fotos 3 und 4: Altarbilder Marktkirche Hannover. Foto Walter-Jörg Langbein

Fotos 5: Verhaftung Jesu und Judaskuss aus der Kirche von Urschalling. Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 6: Die Kirche von Urschalling. Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 7: Altarbild Marktkirche Hannover

Foto 8: So soll die Marktkirche im Mittelalter ausgesehen haben. Zeichnerische Rekonstruktion, etwa 1850 entstanden.

285 »Jesus und das Fest der Essener«
Teil 285 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«,                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 05.07.2015


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Sonntag, 21. Juni 2015

283 »Der Ritt auf zwei Eseln«

Teil 283 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Blick auf die Marktkirche

Es war ein düsterer Novembermorgen, als ich zusammen mit meinem Kollegen Peter Hoeft die »Marktkirche St. Georgii et Jacobi« in Hannover besuchte. Direkt vor dem altehrwürdigen Gotteshaus herrschte emsiges Treiben. Der Weihnachtsmarkt wurde vorbereitet. Ein großer Kran hob Verkaufsbuden durch die Luft und platzierte sie nur wenige Meter von der ältesten Kirche Hannovers. Anno 1238 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Archäologische Ausgrabungen in den Jahren 1952 und 1989 förderten aber Reste eines Vorgängerbaus zutage, der schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestand. Kunstvoll bearbeitete Steine, darunter ein prachtvolles Säulenkapitell mit Akanthus-Blättern aus dem 12. Jahrhundert, wurden entdeckt.

Schon vor mehr als zwei Jahrtausenden tauchten Akanthus-Blätter als sakrales Motiv in Verbindung mit Buddha-Statuen auf. Im Mittelmehrraum kannte man Akanthus als Symbol für Leben und Unsterblichkeit. »Unsterblichkeit« hatte freilich in vorchristlichen Zeiten häufig eine andere Bedeutung. Im zyklischen Denken gab es die ewige Wiederkehr des Lebens, Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt. Das Leben wurde als ewig angesehen, weil es immer wieder kam, blieb und ging. In heidnischen Kulten gab es Riten, die diese dem Christentum fremde Vorstellung darstellten.

Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt

So erfährt Inanna von Schöpfergott Enki, dass sie die Geheimnisse von Tod und Leben nur ergründet kann, wenn sie selbst Leben, Tod und Wiedergeburt erfährt. Inanna musste heiraten und die Unterwelt hinab steigen. Unzählige Varianten der »Heiligen Hochzeit« gibt es schon seit Jahrtausenden. Sie sind oftmals sehr komplex, basieren aber in der Regel auf dem gleichen Ritual. Himmelskönigin und weltlicher König heiraten, der Gemahl der Göttin stirbt und wird von der Göttin aus der Welt des Todes wieder ins Reich der Lebenden zurückgeholt.

Unvoreingenommen betrachtet spielt sich im zyklischen Kirchenjahr Ähnliches ab: Geburt Jesu, Leben, Sterben und Wiedergeburt. Man kann noch einen Schritt weitergehen und die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu so sehen: Geburt, Leben, heilige Hochzeit mit Maria Magdalena, Tod Jesu, Maria Magdalena besucht das Grab Jesu (»Unterwelt«), Jesus kehrt aus der Unterwelt in die irdische Welt des Lebens zurück.

Der Drachentöter

Diese Interpretation mag strenggläubigen Christen unserer Tage als ketzerisch erscheinen. Wie weitestgehend alle Theologen lehnen sie derlei Überlegungen zum Thema »Ewiges Leben« ab. Leider wissen die meisten Zeitgenossen im christlichen Abendland ein Privileg nicht hinreichend zu würdigen. Wir leben in einer säkularisierten Welt, in der Religionsfreiheit herrscht. Bei uns gibt es keine fanatischen Fundamentalisten, die alle Andersdenkenden vor »Gericht« zerren können, wo die Todesstrafe droht. Religion ist bei uns Privatangelegenheit und wird nicht von staatlicher Seite überwacht, schon gar nicht bestraft. Unbestreitbar sind unsere christlichen Wurzeln, auch kulturell. Allerdings scheint auf christlicher Seite das Wissen über die nach wie vor größte Weltreligion rapide zu schwinden. Es besteht fraglos die Gefahr, dass immer mehr Zeitgenossen zunehmend die Orientierung verlieren.

Jacobus der Ältere pilgert

Imposant ragt der auf uralten Fundamenten stehende rote Backsteinbau der »Marktkirche St. Georgii et Jacobi« von Hannover in den Himmel. Über dem Westportal besiegt zur Linken ein reichlich martialischer Heiliger Georg den Drachen. Zur Rechten pilgert Jacobus der Ältere. Die Statuen beider Namenspatrone der Marktkirche wurden 1992 vom Braunschweiger Bildhauer Jürgen Weber geschaffen. Der »alte« Jacobus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dem »alten« Drachentöter hatte der Zahn der Zeit so stark zugesetzt, so dass man ihn »aufs Altenteil« in den nördlichen Chor versetzte. Man wollte ihn nicht länger der giftigen Umwelt aussetzen, die selbst Stein zersetzt.

Betritt man die Marktkirche, so fällt der Blick auf  den Altar, der wohl schon 1470 bis 1485 fertiggestellt werden konnte. Wer ihn geschaffen hat, wir wissen es nicht. Es sind keinerlei Dokumente aus seiner Erstehungszeit erhalten geblieben. Mindestens drei Künstler schnitzten biblische Bilder in Lindenholz. Im Zentrum steht die Kreuzigung Jesu zwischen den beiden »Räubern«. Zwanzig kleinere Kunstwerke erzählen Jesu »Geschichte« vom Einzug in Jerusalem bis zu Jesus als Richter über die Lebenden und die Toten am Ende der Zeit. Angeordnet sind die fast gleichgroßen Einzelbilder in zwei Reihen zu je zehn Feldern  übereinander.

Jesus reitet in die Stadt
Jesus reitet – siehe die Evangelien nach Johannes (1) und Matthäus (2) – auf einem Esel in die Stadt Jerusalem ein. Studiert man eine der beiden biblischen Vorlagen genauer, fällt ein Kuriosum auf. Im Evangelium nach Matthäus lesen wir (3): » Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und er setzte sich darauf.« Die schnitzenden Künstler von Hannover konnten diese Szene nicht eins zu eins umsetzen. Nach Matthäus setzte sich Jesus nicht auf einen, sondern auf zwei Esel – gleichzeitig! Des Rätsels Lösung: Der Evangelist formulierte den Text so, um eine alte biblische Prophezeiung in Erfüllung gehen zu lassen (4): »Siehe, dein König kommt zu dir...und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.« Reitet der König bei Sacharja nur auf einem Esel, so macht er sich bei Matthäus auf zwei Eseln gleichzeitig bequem.

Die Unsinnigkeit dieser Behauptung ist augenscheinlich. Niemand kann auf zwei Eseln gleichzeitig sitzen, geschweige denn reiten. Als ich in Erlangen evangelische Theologie studierte, fragte ich »meinen« Professor nach diesem Widerspruch. Der verwies mich auf den Kirchenlehrer Thomas von Aquin (etwa 1225 bis 1274). »Lesen Sie mehr Thomas von Aquin als diesen Däniken! Thomas von Aquin war zwar Dominikaner und leider kein Lutheraner, hat aber vieles richtig gesehen! Das Ganze ist symbolisch zu verstehen! Die Eselin steht für die Synagoge, das Eselfohlen für das freie Heidenvolk. Jesus wird sinnbildlich sowohl vom alten Judentum als auch vom noch nicht bekehrten Heidentum getragen!« Sehr überzeugend ist die Erklärung von Thomas von Aquin nicht!

Die Evangelien schildern den Einzug Jesu wie den Empfang eines heutigen »Superstars«. Aus Platzmangel müssen sich die Künstler mit zwei Männern am Tor Jerusalems begnügen, die das jubelnde Volk darstellen. Einer der beiden breitet seinen Umhang am Boden aus. Drei weitere Männer werden als Jesu Jünger Petrus, Jakob und Johannes identifizieren. Jacobus der Ältere (links im Eck stehend) trägt bereits die Mütze, die erst viele Jahrhunderte zur Standardausrüstung jedes männlichen Pilgers gehören sollte. Die berühmte »Jakobs-Muschel« indes fehlt.

Vertreibung der Geldwechsler

Auf den »Einzug in Jerusalem« folgt als nächste, kunstvoll geschnitzte Szene, die »Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel durch Jesus«. Wir sehen den wütenden Jesus. Mit einer Art Geißel bedroht er drei Geldwechsler, die ihr Geld zusammengerafft haben und vor dem zornigen Jesus fliehen. Auf eindrucksvolle Weise illustriert der Altar von Hannover, was im Evangelium nach Johannes steht (5): »Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um.«

Die Darstellung von Hannover… welchem Evangelium folgt sie eigentlich? Es gibt nämlich eklatante Widersprüche in den vier Evangelien, auch was die Chronologie der Ereignisse angeht. Wann kam es zur »Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel in Jerusalem«? Professor Helmut Merkel antwortet kurz und bündig (6): »Bei den Synoptikern (Markus, Matthäus und Lukas) steht sie am Anfang der letzten Lebenswoche Jesu, während Johannes sie an den Anfang der Wirksamkeit Jesu stellt.«

Es war ein düsterer Novembermorgen, als ich zusammen mit meinem Kollegen Peter Hoeft die »Marktkirche St. Georgii et Jacobi« in Hannover besuchte. Im Gotteshaus herrschte emsiges Treiben. Es wurde musiziert und gesungen. Vor dem Gotteshaus wurden Buden für den Weihnachtsmarkt aufgebaut. Die Händler würden bald vor der Kirche agieren und Geschäfte machen, nicht mehr im »Haus des Vaters« selbst. Die Geldwechsler gehörten auch noch zu Jesu Zeiten zum Tempelkult. Im Tempel selbst galt eine besondere Währung, die tyrische Doppeldrachme. Nur in dieser Währung konnte die Tempelsteuer bezahlt werden. Besucher des Tempels mussten also ihr Geld in Tempelwährung umtauschen. Wahrscheinlich benötigte man das »Tempelgeld« auch, um im Tempel Opfertiere zu kaufen. Die »Geldwechsler« waren fester Bestandteil des Tempelkults.

Kann man den Altar wie ein Buch lesen?
Fußnoten

(1) Evangelium nach Johannes Kapitel 12, Verse 12 bis 19
(2) Evangelium nach Matthäus (Kapitel 21, Verse 1-11)
(3) Evangelium nach Matthäus Kapitel 21, Verse 6 und 7
(4) Der Prophet Sacharja Kapitel 9, Vers 9, vom Verfasser aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragen
(5) Evangelium nach Johannes, Kapitel, Vers 15
(6) Merkel, Helmut: »Bibelkunde des Neuen Testaments«, Gütersloh 1978, Seite 100

Zu den Fotos:

Kann man den Altar wie ein Buch lesen?: gemeinfrei Bernd Schwabe
Alle übrigen Fotos: Walter-Jörg Langbein

284 »Judas war kein Verräter«,
Teil 284 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 28.06.2015

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Sonntag, 14. Juni 2015

282 »Mönch und Monster«

Teil 282 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Fotos 1 und 2: Dom von Verden bei Nacht

Bei den Maya hatte der Ceiba-Baum eine ganz besondere, religiös-mythologische Bedeutung. Als Weltachse verband er den Himmel mit der Unterwelt. Die Krone des Baums versinnbildlichte die himmlischen Gefilde, das Wurzelwerk unter der Erde die Unterwelt.

Die Weltachse der alten Germanen war die Weltesche Yggdrasil. In der Krone lebten die Götter, unterirdisch hausten bei den Wurzeln Schlangen und Drachen. Schlangen und Drachen sind auch in der christlichen Kunst. Mich faszinieren diese Fabelwesen schon viele Jahre. Wenn ich sakrale Bauten besuche, achte ich auch und besonders auf Schlangen und Drachen…. Im Reich der Mayas ebenso wie in christlichen Kirchen Europas.

Zweimal, jeweils zur Tag- und Nachtgleiche, findet in Chichen Itza ein phänomenales Schauspiel aus Licht und Schatten statt: Eine Himmelsschlange steigt gemächlich die Stufen einer Pyramide vom Himmel zur Erde herab und klettert wieder in die himmlischen Regionen empor. Während bei den Maya die Himmelsschlange Quetzalcoatl eine positive Lichtgestalt war, galt und gilt sie im Christentum als teuflisches Wesen. Meiner Meinung nach lebt in der »bösen« Schlange der Bibel eine sehr viel ältere, positive Gottheit weiter.

Foto 3: Der Mönch lächelt milde...

Wiederholt wurde ich im Verlauf der letzten Jahre auf eine angeblich besonders interessante Schlangendarstellung hingewiesen, die von Steinmetzen schon vor Jahrhunderten für den Dom zu Verden an der Aller geschaffen wurde. So recherchierte ich und wurde nicht fündig. Ich studierte Kirchführer, nirgendwo gab es Abbildungen oder Beschreibungen von Schlangen im Verdener Dom. Relativ ausgiebig wurde in der Literatur eine Urkunde erwähnt, die angeblich die Gründung des Bistums Verden im Jahr 786 dokumentiert. Besagtes Dokument, so steht da geschrieben, gehe auf Karl den Großen selbst zurück. Inzwischen gilt die Urkunde als Fälschung, die erst Mitte des 12. Jahrhunderts fabriziert wurde.

Fotos 4 und 5: Sonnenuhr bei Nacht

Ich recherchierte gründlich, erfuhr viel Interessantes über Verden und seinen Dom, aber nichts über Schlangendarstellungen im und am Gotteshaus. Doch dann stieß ich in den Weiten des Internets auf ta-dip, die private Homepage von Reinhold Kriegler mit dem Themenschwerpunkt »Sonnenuhren« (1). Auf dieser umfangreichen Seite geht Reinhold Kriegler auch auf den Dom zu Verden und eine mysteriöse Sonnenuhr ein. Kriegler konstatiert da (2):

»Ich hatte vor etlichen Jahren die Verdener Sonnenuhren fotografiert. Damals noch mit Film. Für ta-dip hatte ich dann die Papierabzüge gescannt und diese eingestellt. Nun war ich am 17. Juli 2013 abermals dort. Ich bedaure es so sehr, daß niemand die absolut einzigartige Qualität dieser mittelalterlichen Sonnenuhr, getragen von einem sanft lächelnden Mönch erkennt!«

Fotos 6 und 7: Sonnenuhr bei Tag

Krieglers kurze Beschreibung machte mich neugierig. Krieglers Fotos faszinierten mich. Diese mysteriöse Sonnenuhr musste ich persönlich in Augenschein nehmen. Also fuhr ich nach Verden. Abends führte mich mein Weg gleich zum Dom. Da stand ich vor dem »Haupteingang«, der sich hinter einer großen hölzernen Tür verbirgt. Ich wandte mich nach rechts, umrundete den hinter massiven Mauern liegenden Kreuzgarten. So kam ich an den Glockenturm. Jetzt ging’s nach links, etwas mehr als dreißig Meter weiter war ich am Ziel.

In der Dunkelheit des Abends beeindruckt mich die geschickt von einem Scheinwerfer angestrahlte Sonnenuhr. Da ist ein stehendes menschliches Wesen zu sehen, das offensichtlich zum Teil erheblich beschädigt wurde. Der Kutte nach zu urteilen kann es sich um einen Mönch handeln. Vor seiner Brust trägt der Geistliche etwas. Es kommt mir so vor, als würde der Mönch ein Buch lesen. Ist das der Fall? Wohl eher nicht. Meine Taschenlampe kommt zum Einsatz. Ich erkenne etwas mehr als im Scheinwerferlicht. Es ist kein Buch, was der Mönch (?) da vor sich hin hält, dem Betrachter förmlich entgegenstreckt, sondern das Zifferblatt einer Sonnenuhr.

Foto 8: Der Mönch steht auf...?
Der Mönch steht auf irgendetwas, das heißt: er stand, denn seine Beine fehlen. Wurden sie mutwillig abgeschlagen? Oder fielen sie dem Zahn der Zeit zum Opfer? Worauf hat der Mann mit der Sonnenuhr einst gestanden? Im Schein der Taschenlampe versuche ich, Einzelheiten auszumachen.  Da sind Beine oder Füße zu erkennen, ein mächtiger Leib wie der eines Löwen und so etwas wie eine Schlange. Wieder sind erhebliche Schäden auszumachen, die eine klare Identifikation der Tiere unmöglich machen. Am nächsten Tag bin ich in aller Frühe wieder vor Ort.

Voller Spannung schraube ich meine Kamera (Nikon D3300) auf eine Teleskopstange, schiebe die Stange nach oben, bis die Kamera in Höhe des Mönchs eigentlich vorzügliche Fotos direkt von vorn und ohne perspektivische Verzerrung liefern könnte. Sie tut es aber nicht, der Fernauslöser verweigert seinen Dienst. Trotzdem gelingen mir per Teleobjektiv (Nikon D800E) interessante Aufnahmen, vom  Mönch und von den Fabelwesen zu seinen Füßen. Das heißt: Füße hat der steinerne Mann ja keine mehr. Man kann aber eher erahnen als sehen, wo sie einst standen.

Foto 9: Löwe ohne Kopf?

Vom Betrachter aus links imponiert ein vierbeiniges Wesen mit mächtigem Leib. Das Haupt fehlt leider völlig. Am Ende seines Schweifs hat das Tier eine Quaste. Es dürfte sich also wohl um einen Löwen handeln. Und der kämpft, ja mit wem? Mit seinen Pranken umklammert der Löwe etwas Langes, Schlangenartigs. Nur eine Schlange ist es wohl nicht, eher der stark beschädigte Schweif des zweiten Tieres. Ist es ein Drache, ein Lindwurm vielleicht? Schuppig ist sein Leib jedenfalls, was zum Drachen oder Lindwurm passen würde. Reckt das schuppige Tier den schlanken Hals gen Himmel? Ein Kopf ist nicht auszumachen.


Foto 10: Schuppentier mit Sattel?

Auf dem »Rücken« des Schuppentieres liegt etwas Undefinierbares, eine Art Decke (?) oder gar Sattel? Was es auch sein mag, es ist deutlich vom schuppigen Leib abgegrenzt, und zwar durch eine gezackte Linie. Spekulieren wir: Da kämpfen ein Löwe und ein Drache gegeneinander. Symbolisieren sie verschiedene Gruppierungen im Heidentum, auf denen triumphierend der Mönch als Stellvertreter für das Christentum steht? Der Mann Gottes lächelt milde, sanft. Warum? Weil er sich überlegen fühlt? Oder ist er wissend, eingeweiht? Steht für ihn das Christentum auf seinen heidnischen Vorläufern? Ersetzt die »neue« Religion die »alte« nicht, sondern baut auf ihr auf?

Wir wissen, dass der Dom zu Verden just dort errichtet wurde, wo einst eine heidnische Kultanlage Gläubige anlockte, wo auch Gericht abgehalten wurde. Sind die Monsterwesen unter dem Mönch eine Anspielung auf das Heidentum?

Wie lang mögen Christentum und Heidentum nebeneinander konkurrierend bestanden haben? Wurde die angeblich auf Karl den Großen zurückgehende Urkunde gefälscht, um die Gründung weit zurück in die Vergangenheit zu legen?

Sollte so das Christentum in Verden älter gemacht werden als es war… und die »Heidenzeit« weiter zurück in die Vergangenheit gedrängt werden?

Foto 11: Im Dom zu Verden, Blick zur Orgel

Warum findet sich in keinem von mir studierten Buch über Verden und den Dom eine Beschreibung der geheimnisvollen Sonnenuhr? Warum gab es am üppig bestückten Karten- und Schriftenstand im Dom unter den diversen Ansichtskarten vom Dom keine einzige von der Sonnenuhr? Nüchtern stellt die »Sonnenuhr-Bibel« von Dr. Hugo Philipp zur Sonnenuhr von Verden fest: »Gravur auf Platte, welche von einer Figur getragen wird, Werkstoff: Naturstein, entstanden vermutlich 1300, Stil: gotisch, Zustand mangel(haft)«

Fakt ist: Der Mönch und die Monster mit der Sonnenuhr… ein mysteriöses Kunstwerk von beachtlichem Alter … ist in seiner Art einzigartig. Etwas Vergleichbares gibt es nicht. Warum wird es dann so stiefmütterlich behandelt?

Foto 12: Im Dom zu Verden, Blick zum Altar
   
Fußnoten

(1) http://www.ta-dip.de/sonnenuhren.html

(2) http://www.ta-dip.de/sonnenuhren/sonnenuhren-aus-nah-und-fern/niedersachsen/sonnenuhren-in-verden.html

(3) Philipp, Hugo et al: »Sonnenuhren/ Deutschland und Schweiz«, Stuttgart 1994
(Das Werk enthält keine Seitenangaben, ist nach Postleitzahlen geordnet. Die
Sonnenuhr von Verden findet sich unter »27283 Verden Ni(edersachsen)«

DANK

Herrn Roland Kriegler möchte ich  recht herzlich für die interessante Korrespondenz danken! Seine Homepage ist sehr interessant! Ein Besuch lohnt sich allemal!


Zu den Fotos

Fotos 1 und 2: Dom zu Verden bei Nacht. Im rechten Foto habe ich die Sonnenuhr gelb markiert.
Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Ein Mönch lächelt milde. Foto Walter-Jörg Langbein
Fotos 4 und 5: Sonnenuhr bei Nacht. Fotos Walter-Jörg Langbein
Fotos 6 und 7: Sonnenuhr bei Tag. Fotos Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Der Mönch steht auf..? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Löwe ohne Kopf? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 10: Schuppentier mit Sattel? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 11: Im Dom zu Verden, Blick zur Orgel. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 12: Im Dom zu Verden, Nlick zum Altar. Foto Walter-Jörg Langbein


283 »Der Ritt auf zwei Eseln«,
Teil 283 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 21.06.2015



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Donnerstag, 11. Juni 2015

Bürgerbeteiligung: das Feigenblatt für die Atomlobby? Atommüll: Bürgergutachten, quo vadis? …

… vermutlich in die runde Ablage* …
*(Lt. Wikipedia Zitat: »Der Begriff Ablage P, Ablage rund oder Rundablage (österr. auch: Rundordner) ist eine scherzhafte Umschreibung für Papierkorb. Er spielt auf tatsächliche „Ablagen“ für die Aufbewahrung von Dokumenten an und täuscht durch den Buchstaben P die Einordnung in ein alphabetisch geordnetes System vor.« Zitatende)

Frag doch mal den Bürger …

Am 25. März 2015 berichtete ich auf »Ein Buch lesen!« über meine Teilnahme an dem Bürgerforum  »Wohin mit dem Atommüll?«.  An drei Wochenenden habe ich in der Lutherstadt Wittenberg mit weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen der Republik an diesem wichtigen Thema gearbeitet. Herausgekommen ist ein Bürgergutachten, welches am Abschlusstag dem Vorsitzenden der Kommission: »Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe«,  (umgangssprachlich Endlagerkommission), Michael Müller überreicht wurde. 

Gleichzeitig wurde uns Teilnehmern zugesagt, dass unser Bürgergutachten im Rahmen einer Veranstaltung der Kommission der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll und dazu auch Vertreter unserer Gruppe eingeladen werden sollen. Dass nicht alle Teilnehmer aus Kostengründen geladen werden können war uns klar, das wäre auch nicht unser Anspruch gewesen.

Es ist auch von Seiten der Teilnehmer des Bürgerforums nichts falsch verstanden worden, denn die Moderation der Veranstaltung lag in Händen der IFOK GmbH, die auf ihren Seiten über dieses Ergebnis berichteten.


Zitat: »Wie geht es mit den Empfehlungen der Bürgerinnen und Bürger weiter?
Michael Müller sagte zu, das Bürgergutachten durch Vertreter der Gruppe während der Auftaktveranstaltung der Endlager-Kommission im Juni in Berlin vorstellen zu lassen und lud die Gruppe nach Berlin ein. Zudem wurden Vertreterinnen und Vertreter in die AG1 (Beteiligung) der Kommission eingeladen werden, um ihre Thesen direkt mit den Mitgliedern der Kommission diskutieren zu können.« Zitatende

Aktion und Reaktion …

Unter der Überschrift: »ENTRIA blamiert die Endlagerkommission« gab der Schriftsteller und Umweltschützer Jörg Sommer am 30. März 2015 zu diesem Bürgergutachten auf seinem Anti Atom Blog eine private Stellungnahme ab. 
Aus dem Text möchte ich folgendes Zitat wiedergeben: 
»Auch wenn dieses Bürgergutachten angesichts der geringen Zahl der Beteiligten keine repräsentative Aussagekraft hat (was es auch nicht beansprucht), so ist es den daran beteiligten Bürgern in nur drei Wochenenden gelungen, weit mehr Qualität in Sachen Beteiligungsprozess zu erarbeiten, als es die gesamte Endlagerkommission mit ihrem Millionenhaushalt bislang realisieren konnte - oder wollte.« Zitatende
Das ging runter wie Butter :-)

An dieser Stelle möchte und muss ich mich deutlich erklären: Weder bin ich Sprecher des Bürgerforums Wittenberg, noch spiegeln meine weiteren Ausführungen die Meinung der anderen Teilnehmer wieder. Es handelt sich schlicht um meine eigene Meinung zu den Ereignissen, die auf weitere Recherche basiert.

Bereits im Februar 2015 initiierte die Endlagerkommission ihr eigenes Bürgerforum im Rahmen einer Internetrepräsentation. Dieses Bürgerforum hat nichts mit dem Bürgerforum Witteberg zu tun und hat nur die Namensgleichheit gemein.


Unter dem Thema »Bürgerbeteiligung bei der Standortauswahl« und dem Unterpunkt: Wir wollen beteiligen lernen! Fand ich einen Beitrag des Users »Wissenschaftler« vom 23.04.2015, 13:11 Zitat: 
» Sehr geehrter Herr Sommer,

bitte setzen Sie sich dafür ein, dass der Veranstaltung im Juni ein kontinuierlicher Beteiligungsprozess folgt. Es ist eigentlich kaum verständlich, dass die Beteiligung erst wenige Monate vor dem geplanten Ende der Kommissionslaufzeit beginnt. Es ist mir auch nicht erklärlich, wie sie angesichts der auf den Juni erst einmal folgenden Urlaubszeit noch wirklich gelingen soll.

Am ehesten könnte dies der Fall sein, wenn Sie eine Fokusgruppe einrichten, in der nach Zufallsprinzip ausgewählte Bürger über einige Wochen hinweg intensiv am Thema arbeiten. Das ENTRIA-Projekt hat dies mit dem "Bürgergutachten" zum exakt gleichen Thema wie die Kommission sehr gut umgesetzt. Vielleicht sollte sich die Kommission Hilfe aus dem ENTRIA Projekt holen?« Zitatende


Gerichtet war diese Anfrage an Jörg Sommer, Kommissionsmitglied. Während sich der Privatmann Jörg Sommer auf seinem Blog noch engagiert zu dem ENTRIA-Projekt geäußert hatte, konnte sich das Kommissionsmitglied Jörg Sommer bis dato zu keiner Antwort durchringen. Irgendwie passt das nicht, oder? Das riecht nach Maulkorb!

Zudem schrieb der Privatmann Jörg Sommer am 29. März 2015 unter der Überschrift: »Kritik zeigt Wirkung: "Bürgerforum" beendet Zensur« Zitat: »Meine Kritik an der im "Bürgerforum" der Endlagerkommission praktizierten Voarbzensur zeigt Wirkung: Nach zahlreichen Berichten hier im Blog, aber auch Kritik von mir und anderen im "Bürgerforum" selbst, hat die nicht öffentliche "Vorsitzendenrunde" jetzt entschieden, die Vorzensur in diesem Forum abzuschaffen.« Zitatende 

Wir lesen und können es nicht fassen: Ein Forum muss moderiert werden. Aber ein Bürgerforum, initiiert von der Endlagerkommission, in dem offensichtlich Maulkörbe verteilt werden und in dem das hässliche Wort »Zensur« thematisiert wird, ist ein Gurkenforum, ein Rohrkrepierer und kann darum auch nicht als Plattform für einen offenen Dialog dienen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das hat auch was mit Netzkultur zu tun, was dem regelmäßigen Netznutzer klar sein dürfte, der Endlagerkommission scheinbar nicht. 

Das kann ich auch begründen:

Zu diesem Forum geben die Strategen der Firmen DEMOS PROGNOS auf Seite 36 eine Stellungnahme ab Zitate: » … Ein Großteil der Zuschriften stammen von sehr wenigen Absendern, deren Anliegen in der Kommission bekannt sind und bereits beantwortet wurden ... Aktuell scheint das Online-Forum von haupt- und ehrenamtlichen Lobby-Gruppen genutzt zu werden, um bekannte Positionen pseudonym gegenüberzustellen.« Zitateende.

Stellt sich mir die Frage: In welche Kategorie wurde denn die Frage des Users Wissenschaftler eingeordnet? Ist er ein Lobbyist? Und wenn seine Frage irgendwie beantwortet wurde, warum weiß ich als Teilnehmerin des Bürgerforums Wittenberg nichts davon? Warum heimlich antworten, in einem öffentlichen Forum? 

Abgesehen davon. Was unter dem Punkt 3.3.2 Zuschriften und weiterentwickeltes Online-Format ab Seite 36 zu lesen ist, wirkt auf mich peinlich und grotesk. So etwas darf man denken, es vielleicht einem Vertrauten ist Öhrchen flüstern, aber nicht öffentlich zugängig publizieren. In diesem Forum haben User z.T. mit vollem Namen und Adresse Beiträge gepostet. Diese User öffentlich in einer solchen Form bloßzustellen ist, aus meinen Erfahrungswerten gesehen, die Art der Cybermobber und Forentrolle! Soetwas gehört sich nicht! Das tut man nicht!

Interessant auch die Ausführungen der Strategen auf Seite 18 unter dem Punkt [3.2.7] Synopsenbildung mit Journalisten. Was ist das denn für eine Wortfindung? Ist es nur ein Tippfehler und meint Synapsenbildung
Oder erklärt sie sich weiter oben unter dem Punkt Jugend und junge Erwachsene? [3.2.6] Collaborative   Storytelling   Zukunftsgeschichten 

Alleine über diese Wortfindung Synopsenbildung mit Journalisten könnte ich in einem eigenständigen Beitrag sinnieren. Oder besser: Ich frage Ursula Prem, ob sie nicht bereit wäre, dieses Thema in ihren Kolumnen zu beleuchten. :-)

Oder sind hier nur Verfechter von Neuromarketing am Werk? Die Sprache würde passen! Neuronen würden Whiskas kaufen – und Katzen Mäuse!

Kann das alles noch getoppt werden? Aber sicher doch! Es kommt noch besser!

Denn auf Seite 33 wird wie folgt eingegangen. Zitat: »Zielgruppe Journalisten Beteiligungsformat Synopsenbildung 
Es wird ein Rechercheauftrag für eine ausgewogene Gruppe von Journalisten ausgeschrieben. Ziel ist es, eine Artikelserie zu produzieren, bei denen die Journalisten ihre jeweiligen Pround Contra-Perspektiven durch mehrwöchige Recherchen miteinander abgleichen und zu gemeinsamen Schlussfolgerungen kommen. Der Rechercheauftrag muss nachvollziehbar ergebnisoffen ausgeschrieben und vergeben werden. Bewerben können sich sowohl Gruppen von Journalisten, die in Zeitungen auf beiden Seiten des Links-Rechts-Spektrums arbeiten (Handelsblatt bis taz) oder Gruppen von freien Journalisten (z.B. Krautreporter)

Kostenschätzung rund 60.000 €« Zitatende



Wobei wir uns nicht erschrecken sollten, denn falls diese Synopsenbildung mit Journalisten in den Augen der Kommission keine Gnade findet, landet die Synopse halt in der Tonne. 

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, frage ich Leute vom Fach. So habe ich eine von mir hochgeschätzte Journalistin um einen kurzen Ratschlag gebeten, hier ihre Antwort:
»Synopsenbildung mit Journalisten. Also, nehmen wir mal an, die meinen das Basteln einer Zusammenfassung in Zusammenarbeit mit Journalisten.
Warum sollten Journalisten sich von denen vorschreiben lassen, wie die Zusammenfassung auszusehen hat?
Ist es nicht die Aufgabe von Journalisten, eben EIGENSTÄNDIG das Geschehen zusammenzufassen?
Sodass man unterschiedliche Sichtweisen hat?
Aus dem Geschehen kann es keine alleinseligmachende Synopse geben.
Da braucht es alle Betrachtungsweisen.
Wenn diese Wortbedeutung gemeint wäre, so wäre das ein Skandal für sich.

Vielleicht aber ist das auch ein Buchstabendreher und die meinten Synapsenbildung: Wir sorgen für die Bildung der richtigen Synapsen im Gehirn der Journalisten, damit die dann in unserem Sinne berichten.
Aber die SynopsenBILDUNG, das ist etwas sehr Ungebräuchliches. Das Wort kommt nicht mal im Wiki-Beitrag zu Synopse vor.
Während das Wort SynApsenBILDUNG an jeder Ecke verwendet wird.«

Die Schreibweise Synoptik ist auch in der Meteorologie gebräuchlich. Geht es um Gutwetter machen? Wie dem auch sei. Mit den veranschlagten 60.000 Euro dürfte eine solche »mehrwöchige Recherchen« Veranstaltung nicht zu wuppen sein. Sponsoren können aber durchaus gefunden werden, denn Zitat Jörg Sommer: »Noch dazu haben die zur Angebotsabgabe aufgeforderten Firmen teilweise in der Vergangenheit von Aufträgen aus der Atomwirtschaft profitiert.« 

Außerdem kann eine solche Vorgehensweise schwer in die Hose gehen, wie treue Leser dieses Blogs bestätigen können. Ich verweise auf die Causa Mollath und die engagierten Beiträge meine hochgeschätzten Autorenkollegin Ursula Prem zu diesem Thema: Der Fall Gustl Mollath - die Stunde der Hyänen 

Neuromarketinganfängerfehler würde ich mal sagen. Es musste ja auch alles husch husch gehen mit diesem Konzept, gelle? Dabei ist doch Fingerspitzengefühl gefordert! Und Transparenz kann kontraproduktiv werden! Das muss man doch wissen! Und so kann es ganz schnell kommen, dass die ganze Nummer auf den Betrachter unseriös wirkt. Neuromarketing – die Königsdisziplin unter den Verkaufsstrategien, in diesem Fall: »Des Kaisers neue Kleider«. Egal, auf auf zum fröhlichen Bürgerdialog!

… frag besser nicht den Bürger …

Um noch einmal auf den denkwürdigen 15. März 2015 zurückzukommen, an dem das Bürgergutachten dem Vorsitzenden der Endlagerkommission zu treuen Händen übergeben wurde. Ich gebe zu, dass ich in der Folgezeit und meiner Naivität schon gespannt auf eine Einladung der Kommission wartete. 

Stattdessen erhielt ich am 13. Mai über einen Verteiler eine weitergeleitete E-Mail. Dieser Mail konnte ich entnehmen, dass am 20. Juni 2015 eine Veranstaltung Bürgerdialog zur Standortsuche stattfinden würde. Schülern und Studenten würden die Fahrkosten erstattet bekommen, ansonsten könnte ein ermäßigtes Bahnticket zum Superspezialpreis von 99 Euro geordert werden. Ich dachte spontan an einen schlechten Scherz und ich gebe zu, ich war beleidigt. Also habe ich mich schmollend zurückgezogen und auf diese Mail nicht geantwortet. 

Am 28. Mai erreichte mich über den Verteiler eine Meckermail eines Mitteilnehmers des Bürgerforums Wittenberg, dem andere Meckermails folgten und denen ich mich auch anschloss. Über die Inhalte gebe ich hier nichts preis. 

Von Seiten der Firma Prognos AG, die scheinbar für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlich zeichnet, wurde dann eingelenkt. Übrigens auch nicht direkt, sondern nur als weitergeleitete Mail! Es könnten sich doch Bürgerinnen und Bürger zu einem Interview bereiterklären und auch ein Infostand könnte eingerichtet werden. 

Was genau wurde nicht verstanden? Was soll ich an einem Infostand? Visitenkarten verteilen und Autogramme geben? Warum sollte ich oder einer meiner Mitstreiter aus Wittenberg ein Interview geben? Und vor allem: mit wem? Dafür brauche ich nicht nach Berlin zu fahren, das kann ich bequem von meiner Sonnenterrasse aus machen. Wir haben eine Stellungnahme der Endlagerkommission erwartet! Stattdessen bietet man uns an, doch auf eigene Kosten anzureisen um die Jubelperser für eine PR-Aktion zu machen, gesponsert aus dem Topf Steuergelder mit der Aufschrift: »Wir machen auf Bürgerbeteiligung, damit die Bratzen endlich das Maul halten!«

Die Prognos AG, Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung, wurde von der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe mit einem Konzept für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Bericht der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe beauftragt. 

In der Entwurfsfassung vom 18. April 2015 finden wir auf Seite 10 folgendes:
Zitat: »Unabhängige Beteiligungsformate 
Umgang mit unabhängigen Beteiligungsformaten wie z.B. das ENTRIA-Bürgergutachten (K-Mat. 20)« Zitatende 
Dem folgte nichts mehr, also schließe ich daraus, dass man am 18. April noch nicht wusste, wie mit dem Bürgergutachten umzugehen ist. Und was ist mit Umgang gemeint? 

Weiter mag ich das nicht kommentieren, empfehle aber die erste Einschätzung zum Konzept für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Bericht der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe – Entwurf Demos/Prognos (vorgelegt am 19.04.15) Stand: 20.04.15 von Jörg Sommer, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Umweltstiftung. Mir reichten schon die Ausführungen in den Vorbemerkungen auf Seite 2!

Jetzt fragt sich doch der mündige Bürger, wie solche, mit Schriftzeichen versehene, Papierstücke öffentlich zugängig sind. Nun Bürgerinnen und Bürger, sprich Steuerzahler, alimentieren das incl. Arbeit der Kommission. Darum müssen solche Papiere auch öffentlich zugängig in dem großen Papierkorb des Bundestages aufbewahrt werden. Vermutlich sind sie nur eine begrenzte Zeit auffindbar, um dann endgültig gelöscht zu werden. Für nachfolgende Generationen wird es wahrscheinlich aus diesem Grund nicht möglich sein, das Atommülldesaster, in dem sie leben werden, richtig begreifen zu können. 

Und jetzt kommt die Amarenakirsche auf dem Sahnehäubchen: 

Auf diesem Konzept ist die Veranstaltung in Berlin am 20. Juni 2015 aufgebaut!

Sylvia B.

Es geht am 20. Juni um einen Bürgerdialog, an dem die Teilnehmer des Bürgerforums Wittenberg teilnehmen sollen. Am 15. Mai bereits wurde das Konzept dazu veröffentlicht. Es wäre Aufgabe der Kommission gewesen, mich und meine Mitstreiter davon in Kenntnis zu setzen, damit ich/wir bei Interesse, mit dem Papier vertraut machen können. Dies ist versäumt worden. Erhalten habe ich nur eine PDF mit dem Flyer der Veranstaltung. Das Konzept habe ich erst nach meiner Recherche einsehen können und ich kann nicht hinter diesem Papier stehen! In Unkenntnis dessen, würde ich in Berlin ins offene Messer laufen! Und mit der Bahnkarte ist es ja auch nicht getan, da wäre Lehrgeld auf mich zugekommen! Das kann sich leisten wer will, ich nicht! 


In diesem Konzept wird auch das Bürgergutachten Wittenberg erwähnt. Es wurde tatsächlich eine Form des Umgangs gefunden. unter dem Punkt 3.3.1 Unabhängige Beteiligungsformate
Seite 33 Zitat: 
»Unabhängige Beteiligungsformate wie z.B. das ENTRIABürgergutachten (K-Mat. 20) oder von Kommissionsmitgliedern organisierte Formate wie z.B. die Veranstaltungsreihe des Nds. Umweltministeriums sind grundsätzlich geeignet, wie ein „offizielles“ Beteiligungsangebot in den Empfehlungen der Kommission benannt und berücksichtigt zu werden. 

Die Formate müssen jedoch die in Kapitel 1.2 genannten Leitlinien erfüllen. Wenn dies gegeben ist, sollten wie bei den anderen Formaten zwei Botschafter benannt werden (ggf. auch nachträglich) und die Ergebnisse wie in Kapitel 3.4 beschrieben genutzt werden.« Zitatende

Eine Bürgerin und ein Bürger
übergeben das Gutachten
an Michael Müller, SPD 
Selbst Nichtjuristen wissen, dass die Vorgabe eines Formates erst nach dem Stichtag 15. Mai gefordert werden kann, das Bürgergutachten ist vor diesem Termin erstellt worden. Es bedeutet aber auch, wenn das Gutachten einen Stellenwert hätte, wäre die Einladung auch auf andere Art und Weise erfolgt. Wir hätten ein hochoffizielles Schreiben erhalten, in dem wir aufgefordert wären, aus unserer Gruppe Vertreter zu benennen. Oder wir wären offiziell als Gruppe geladen worden. Die Vorstellung des Gutachtens hätte auch zwingend einen Ordnungspunkt bei dem Programm ausmachen müssen. Die Kommission hat eine Bringschuld! Das haben wir ausgearbeitet und würde das Gutachten entsprechend gewirkt haben, hätte die Kommission das auch berücksichtigt!

Wandere ich bei meiner Betrachtung zurück auf Seite 2, finde ich unter 1.1. Ziele Zitat: »Es geht dabei um eine Bürgerbeteiligung von neuer Qualität.« Zitatende
Von dieser »neuen Qualität« kann ich mir als Teilnehmerin des Bürgerforums Wittenberg gerade einen deutlich spürbaren Eindruck machen, die sich scheinbar besonders dadurch auszeichnet, dass engagierte Bürger verprellt werden. Es wundert mich überhaupt nicht, warum sich die Umweltorganisationen bislang strikt geweigert haben, in und mit dieser Kommission zusammenzuarbeiten.

Bürgergutachten, quo vadis? …

Ich habe unter den Google Alerts den Begriff »Bürgerforum« abonniert. Dazu nur am Rande, eine einzige Mitteilung habe ich zu dem online Bürgerforum der Endlagerkommission erhalten! Es soll ja auch nicht gefunden werden! Am 28. Mai erreichte mich eine Benachrichtigung über Alert. 
Zitat: »Jochen Stay von ausgestrahlt schreibt: Liebe Leute,
am 20. Juni veranstalten die BI Lüchow-Dannenberg und .ausgestrahlt
zusammen mit weiteren Bündnispartnern eine Atommüll-Tagung in Berlin,
parallel zum sogenannten „Bürgerforum“ der Atommüll-Kommission am selben
Tag.« Zitatende

Aubacke, würde mich meine Eitelkeit doch noch zum Bürgerdialog führen wollen, müsste ich an der Demo vorbei. Wenn die mich dann ansprechen, ... ob ich etwa zum Bürgerdialog will ... und ich bejahen muss ... und dann folgt Zitat: »Das ist kein ernstgemeinter Auftakt. Hier wird der "Auftakt" nachgeschoben. Es wird eher eine Beteiligungs-Simulation, denn schon bisher hat sich die Kommission wenig dafür interessiert, was die von der Atommüll-Lagerung aktuell und zukünftig betroffenen Bürgerinnen und Bürger wollen.« Zitatende. 
WAS ANTWORTE ICH DANN?
Dass ich selber das Gefühl habe, dass von Seiten der Kommission nicht die Absicht bestand, das Bürgergutachten Wittenberg irgendwie zu Einfluss kommen zu lassen! Dass Bürgerbeteiligung von Anfang an als Feigenblättchen konzipiert war und die Mitwirkenden die Symbolfiguren sind, mit denen man belegen kann, dass der Bürger schließlich auch gefragt wurde! Oder noch schlimmer: Dass die Endlagerkommission an einem Ergebnis des Bürgerforums Wittenberg nicht interessiert war und ist! Dass Vertrauensbildung ein Klacks für Neuromarketing ist, dass die Strategen nur den richtigen Faden ziehen müssen und schon macht der Bürgen den Hampelmann und finanziert das auch noch selbst durch seine Steuerzahlung? 
Da bleibe ich besser daheim und schone meine Nerven!

Ich zitiere den Privatmann Jörg Sommer: »In der Tat wird immer deutlicher: DIESE Kommission liefert keine Beiträge zur einem gesellschaftlichen Konsens in der Endlagersuche - die nicht längst anderswo substantieller erarbeitet wurden.«
Soweit ist die Kritik im Bürgergutachten nicht gegangen.

Wo genau liegt der Hund begraben?

Mein Beitrag »Bürgerforum »Wohin mit dem Atommüll?« erschien am 25. März 2015 auf »Ein Buch lesen!«.  Zwei Tage später, am 27. März veröffentlichte der Diplom-Informatiker und Blogger Rainer Klute seine Betrachtungen zu dem Bürgergutachten auf seiner Seite. 

Zitate: »… Per Zufallsprinzip wurden Bürger ausgewählt, um an drei Terminen im Februar und März in Lutherstadt Wittenberg unter professioneller Moderation ein Bürgergutachten zur Lagerung hochradioaktiver Abfälle zu erstellen. Das Ergebnis ist kein umfangreicher Wälzer, sondern ein gut lesbarer 24-Seiter. Das Projekt stellt auch nicht irgendeine Leutebespaßung dar, sondern ist hochoffizieller Teil der hochoffiziellen Bürgerbeteiligung bei der hochoffiziellen Endlagersuche ... Gut gefällt mir, … Das Bürgergutachten fordert … Das Bürgergutachten spricht zu Recht … Hier irrt das Bürgergutachten ...« Zitateende

Ich betrachte Rainer Klute einfach nur als kritischen Bürger. Ihm ist es gelungen, innerhalb von zwei Tagen, das Bürgergutachten zu lesen und eine erste Stellungnahme abzugeben, was der Endlagerkommission in den vergangenen zwei Monaten nicht gelungen ist. 

Oder ist grundsätzlich etwas falsch verstanden worden? Und jetzt wachsen mir Hörner und meine Fantasie geht mir durch. So stelle ich mir vor, ein Mäuschen zu sein. Pause im Kommissionscafe: 
A: »Was hat ENTREA denn da gemacht? Die sollten doch nur hochgeistig das Problem beleuchten und nicht dafür sorgen, dass hier die Lichter angehen
B: »Bis zur Festbeleuchtung! Auf die Filosofen ist kein Verlass mehr.«
C: »Auf den Bildungsnotstand auch nicht
B: »Rufen die Bürger nach Wittenberg, die hätten den Sauerlandstern buchen sollen, ein gescheites Rahmenprogramm, dann hätten wir mit dem Ergebnis vielleicht was anfangen können
A: »Was sollen wir denn jetzt mit diesem Gutachten machen
C: »Das, was wir immer in solchen Fällen machen: Nichts! Wir packen es irgendwo auf den Server, sehen zu, dass es nicht gefunden wird und sitzen die Sache einfach aus
A: »Ja das sowieso, aber was machen wir mit dem Thema Bürgerbeteiligung
B: »Dazu lassen wir ein Konzept erstellen
A: »Aber nicht von Bürgern
C: »Grundgütiger! Das darf nie wieder passieren

(Ironiemodus aus)

Entwürfe und Konzept zum Thema Bürgerdialog und das Verhalten gegenüber dem Bürgergutachten Wittenberg machen mir deutlich:
Die Endlagerkommission hat das Kunststück fertig gebracht, sich ihren Kritikern selbst zum Fraß vorzuwerfen. 
Das schafft noch nicht einmal eine Gurkentruppe!

Zitate Jörg Sommer: »ENTRIA (Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen) ist eine Forschungsplattform, die sich mit den Optionen zur Entsorgung hochradioaktiver Reststoffe beschäftigt - parallel zur Endlagerkommission, aber mit einem deutlich längeren Zeithorizont ... ENTRIA arbeitet also länger - und gründlicher.« Zitateende

Und professioneller! Ich darf Ihnen versichern, liebe Leserinnen und Leser, Manipulationsversuche hätte ich bemerkt! In Wittenberg habe ich ehrenamtlich mit Profis arbeiten können. Warum sollte ich am 20. Juni 2015 nach Berlin fahren um mit Amateuren zu pöhlen?

Ja, ich bin wütend, ich bin richtig wütend! Schließlich wurde in Wittenberg nicht über die Einführung der konstitutionellen Monarchie debattiert. Es ging um den Atommüll und um die Frage, wohin damit. Ich bin froh, dass ich mit »Ein Buch lesen!« eine Plattform mitgeschaffen habe, auf der ich meine Wut auch mitteilen kann.

Wir sind nicht nur ein Literaturblog. Das hat meine hochgeschätzte Autorenkollegin Ursula Prem in der Vergangenheit in der Sache Haderthauer unter Beweis gestellt. Der Stein, von ihr losgetreten, löste eine Lawine aus. 

Ich würde mir wünschen, dass auch dieser Beitrag dazu führt, dass sich die Verantwortlichen ihrer Verantwortung bewusst werden und das, was Bürgerinnen und Bürger hart erarbeitet haben, auch entsprechend zur Kenntnis nehmen, damit endlich Bewegung in die Frage der Entsorgung des hochradioaktiven Mülls kommt. Das sind wir uns selbst und späteren Generationen geschuldet!

Eins möchte ich noch anmerken: Das Bürgergutachten Wittenberg darf als in Stein gemeißelt anzusehen sein. Von den Teilnehmern des Bürgerforums Wittenberg ist bis dato kein Vertreter bestimmt und auch kein Pressetext erarbeitet worden. Weder von mir noch einem anderen Teilnehmer kann also eine Stellungnahme zu dem Bürgergutachten erwartet werden!

Und da »Ein Buch lesen!« auch ein Literaturblog ist, möchte ich meine Wutausführungen mit einem Text beschließen:

nimm das doch nicht so persönlich

wie soll ich es denn nehmen
wenn nicht persönlich

auf welche ebene in meinem 
denken
fühlen
handeln
soll ich es denn bringen
wenn nicht auf die persönliche 

du solltest es nicht persönlich nehmen
was soll ich denn machen
soll ich es geschäftlich sehen oder
objektlich denn
subjektlich wäre 
wieder persönlich

ich sag Dir was
ich nehme alles
sehr persönlich
denn es anders zu betrachten
würde meiner persönlichkeit
nicht 
entsprechen

aus: Sylvia B. nimm es nicht persönlich


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bleiben Sie mir gewogen Ihre

Sylvia B.


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Sonntag, 7. Juni 2015

281 »Die verschwundenen Burgen«

Teil 281 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Dom zu Verden
»Was da noch alles zu finden wäre…«, murmelt der alte Herr. »Hier, südöstlich von der Altstadt!« Mit ausgestrecktem Arm weist mich der Mann auf eine »verschwundene Burg«. Enttäuscht winkt er ab. »Leider ist ja die alte Burg nicht mehr zu sehen, zumindest überirdisch…« Ob es unterirdisch noch Reste der »Alten Burg« von Verden zu finden gibt, frage ich skeptisch. »Natürlich! Was da noch alles zu finden wäre… Aber das interessiert ja keinen Menschen mehr!«

Einen Kilometer südöstlich von der Altstadt von Verden gab es tatsächlich einst eine »Burg«. Sie lag auf einer Anhöhe. An zwei Seiten schützten steile Abhänge zum Fluss Aller hin vor möglichen Angreifern. Nach Norden hin war mit viel Aufwand ein  voluminöser Wall aufgeschüttet, parallel dazu ein Graben ausgehoben worden. Den Aushub des Grabens nutzte man zum Bau des Walls. Darüber hinaus wurden große Mengen Baumaterial herangeschafft, um den Wall noch zu erhöhen.

Wie lang die »Alte Burg« noch genutzt wurde? Wir wissen es nicht. 1816 wurde das »Burg-Areal« eingeebnet. 1846 benötigte man für den Bau des Baudamms Füllmaterial. Das holten die Bahnarbeiter aus dem Bereich der »Alten Burg«. Besonders begehrt war die »Füllung« des Walls: Kies. Fast zehn Meter Erdreich und Steine wurden damals abgegraben. Doch damit waren, wie sich herausstellen sollte, immer noch nicht alle Spuren der »Alten Burg« verschwunden. Noch 1959 stießen Arbeiter beim Ausheben von  Kanälen im Auftrag der Stadt auf Überbleibsel des Walls und des Grabens.

Foto 2: Lageplan »Alte Burg«

Es war zu befürchten, dass die Kanalisierungsarbeiten auch diese Überreste der alten Anlage jetzt restlos zerstören würden. Es kam zu überstürzt angeordneten archäologischen Untersuchungen. Die Wissenschaftler kamen zum Ergebnis, dass anno 1816 der Wall der »Alten Burg« noch über fünf Meter hoch  und insgesamt über fünfzehn Meter breit war. Auch die Ausmaße des Grabens wurden ermittelt.  Er war einst vierzehn Meter breit und immerhin über vier Meter tief. Das durch Wall und Graben gesicherte Grundstück der Burg war zweieinhalb Hektar groß. Ob die »Alte Burg« je von feindlichen Angreifern erobert wurde? Darüber ist nichts bekannt.

»Was da noch alles zu finden wäre…«, murmelt der alte Herr. »Hier, südöstlich von der Altstadt!«, wiederholt der alte Herr seufzend. »Mein Vater war 1959 dabei, als die Gräben für die Kanalisation ausgehoben wurden! Mein Vater hat auch für die Archäologen gearbeitet! Ich weiß noch, wie er geflucht hat, als er mit mehreren Kumpels dicke Steine, die einst zum Wall gehörten, für die Archäologen ausgraben und abtransportieren musste!« Er selbst sei als Kind dabei gewesen als »in fast fünf Metern Tiefe« ein »Armbrustbolzen aus Eisen« ans Tageslicht kam. Spärlich waren die Überreste des einst massiven Walls. Im Wall hatten Holzbohlen rund ein Jahrtausend überdauert. Sie wurden mit Hilfe der C-14-Methode auf die Zeit von 895 bis 1045 nach Christus datiert. Älter war ein »Henkelkrug« aus der Zeit um 750 nach Christus.

Fotos 3 und 4: »Olle Scherben« aus der »Alten Burg«

Der alte Herr lacht. »Ich durfte damals als Kind in den Löchern herumkrabbeln, die mein Vater und seine Kumpels im ehemaligen Burghof gebuddelt haben. Die Archäologen hetzten meinen Vater und die anderen Männer ganz schön! Sie hatten Angst, dass durch die Kanalisation alles zerstört werden würde!« Wertvolles wie Gold und Silber habe man leider nicht gefunden, nur »olle Scherben« Er selbst habe gehört, wie einer der Archäologen zu einem Kollegen sagte, die Bruchstücke seien wohl dem »Neoklyptikum« zuzurechnen. Es war wohl von »Neolithikum« die Rede. Demnach waren die »ollen Scherben« mindestens vier bis sechstausend Jahre alt.

Hellhörig machte mich der Hinweis des alten Herrn auf eine »alte Abfallgrube« innerhalb der »Burganlage«. Handelte es sich ja offenbar bei der »Burg« nicht um eine Burg im herkömmlichen Sinne, sondern um eine Anlage á la Keltenschanze. Die Keltenschanzen, wie die »Herlingsburg« unweit von Lügde, waren durch Wall und Graben geschützte Einfriedungen.

Nicht entschieden ist die Streitfrage, ob diese »Keltenschanzen« ausschließlich sakrale Bedeutung hatten... oder ob es sich um weltliche Siedlungen mit integrierten Tempeln gehandelt hat. Im Kommentar zu den Ausgrabungen im Bereich der Viereckschanzen von Holzhausen (München) lesen wir über die dortige Wallanlage (1): »Wegen der Grundrißgestaltung lag es nahe, dieses Gebäude als Vorläufer der späteren gallorömischen Umgangstempel zu sehen. Aufgrund von Forschungen der letzten Jahre sind die Viereckschanzen als ein Charakteristikum des ländlichen Siedelwesens der Spätlatenzeit (2) zu sehen. Ihre Funktion kann vielfältige Aspekte aus dem kultischen und profanen Bereich umfaßt haben. Dies im Denken des vorgeschichtlichen Menschen eng verflochtenen Bereiche heute im Einzelbefund sicher zu trennen, bereitet größte Schwierigkeiten.«

Foto 5: Moderne Verkehrswege im Konflikt
mit einst heiligen Bergen...

Die »Alte Burg« von Verden an der Aller ist vollkommen von der Erdoberfläche verschwunden. Wegen der Einebnung des Areals und tiefgreifender Abtragung des Erdreichs dürfte es auch unterirdisch keine Spuren mehr geben. Eine Datierung der »Alten Burg« ist nicht mehr möglich. Auch diverse Funde erlauben keine halbwegs sichere zeitliche Einschätzung des Alters der Anlage, an die heute nur noch Straßennamen erinnern: Die »Alte Burg« beginnt im »Burgfeld« und hat die Seitenstraße »Alter Ringwall«.  Eine »Alte Burg« wurde vermutlich um das Jahr 800 gebaut. Sie hatte aber Vorgänger, die – wann auch immer – auf der von der Natur vorgegebenen Anhöhe errichtet worden sind. Zwei schroff abfallende Hänge erleichterten den Bau der Anlage. So musste nur ein Teil des Areals  mit einer Wall-Graben-Kombination gesichert werden. Es ist durchaus möglich, dass schon jener Ort die Menschen angelockt hat und schon vor Jahrtausenden für sakrale Handlungen genutzt wurde. Antworten gibt es wenige, Fragen bleiben viele offen.

Unklar ist, ob die Wallanlage von Verden von den Kelten geschaffen wurde oder nicht. Vom Aufbau erinnert sie allerdings sehr an die »Viereckschanzen« der Kelten. Bestimmte Orte wurden über Jahrtausende hinweg immer wieder von Menschen aufgesucht und besiedelt. Längst sind alle Spuren der Vergangenheit verschwunden. Sie wichen Feldern und Wiesen, wurden zuletzt von Straßen, Wohnhäuser und Gärtchen verdrängt

Foto 6: Blick vom Staffelberg ins Tal.

Besondere Plätze werden immer wieder und das seit Jahrtausenden genutzt. Ein Beispiel von vielen ist der Staffelberg im schönen Oberfranken. Vor Jahrzehnten hieß die idyllische Region dort noch mit Recht »Gottesgarten«. Eine autobahnartige Rennstrecke aber hat das Maintal inzwischen wie mit einem Messer durchschnitten. Der 539 Meter hohe Berg war wiederholt besiedelt – von der Jungsteinzeit (etwa 5 000 v.Chr.) bis zur »Römischen Kaiserzeit« (bis etwa 420 n.Chr.). Auf Steinzeitmenschen folgten die Kelten, die auf dem Plateau eine Wehranlage mit Wall und Graben bauten. 

Foto 7: Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg

Seit 1653 dient die Adelgundiskapelle an just jener exponierten Stelle als Ziel von Wallfahrern und Pilgern. In meiner Jugend stieg ich oft mit meinem Vater auf den Staffelberg, besuchte die Adelgundiskapelle und nahm eine Brotzeit in der einstigen Einsiedlerklause ein. Wir blickten schweigend hinab ins Maintal und spürten die besondere Atmosphäre eines uralten Kultorts.

Eine Felsgrotte – leider von respektlosen Besuchern vermüllt – erinnerte uns an Sagen um den Staffelberg, die von Schätzen in seinem Inneren erzählen und von Zwergen (»Querkele« genannt), die einst von bösen Menschen vertrieben wurden. Wer zum rechten Zeitpunkt vor Ort war, so heißt es, konnte in das Innere des Berges gelangen, aber auch für hundert Jahre gefangen bleiben, wenn er ihn nicht rechtzeitig verlassen hatte. 

Ganz offensichtlich gibt es auf unserem Planeten Orte, die warum auch immer geradezu magisch anziehend auf uns Menschen wirken. Das gilt auch für Verden an der Aller.

So hatte der mächtige steinerne Dom zu Verden bescheidene hölzerne Vorgänger. Gleich zwei einfache Kirchlein sollen bereits im achten Jahrhundert Christen als Orte der Andacht und des Gebets gedient haben.  Der Platz ist nicht willkürlich gewählt worden! Die allererste Holzkirche machte einer heidnischen Kult- und Gerichtsstätte Konkurrenz. Mittelpunkt der heidnischen Zusammenkünfte war der Lugenstein (3), nur wenige Meter vom heutigen Dom entfernt. Und der altehrwürdige Dom zu Verden war von einer »Domburg« umgeben, die wie die »Alte Burg« seit Jahrhunderten verschwunden ist.

Fotos 8, 9 und 10: Der Lugenstein aus verschiedenen Blickwinkeln

Fußnoten

(1) Wieland, Günther: »Die Ausgrabungen in der Viereckschanze 2 von Holzhausen/ Grabungsberichte von Klaus Schwarz zusammengestellt und kommentiert von Günther Wieland«, Rahden/ Westf. 2005, Orthografie wurde nicht der heutigen Schreibweise angepasst (Rechtschreibreform), sondern
Buchstabengetreu übernommen.

(2) Latenzeit, etwa 450 v.Chr. bis um Christi Geburt

(3) Der Name »Lugenstein« leitet sich nicht etwa von der »Lüge« ab, sondern geht über das Sächsische auf den lateinischen Begriff »Lex«, also »Gesetz«, zurück. Es gab zu heidnischen Zeiten im heutigen Verden an der Aller einen markanten Stein am Gerichtsplatz. Karl der Große soll dann just an dieser Stelle »Recht« gesprochen haben.


Foto 11: Blick auf den Dom zu Verden

Zu den Fotos:


Foto 1) Dom zu Verden: Man erkennt den Turm des Doms. Der Turm ist das älteste Stück des Doms. Foto: Walter-Jörg Langbein

Foto 2) Lageplan »Alte Burg«: Archiv Langbein. Vom Verfasser leicht bearbeitet.

Fotos 3 und 4) »Olle Scherben« aus der »Alten Burg«: Foto Sammlung Langbein

Foto 5) Moderne Verkehrswege im Konflikt mit einst heiligen Bergen...: Im Hintergrund sieht man den Staffelberg. Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 6) Blick vom Staffelberg ins Tal: Historische Ansichtskarte. Archiv Walter-Jörg Langbein

Foto 7) Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg: Historische Ansichtskarte. Archiv Walter-Jörg Langbein

Fotos 8, 9 und 10) Der Lugenstein aus verschiedenen Blickwinkeln: Fotos Walter-Jörg Langbein

Foto 11) Blick auf den Dom zu Verden. Foto (aufgenommen Anfang März 2015) Walter-Jörg Langbein

282 »Mönch und Monster«,
Teil 282 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 14.06.2015


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