Sonntag, 27. September 2015

297 »Riesige Scharrzeichnungen geben Rätsel auf!«,

Teil 297 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein



Foto 1: Astronaut.. Gott.. oder?
Angefangen hat es am 27. Juli 1978 in Chicago. Damals hielt ich im Rahmen der 5. Weltkonferenz der A.A.S. (»Ancient Astronaut Society«) einen Vortrag mit dem Titel »Rock drawings of Val Camonica« (»Felszeichnungen von Val Camonica«).  Ich zeigte Dutzende von Felszeichnungen, die meiner Meinung nach fremdartige Wesen in Raumanzügen darstellen.

Noch heute bin ich davon überzeugt, dass diverse Gravuren aus dem Val Camonica im nördlichen Italien astronautenartige Gestalten zeigen, die Raumanzüge tragen, scheinbar schwerelos schwebend. »Helme«, wie sie typisch sind für Astronauten unserer Tage fehlen auf diesen Jahrtausende alten Steingravuren nicht.

Besondere Beachtung fand eine steinzeitliche Gravur, die einen Riesen mit Geweih darstellt. Am Arm des Giganten schlängelt sich eine Schlange. Neben dem steinzeitlichen »Goliath« wurde ein Mensch in den Stein graviert, der die wahrhaft ungewöhnlichen Ausmaße des Kolosses verdeutlichten.

Foto 2: Riese und Mensch
»Kennen Sie den riesigen Außerirdischen, der in England vor Jahrtausenden verewigt wurde?«, fragte mich ein Teilnehmer der Tagung. »Sie meinen den Riesen von Cerne Abbas?«,  wollte ich wissen. »Derr ist fast 60 Meter groß, befindet sich nördlich von Dorchester, Grafschaft Dorset? Ich glaube aber nicht, dass das ein Astronaut sein soll. Der dargestellte Mann hält eine riesige Keule hoch erhoben und ist komplett nackt. Sein Penis misst mehrere Meter…«

Ungeduldig fiel mir mein Gesprächspartner ins Wort. »Diese heidnische Darstellung kenne ich auch. Vermutlich gehört sie zu einem uralten Fruchtbarkeitskult… Davon spreche ich nicht! Irgendwo in England gibt es noch so eine riesenhafte Gestalt, vergleichbar mit dem Koloss von Cerne Abbas. Aber die zeigt keinen Herkules oder so eine Gestalt, sondern einen Außerirdischen!« Viel mehr wusste mein Gesprächspartner nicht. Auch der ominöse »Außerirdische« sei – wie der Riese von Cerne Abbas – eine Art »Scharrzeichnung«. Die berühmtesten Scharrzeichnungen dieser Welt befinden sich in Peru, auf der Ebene von Nasca. Vor rund 2 000 Jahren wurden dort neben schnurgeraden »Pisten« Bilder von Tieren in den Boden gekratzt. Genauer gesagt scharrte man die dunkle obere Schicht weg, bis der hellere Untergrund sichtbar wurde. So entstanden zum Teil riesenhafte Bilder, die man fast ausschließlich nur vom Flugzeug aus in ihrer Gesamtheit überblicken kann.

Foto 3: Der Riese von Cerne Abbas
Nach dem gleichen Prinzip wurden auch in England Bilder vergleichbarer Größe geschaffen. Man entfernte das Erdreich, bis man auf den darunter liegenden Kalkstein freigelegt hatte. Auf diese Weise entstanden Bilder wie der »Riese von Cerne Abbas« oder das nicht minder berühmte »Pferd von Uffington«. Ich wollte mit Detailwissen beeindrucken. »Das weiße Pferd von Uffington musste ja erst wieder rekonstruiert werden, weil es wieder unter Erdreich verschwunden, überwachsen war…«

Mein Gesprächspartner wurde langsam ungeduldig und unwirsch. »Was interessieren mich Pferde und nackte Riesen! Ich spreche von der gigantischen Darstellung eines Außerirdischen, die vor Jahrtausenden in England entstand!« Als ich eingestehen musste, noch nie von dieser Abbildung im Erdreich gehört zu haben, wurde auf die »kurze Mittagspause« verwiesen. Hunderte von Kongressbesuchern hatten es nun sehr eilig, einen Platz im Restaurant zu finden und mein Gesprächspartner verschwand in der Menschenmenge in einem Meer aus wogenden Köpfen. Natürlich wollte ich weitere Informationen erfragen, doch der Herr war verschwunden.

Seit 1978 habe ich zahlreiche Vorträge auf Weltkonferenzen der A.A.S., aber auch auf »One-day-meetings« dieser Gesellschaft gehalten. Immer wieder sind bei solchen Veranstaltungen Menschen auf mich zugetreten, haben mir Zettel mit »wichtigen Hinweisen« zugesteckt oder mir den »definitiven Beweis« versprochen. So mancher Hobbyforscher weihte mich in manchmal recht obskure »Geheimnisse« ein. Ich habe aber immer versucht, allen Hinweisen – soweit das überhaupt möglich war – nachzugehen. Immer wieder erwiesen sich Angaben als falsch, spannend erscheinende Spuren als Sackgassen. Was den »riesenhaften Außerirdischen« angeht, so war ich mehr als skeptisch.

Foto 4: Das weiße Pferd von Uffington

Am Nachmittag sollte es weiter gehen im Programm. Um 13 Uhr stand Walter Raymond Drake auf dem Programm. Titel seines Vortrags: »Messengers from the Stars« (»Botschafter von den Sternen«). Am Eingang steckte mir mein Gesprächspartner vom Vormittag eine Fotografie höchst bescheidener Qualität zu, die angeblich den »Außerirdischen von England« zeigte und verschwand im Getümmel.

Foto 5: Der »Astronaut« von Nasca
Angefangen hat es am 27. Juli 1978 in Chicago…. Mit einem schlechten »Foto«. Zu »erkennen« war nicht viel. Da war ein ovales Gesicht mit Augenbrauen, Augen, Nase und einem angedeuteten Mund. Mit viel Fantasie konnte man dieses Gesicht als Sichtfenster eines »Raumanzugs« interpretieren. Allerdings schien die nur von der Gürtellinie aufwärts auszumachende Gestalt nackt zu sein. Da aber auch außerirdische vor Jahrtausenden nicht nur einen Raumfahrerhelm trugen und ansonsten sicherlich nicht nackt waren, konnte ich in der Bodenzeichnung (so es eine war) nichts Extraterrestrisches erkennen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem »Astronauten«, dessen riesenhafte Gestalt an einem Berghang von Nasca in den Borden gescharrt worden war, gab es allerdings.

Was war von der ganzen Sache zu halten? 1978 begann meine mühsame Recherche, die auch tatsächlich zu einer faszinierenden Erkenntnis führte…. Nach Jahrzehnten!

Bis heute nicht geklärt sind Fragen zu Riesenbildern von Nasca und England. Wenn man im Flugzeug über der Ebene von Nasca kreist drängt sich eine Vermutung auf. Wurden diese riesenhaften Kunstwerke nicht für irdische sondern außerirdische Beobachter geschaffen? Sollten sie aus großer Höhe sichtbar und erkennbar sein? Sollten sie Botschaften an reale oder imaginäre »Götter« vermitteln? Tatsache ist, dass die oft kilometerlangen »Linien« von Nasca aus dem All zu erkennen sind, als einzige von Menschen geschaffene »Kunstwerke«! NASA-Aufnahmen belegen dies auf eindrucksvolle Weise!

Foto 6: Nasca aus dem All gesehen...
Die Kunstwerke von Nasca haben die Jahrtausende überdauert, weil die Wüstenregion für landwirtschaftliche Nutzung vollkommen uninteressant war und ist. Auch regnete es in jener Region so gut wie gar nicht. Das scheint sich aber inzwischen geändert zu haben. Seit Jahren werden immer wieder Nasca-Bilder durch Regenschauer mit Erdreich überdeckt.

Wie viele Riesenbilder es einst in England gegeben hat, wissen wir nicht. Bedingt durch ein vollkommen anderes Klima und Pflanzenwuchs verschwanden wohl viele wieder im Erdreich und warten darauf, entdeckt zu werden. Andere wiederum wurden vermutlich bewusst zerstört, weil man sie mit heidnischen Götterkulten in Verbindung brachte. Bei Recherchereisen durch England notierte ich verschiedene mündlich tradierte Erzählungen, wonach die Riesenpferde Teile »böser Hexenkulte« waren. Und diese »Hexenkulte« wurden offenbar vom Bodenpersonal des christlichen Gottes als gefährliche Konkurrenz angesehen. Eduard August Schröder schrieb bereits 1890 (1):

»Die altdeutsche Hexe, hagazisse (von hag, Hain), war ursprünglich Hainpriesterin oder vielleicht eine Art Waldgöttin; wohl glaubten die alten Germanen daran, dass sie Wettermacherinnen seien, doch das Prinzip des Bösen, der Teufel, wurde erst nach der Christianisierung der germanischen Welt mit den Hexen in Verbindung gebracht, und zwar aus einem ganz wohlgemeinten Grunde: Man wollte die jungen Christen abhalten, insgeheim an den Waldfesten der heidnischen Germanen, die des Nachts stattfanden, teilzunehmen. Später wurde Todesstrafe auf die Beteiligung an heidnischen Versammlungen gelegt und der Hexenprozess wuchs zu seiner Ungeheuerlichkeit mit dem Glauben an den Hexensabbat, das Hexenabendmahl, die Hexenfahrt und dergleichen mehr, ja die Verblendung ging so weit, dass sich Leute fanden, die den Hexenglauben allen Ernstes wissenschaftlich, freilich pseudowissenschaftlich, behandelten.«

Noch vor wenigen Jahrzehnten sollen sich kinderlose Menschen auf dem in den Boden gegrabenen Riesenpenis des Giganten von Cerne Abbas gepaart haben, in der Hoffnung, an diesem besonderen Ort endlich Nachwuchs zeugen zu können. Wie erfolgreich diese Bemühungen waren, lässt sich nicht ermitteln.

Literaturempfehlung

Foto 7
Prem Ursula (Hrsg.) und Schröder, Ernst-August: »Das Recht im Irrenwesen«, Zürich und Leipzig 1890 Neuausgabe durch Ursula Prem 2015

Fußnote

(1) Eduard August Schröder: Das Recht im Irrenwesen, Zürich und Leipzig 1890, Neuausgabe durch Ursula Prem 2015. Als Quelle diente die von Ursula Prem herausgegebene E-Bookausgabe des wichtigen Buches.

Fotos

Foto 1: Einer der »Astronauten von Val Camonica«. Foto
Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Riese mit Geweih. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Der Riese von Cerne Abbas, wiki commons/ Angelus
Foto 4: Das weiße Pferd von Uffington. Foto Archiv Langbein
Foto 5: Der »Nasca-Nasca Astronaut«, Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Nascaebene vom Weltraum aus aufgenommen NASA
Foto 7: Buchcover » Das Recht im Irrenwesen«

298 »Wie aus einem Riesen-Krieger eine Riesen-Göttin wude!«,
Teil 298 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 04.10.2015

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Sonntag, 20. September 2015

296 »Maria und andere Göttinnen«

Teil 296 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Die heidnische Vorgängerin der Maria von Guadalupe war die Göttin  Tonantzin der Azteken. Tonantzin trug den Beinamen  »Unsere Heilige Mutter«. Maria von Guadalupe wird auch heute noch in der Nahuatl-Sprache »Tonantzin« genannt. Professor Sandstrom weist darauf hin, dass viele Nachkommen der Azteken Maria von Guadalupe für die zurückkehrende Tonantzin gehalten haben.

Tonatiuh war ein Sonnengott der Azteken, seine Mutter war Tonantzin. Ihr wurden keine blutigen Tieropfer, sondern  Blumen und Früchte dargeboten.  Eine gravierende Änderung hat es aber gegeben! Die aztekische Gottheit Tonantzin wurde als Göttin der Fruchtbarkeit verehrt, sie wurde als »Schlangen-Erd-Gottheit« bezeichnet.

Antike Darstellungen von Himmelsköniginnen. Eurynome links außen.

Der christlichen Maria aber wurde das Attribut der »Schlangenzertreterin« beigeordnet. Aus der positiv bewerteten Schlange wurde das böse Reptil der Sünde. Interessant ist, dass die Gottesmutter als »Schlangenzertreterin« tituliert wird, während doch im Christentum Jesus als der Sohn Gottes beschrieben wird, der der Schlange (dem Teufel) den Kopf zermalmt.

Bleiben wir beim Alten Testament. Da gibt es ein pikantes Detail: Göttin Eurynome schwebte über dem Wasser, so wie dies der »Geist Gottes« gleich zu Beginn des ersten Buches Mose tut (1). Im hebräischen Text steht für »Geist Gottes« ruach. Ruach ist eindeutig weiblich.  Als Eurynome über dem Wasser flog, hatte sie die Gestalt einer Taube, genau wie der weibliche (!) »Heilige Geist« Gottes, als er vom Himmel herabstieg, um sich auf Jesus zu legen. Im weiblichen »Geist Gottes«, also im »Heiligen Geist«, lebt die Erinnerung an die Schöpfergöttin Eurynome weiter.
    
Muttergottes, Bad Tölz
Zu Beginn des dritten Jahrtausends nach Christus wird im Volksglauben zusehends der »Heilige Geist« von Maria, der Mutter Jesu, verdrängt. Maria trägt inzwischen den Ehrentitel »Regina Coeli«, »Himmelskönigin«. Der Glaube an die »Himmelskönigin« ist allerdings weit älter als das Christentum!
    
Die Ostkirche zelebrierte bereits im fünften Jahrhundert nach Christus die leibliche Aufnahme der Mutter Jesu in den Himmel. Vermutlich schloss sich die Westkirche im siebten Jahrhundert an und feierte ebenfalls am 15. August die Himmelfahrt Marias. Seit vielen Jahrhunderten wird Maria als »Himmelskönigin« angebetet... so wie Jahrtausende zuvor die babylonische Ischtar, die mit der sumerischen Inanna identisch war. Ischtar alias Inanna wurde als die mächtigste und wichtigste Göttin angesehen. Sie schenkte der Erde die Fruchtbarkeit. Sie war für das Gedeihen der Pflanzen ebenso wie der Tiere zuständig... und für den menschlichen Nachwuchs.
    
Der Ursprung dieser Göttin liegt wohl in frühesten mythischen Zeiten, als der höchsten Gottheit männliche und weibliche Eigenschaften zugesprochen wurden. Immer wieder begegnet uns der »Drachen«, der ja eigentlich die göttliche Schlange war...  seit uralten Zeiten. Mythenspezialist Dr. phil. Andreas Gößling, studierter Literaturwissenschaftler und Autor eines Buches über »Drachen«, sieht die Schlange als zentrale Gestalt der vorbiblischen Glaubenswelt (2): »Sie (die Schlange) ist das älteste Symbol und Geisttier der matriarchalen Großen Göttin vieler Kulturen. Die Schlange steht für den Anbeginn der Schöpfung, als die Kreaturen noch nicht in männlich und weiblich geschieden waren. Später wurden die von der Schlange repräsentierten Attribute der matriarchalen Göttin (Heilkraft, Fruchtbarkeit, Wandelbarkeit) teils dämonisiert (etwa im Schlangenhaar der schrecklichen Medusa), teils in den männlichen Götterhimmel integriert (Schlangenstab des Heilgottes Äskulap).«
    
Als »Morgenstern« verband man die Göttin mit der Sonne (männlich), als »Abendstern« mit der Venus (weiblich). Maria, die Himmelskönigin des Christentums, wird seit vielen Jahrhunderten oft zusammen mit der Mondsichel dargestellt. Salomo, der Weise aus der Bibel, verehrte verbotener Weise die Göttin. Als »Himmelskönigin« Maria darf sie auch heute noch offiziell verehrt, im Gebet angerufen werden.
    
Offenbar war die Sehnsucht der Gläubigen nach einer Göttin bei den frühen Christen so groß, dass sie nach einem erlaubten »Ersatz« für verbotene »heidnische« Göttinnen suchten. Und auch nach fast zwei Jahrtausenden männlich dominierter Kirche bleibt die »Himmelskönigin« im christlichen Gewand mächtig. So wurde zwar die Göttin von einst zum Teufel gemacht, aber ihm Marienkult kehrt die Göttin wieder.
    
Himmelskönigin.. Bad Tölz
Die offizielle christliche Theologie bekämpfte den uralten Glauben an die Himmelskönigin. Der Volksglauben aber mochte nicht auf die große Himmlische verzichten. So wurde, nachdem die einstige Göttin Eva erniedrigt worden war, Maria in den Himmel gehoben. Spätestens seit dem 6. Jahrhundert lässt sich eine angebliche »Himmelfahrt Marias«, für die es keinen biblischen Beleg gibt, im christlichen Brauchtum nachweisen. Erst 1950 erklärte Papst Pius XII. Mariens Himmelfahrt für die römisch-katholische Kirche zum Dogma. Vier Jahre später ging der »Heilige Vater« einen Schritt weiter. Am 11. Oktober 1954 führte Papst Pius XII. per Enzyklika »Ad coeli reginam« (zu Deutsch »Über die Königin des Himmels«) einen neuen Gedenktag ein: »Maria, Königin des Himmels«. Am 31. Mai konnte die gesamte katholische Glaubenswelt auf päpstliche Anordnung wieder eine »Himmelskönigin« verehren. Fünfzehn Jahre später wurde das Fest auf den 22. August verlegt.

Papst Pius XII. erhob Jesu Mutter nicht nur in den Stand einer Himmelskönigin. Er machte sie, ohne dass es dafür auch nur die Spur eines Hinweises in der Bibel gibt, zur »Miterlöserin«. Aus streng katholischer Sicht ist diese »Beförderung« Mariens allerdings ketzerisch, soll doch Jesus allein der Erlöser sein, nun bekommt er aber eine »Miterlöserin« zur Seite gestellt. Daran lässt »Ad coeli reginam« keinen Zweifel aufkommen (3):
    
»Es ist sicher, dass Jesus Christus als alleiniger Gott und Mensch im vollen, eigentlichen und absoluten Sinn König ist; dennoch nimmt auch Maria an seiner königlichen Würde teil, obschon in einer begrenzten und analogen Weise, da sie die Mutter Christi ist, der Gott ist, und weil sie als Miterlöserin dem Werke des göttlichen Erlösers beigegeben ist in seinem Kampf gegen die Feinde und in seinem Triumph, den er über sie alle davontrug.«
    
Himmelskönigin von Caacupé
Man mag über die päpstliche Enzyklika und ihren tieferen Sinn diskutieren wie man will. Aber es ist unbestreitbar, dass in »Ad coeli reginam« Maria zur »Miterlöserin« und »Himmelskönigin« erklärt wird. So heißt es auch im »Katechismus der katholischen Kirche« (4): »Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt, nach  Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommen ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein.«

Es kann eigentlich keinen Zweifel geben: Papst Pius XII. erklärte im Herbst 1954 ganz offiziell Maria, Jesu Mutter, zur Miterlöserin und erhob sie damit in göttlichen Status. Den Terminus der »Miterlöserin« verwendeten auch die Päpste Pius XI. (verstorben 1939), Paul VI. (verstorben1978) und Johannes Paul II. (verstorben 2005). Schon unzählige Theologen haben in den vergangenen Jahrzehnten gefordert, Maria endlich  mit einem offiziellen Dogma quasi ganz offen und kirchenamtlich zur »Miterlöserin« zu machen.

Am 11. Oktober 1962 eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vaticanum in Rom. Das Konzil wurde nach dem Tode von Johannes XXIII von Papst Paul VI. fortgeführt und am 8.Dezember 1965 nach vier Sitzungsperioden und der Bekanntmachung von sechzehn Dekreten und Konstitutionen geschlossen. Zur großen Enttäuschung Hunderter von hochrangigen Würdenträgern wurde kein neues Dogma von der »Miterlöserin Maria« verkündet. Dabei  wurden von hoher theologischer Seite immer wieder entsprechende Schritte unternommen. Aber aus Rücksicht auf die protestantischen Glaubensbrüder kam es nicht zum Marien-Dogma. Im Vatikan setzte sich die Ansicht durch, eine Gleichstellung Marias mit dem göttlichen Jesus bedeute eine Vergöttlichung der Mutter Jesu.
    
Warum aber gilt nach wie vor eine »Miterlöserin Maria« bei vielen Christen und christlichen Theologen als Sakrileg? Stephen Benko war Professor an der »Temple University of Philadelphia« (Fachbereich Religion und Philosophie) und der »California State University Fresno« (Antike Geschichte). Mit seinen Büchern regte er vor allem in Theologenkreisen heftige Diskussionen aus.

Ischtar, einer der vielen Namen...
Benko, Spezialist für das frühe Christentum und dessen heidnisches Umfeld, geht streng wissenschaftlich zu Werke, wenn er die Quellen des Christentums erforscht. In seinen Werken (5) »The Virgin Goddess: Studies in the Pagan and Christian Roots of Mariology« (Zu Deutsch etwa: »Die jungfräuliche Göttin: Studien über die heidnischen und christlichen Wurzeln der Marienkunde«) und (6) »Pagan Rome and the Early Christians« (Zu Deutsch etwa: »Das heidnische Rom und die frühen Christen«) verfolgt er die Spur Marias in die Vergangenheit. Und siehe da: Maria wird zur Himmelskönigin, so wie Artemis, Astarte, Celeste, Ceres, Cybele, Demeter, Diana, Ischtar, Isis und Selene in der heidnischen Welt himmlische Muttergöttinnen waren. Lange vor den frühesten Zeiten des Christentums wurden im Mittelmeerraum Muttergöttinnen als Himmelsgöttinnen verehrt.

Im »Katechismus der katholischen Kirche« (7) heißt es: »Wir glauben, dass die heiligste Muttergottes, die neue Eva, die Mutter der Kirche, im Himmel ihre Mutterschaft an den Gliedern Christi fortsetzt.« Vermutlich wussten die Verfasser des aktuellen katholischen Katechismus gar nicht, wie zutreffend ihre Aussage ist: Maria ist tatsächlich eine zweite Eva, aber das ganz im heidnischen Sinne: die Himmelskönigin in neuem, christlichen Gewand! Stephen Benko: »Ich stelle fest, dass es eine direkte, ungebrochene und klar erkennbare Verbindung gibt zwischen den Kulten der antiken Göttinnen bis hin zur Verehrung und dem daraus entsprungenen Kult der Jungfrau Maria.«

Die Muttergöttin Eva wurde im »Alten Testament« der Bibel zur menschlichen Sünderin, die sich vom Teufel verführen lässt. Als christianisierte Himmelsgöttin Maria kehrt sie zurück. Und, das wage ich zu prognostizieren, sie wird auch noch ganz offiziell zur »Miterlöserin«, neben Christus, quasi als Ersatz für den für viele Zeitgenossen unbegreifbaren »Heiligen Geist«.

Nach Vorträgen über die uralte Geschichte der Göttin erntete ich nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Es sei unzulässig, ja ein Sakrileg, die Gottesgebärerin, die Himmelskönigin mit heidnischen Göttinnen zu vergleichen oder gar gleichzusetzen. Wiederholt bekam ich zu hören, dass es das Werk des Teufels sei, der Jahrtausende vor Christus den Menschen Trugbilder von Göttinnen zeigte, die er Böse just so gestaltete, dass sie der Himmelskönigin Maria ähnelten. Auf diese Weise wollte der Teufel, infam wie er war, im Voraus den wahren Glauben an Maria angreifen. Ich sehe mich aber nicht als Ketzer. Dieses Kompliment darf ich nicht annehmen. Für mich gibt es das zeitlose Heilige auch schon lange vor Jesu Zeiten. Wir sollten versuchen eine erhabene Wahrheit zu erkennen, die sich nicht konfessionell einengen lässt. Dieses mit dem Verstand nicht zu erfassende Ewige hat viele Namen. Eurynome, Ischtar, Inanna, Tonantzin und Maria sind nur verschiedene Namen.

Hoffnung macht, dass das Haus der Maria heute sowohl von Christinnen als auch von Frauen muslimischen Glaubens besucht wird. Gemeinsam beten dort Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen, friedlich nebeneinander. Dieses Gemeinsame wollen wir betonen, dann haben fundamentalistische Hitzköpfe jeglicher Ausrichtung keine Chance!

Eine der vielen Mariendarstellungen von Bad Tölz

Die schönen Darstellungen der Maria in der altehrwürdigen Stadtkirche zu Bad Tölz, der heutige Bau entstand 1466, sind der Versuch das unfassbare Erhabene darzustellen. Ich habe das Gefühl, dass wir im »christlichen Abendland« wieder mehr Respekt haben sollten… angesichts unserer eigenen Wurzeln. Mag es für manche vermeintlich fortschrittlich-multikulti-»denkenden« Zeitgenossen auch befremdlich sein… Aber das Christentum gehört zu Deutschland!


Schlangen auf einer Münze von Ephesus...
Fußnoten

(1) 1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 2
(2) Langbein, Walter-Jörg: »Als Eva noch eine Göttin war«, Manuskript
(3) »Ad coeli reginam«, »Die göttliche Mutterschaft - Grundlage des Königtums«, Paragraph 39
(4) »Absatz 6: Maria – Mutter Christi, Mutter der Kirche« (Artikel 9, Absatz 6/ 966)
(5) Benko, Stephen: »The Virgin Goddess/ Studies in the Pagan and Christian 
     roots of Mariology«, Brill 2004 (Eine deutsche Übersetzung liegt meines
     Wissens nach nicht vor!)
(6) Benko, Stephen: »Pagan Rome and the Early Christians«, Indiana University Press; Reprint edition, July 22, 1986 (Eine deutsche Übersetzung liegt meines   
     Wissens nach nicht vor!)
(7) Artikel 9, Absatz 6/ 975

Zusätzlich zur Lektüre empfohlen:

Benko, Stephen: »Protestanten, Katholiken und Maria. Eine kritische
     Darstellung der röm.-kath. Und der protestantischen Kirche zur Mariologie«,  
     Hamburg 1972
Derungs, Kurt: »Magische Stätten der Heilkraft/ Marienorte mythologisch neu
     entdeckt/ Quellen, Steine, Bäume, Pflanzen«, Grenchen 2006
Lüdemann, Gerd: »Das Judas-Evangelium und das Evangelium nach Maria/
     Zwei gnostische Schriften aus der Frühzeit des Christentums«, Stuttgart 2006
Lüdemann, Gerd: »Jungfrauengeburt?/ Die wirkliche Geschichte von Maria
     und  ihrem Sohn Jesus«, Stuttgart 1997

Zu den Fotos…

Antike Darstellungen von Himmelsköniginnen. Eurynome links außen. Foto wiki commons
Muttergottes, Bad Tölz, Foto Walter-Jörg Langbein
Cover Andreas Gößling, Foto amazon/ Verlag
Himmelskönigin, Bad Tölz, Foto Walter-Jörg Langbein
Himmelskönigin von Caacupé, Paraguay, Cargale-Vittorio Giardini
Ischtar, einer der vielen Namen...Foto wiki commons
Eine der vielen Mariendarstellungen von Bad Tölz 
Schlangen auf einer Münze von Ephesus, 4./5. Jahrhundert vor Christus, Foto Walter-Jörg Langbein

297»Riesige Scharrzeichnungen geben Rätsel auf!«,
Teil 297 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 27.09.2015


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Freitag, 18. September 2015

Klartext zu § 63 StGB - höchste Zeit für seine Abschaffung!

Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Nicht nur der Fall Mollath hat es überdeutlich ans Tageslicht gebracht: Das Einfalltor fast aller zwangspsychiatrischer Übel besteht in § 63 StGB. Das einzig Klare an diesem Gummiparagrafen ist sein Wortlaut, während die aus ihm folgende Notwendigkeit der Auslegung durch Vertreter der psychiatrischen Zunft zu einem erheblichen Lebensrisiko für jeden einzelnen Menschen in unserer Gesellschaft geworden ist. Die aktuell gültige Fassung im Wortlaut:

§ 63 StGB
Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus
Hat jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit (§ 20) oder der verminderten Schuldfähigkeit (§ 21) begangen, so ordnet das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, wenn die Gesamtwürdigung des Täters und seiner Tat ergibt, daß von ihm infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist.

Das Selbstbewusstsein, mit dem die Vertreter der Psychiatrie so tun, als könnten sie tatsächlich derart feine Abstufungen definieren, wie die Abgrenzung der Schuldunfähigkeit gegenüber der verminderten Schuldfähigkeit sie erfordern, entbehrt jeglicher Grundlage. Schon hieran zeigt sich der bedenkliche Hang einer ganzen Branche zur Scharlatanerie, sodass es sich eigentlich von jeher hätte verbieten müssen, derartig Amorphes in das Strafgesetzbuch aufzunehmen.

Dass es tatsächlich düstere Mächte waren, die § 63 StGB in gefährliche Gesetzesform gossen, zeigt schon das Geburtsdatum dieser grundsätzlich menschenrechtsverletzenden Regelung:  § 63 StGB trat, damals noch unter der Bezeichnung »Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln zur Besserung und Sicherung« am 24. November 1933 in Kraft. Seitdem ist er der einzige Paragraf, dessen Gemeingefährlichkeit die der von ihm Betroffenen weitaus übersteigt.


Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Das Gesicht Deutschlands hat sich maßgeblich gewandelt. Doch § 63 lebt noch immer, und große Teile der Justiz meinen bis heute, ohne diesen der Nazizeit entstammenden Sonderparagrafen zur Ausgrenzung angeblich Kranker aus dem Rechtssystem nicht existieren zu können.

Bei den Psychiatern selbst ist durch diese ihre Sonderstellung unter allen anderen Medizinern eine derart erhebliche déformation professionelle eingetreten, dass ihre Vertreter nichts dabei finden, wenn sie Feststellungen wie die folgende tätigen, die von Fachvertreter Norbert Konrad stammt:

»Selektionswege im Umgang mit psychisch gestörten Rechtsbrechern
In Deutschland ist für den Umgang mit psychisch gestörten Rechtsbrechern das Prinzip der Zweispurigkeit maßgeblich, welches erlaubt, bestimmte Gruppen aus dem Strafvollzug herauszudefinieren.«
[Quelle: Pollähne, »Forensische Psychiatrie – Selbst ein Behandlungsfall?« S. 105]

Mit der Funktion der Psychiatrie als Instrument der Aussonderung befasste sich in kritischer Weise bereits Gerhard Strate in seinem Buch »Der Fall Mollath«. Dort heißt es:

»So wird denn auch der Psychiater Thomas Lippert, der im Jahre 2003 die erste Einweisung Gustl Mollaths zur Beobachtung angeregt hatte, noch im Jahre 2014 ganz selbstverständlich auf dem Social Media Netzwerk Twitter  ausführen
Natürlich hat jeder Patient im MRV [Maßregelvollzug] das Recht, sich nicht an Therapien zu beteiligen und alle Begutachtungen zu verweigern. Nur wird er mit diesem Verhalten es nur selten erreichen, dass man zu einer positiven Prognose kommt. Es liegt nahe, dass dann nur eine Entlassung aus Verhältnismäßigkeitsgründen möglich ist.“  
Hier hat wohl die einem einzelnen Berufsstand ohne Legitimation zugewachsene ungebührliche Machtfülle die Entstehung eines Weltbilds befördert, in dem Gesetz und Recht nur noch eingeschränkte Gültigkeit haben. So ist eine »Dunkelkammer des Rechts« (Heribert Prantl) entstanden, die es Justitia hin und wieder ermöglicht, ihre Augenbinde abzulegen, wenn ihre Blindheit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert wird.« [Gerhard Strate: »Der Fall Mollath«, S. 144 ff.]

Wohl wahr. Vor dem Gesetz gleich sind dank der Psychiatrie nur Menschen, die dem gewünschten Schema entsprechen. Lässt sich Justizia durch irgendwelche Umstände dazu verleiten, unter ihrer sprichwörtlichen Augenbinde hervorzublinzeln, negiert sie damit zwangsläufig die geforderte Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz. Da sie genau weiß, dass sie das »eigentlich« nicht darf, benötigt sie dazu eine Legitimation, die ihr nur allzu gerne von willfährigen Psychiatern geliefert wird. So betrachtet ist § 63 StGB die wohl gefährlichste Sollbruchstelle in unserer Gesetzgebung. Was nicht passt, macht er passend, und sei es mit dem Holzhammer. Und das unter völliger Preisgabe des wichtigsten Grundsatzes in unserem Rechtssystem.

Wie leicht es ist, durch wenige unbedachte Mätzchen, ausgenutzt von gewieften Gegnern, in die Fänge von § 63 StGB zu geraten, hat der Fall Mollath hinlänglich gezeigt. Wir haben ebenfalls daraus gelernt, wie schwer es ist, den Fängen der Psychiatrie jemals wieder zu entkommen. Noch jemand hier, der daran zweifelt, dass Mollath wohl den Rest seines Lebens in der »Dunkelkammer des Rechts« verbracht hätte, wenn, wie es die Regel ist, niemand von seinem Fall erfahren hätte?

Machen wir uns nichts vor: In einem ungünstigen Moment, wie er im Leben eines jeden Menschen vorkommen kann, kann ausnahmslos jeder ein Kandidat für § 63 StGB sein und auf unbestimmte Zeit in der Psychiatrie verschwinden. Einer Zwangsbehandlung mit körper- und seelenzerstörenden Neuroleptika oder anderen Wohltaten der Pharmaindustrie entgeht er dann nur mit viel Glück. Dabei müssen die Anlasstaten gar nicht monströs sein, aufgrund derer ein psychiatrischer Gutachter eine künftige Gemeingefährlichkeit konstruiert. Ja, konstruiert. Aus Worthülsen und ICD-Codes auf geduldigem Papier. Denn Valideres hat diese »Wissenschaft« kaum aufzubieten. Die Fallstricke, über die ein Gustl Mollath, eine Ilona Haslbauer stolperten, sie waren tatsächlich aus – Papier.

Und so begrüße ich ausdrücklich die Initiative des Politikwissenschaftlers Prof. Wolf-Dieter Narr, der das »Kartell gegen § 63 StGB« ins Leben gerufen hat. Zu den Gründungsmitgliedern zählen, außer Prof. Narr selbst, sieben Rechtsanwälte, darunter auch Gerhard Strate. Ein Klick auf das folgende Banner führt auf die Gründungserklärung.

Gründungsmitglieder: Prof. Wolf-Dieter Narr;
RA Sven-U. Burkhardt; RA Alexander Paetow;
RA Thomas Saschenbrecker;
RA Dr. David Schneider-Addae-Mensah;
RA Dr. Gerhard Strate; RA Dr. Eckart Wähner;


By the way: Natürlich lässt sich manch forensisch-psychiatrischer Gerichtsgutachter angesichts solcher Ereignisse die Gelegenheit zu einer kleinen Spitze nicht entgehen. So schrieb der schon in Gerhard Strates Buch zitierte Thomas Lippert, seines Zeichens erster Mollath-Gutachter, wieder einmal auf Twitter:




Nach Lipperts Lesart mag die Forderung ja bereits »Antipsychiatrie« sein, dass Psychiater sich künftig denselben gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beugen haben sollten, wie alle anderen Mediziner auch. Nicht mehr und nicht weniger. Vergleichsweise jämmerliche Validität der eigenen Arbeitsergebnisse berechtigt schließlich noch nicht zu bevorzugter Behandlung. Die zahlreichen Beschwerden von Vertretern anderer Zweige der Medizin über die ihnen auf den Sack gehenden Umtriebe der »Antiallergologie«, der »Antiorthopädie« der »Antikardiologie« und der »Antiproktologie« sprechen im Übrigen eine deutliche Sprache, nicht wahr? – Lieber Herr Lippert, bitte klären Sie mich auf: Existiert für solche déformation professionelle eigentlich ein eigener ICD-Code?



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Sonntag, 13. September 2015

295 »Maria und die Göttin von Guadalupe –

Mariae Himmelfahrt – Teil 5«
Teil 295 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Foto 1: Artemis
Es lässt sich nicht wissenschaftlich belegen, dass Jesu Mutter in Ephesus leibhaftig in den Himmel aufgenommen wurde. Bewiesen ist allerdings, dass die Göttin des Lebens und des Todes Artemis im Tempel von Ephesus verherrlicht wurde. Wie kam es zur Anbetung der griechischen Göttin in Ephesus? Der mythologischen Überlieferung wurde der Tempel just dort geweiht, wo einst ein Bildnis der Göttin vom Himmel gefallen sein soll. Mit einer mächtigen Göttin kann es die bescheidene Magd Maria nicht aufnehmen. Oder doch? Gewiss, die vier Evangelisten behandeln die Mutter Jesu eher stiefmütterlich, verraten kaum etwas über die Mutter des Messias. Im Mittelalter allerdings übernahm die offizielle Theologie die Marienverehrung der gläubigen Menschen. Vielen Christen war das Christentum zu männlich, fehlte das Weibliche der Göttin, das aus konkurrierenden Religionen bekannt war. Und so wuchs nach und nach die bescheidene Maria zur Himmelskönigin, die sich mit dem Ehrentitel »Regina caeli« (zu Deutsch: »Königin des Himmels«) schmücken durfte. In der Fastenzeit wird Maria auch heute noch mit »Heil, Du Himmelskönigin« (»Ave, Regina Caelorum«) gehuldigt, in der Osterzeit frohlockt der gläubige Katholik »Freu‘ Dich, Du Himmelskönigin!«

Maria soll Artemis übertreffen. Und das erreichten die Theologen durch die Lehre von der »Himmelfahrt« Marias: Während Artemis als Statue vom Himmel fiel, stieg Maria in den Himmel auf, wo sie als »Himmelskönigin« mit Gottvater und Gottsohn eine neue Trinität bildet. Ist Maria die christliche Antwort auf Göttinnen und Götter, die vom Himmel zur Erde herab kamen? Just, wo Artemis verehrt wurde – im Tempel von Ephesus – soll Maria in den Himmel aufgenommen worden sein. Wurde die Gottesmutter und Gottesgebärerin Maria von den frühen Christen bewusst der heidnischen Göttin Artemis entgegengesetzt? Ja verdrängte Maria die heidnische Vorgängerin, weil sie den Artemis-Anhängern mit ähnlichen Attributen vorgestellt wurde? Heidnische Göttinnen bekamen nicht selten ein christliches Gewand. Und Stätten, an denen Göttinnen verehrt wurden, wurden in Orte der Verehrung Mariae verwandelt.

Foto 2: Artemis von Ephesus, Variante von Kybele und Maria?

Im legendären Pantheon zu Rom wurde im ersten vorchristlichen Jahrhundert die Göttin Kybele verehrt. Kaiser Phakos schenkte das alte Heiligtum anno 608 dem Papst Bonifatius IV., der wiederum übertrug es schon ein Jahr später der Jungfrau Maria. Und wo heute Christen im Petersdom  Maria um Fürsprache bitten, just da wurde einst der Großen Muttergöttin Kybele geopfert.

Noch ein Beispiel aus europäischen Gefilden! Erice, Sizilien, ist heute ein Wallfahrtsort für Katholiken. In der »Cattedrale di Santa Maria dell’Assunta« beten sie zu Maria. Wo der Himmelfahrt Marias gedacht wird, just da stand einst ein Tempel der Göttin, die im Verlauf der Jahrtausende immer wieder den Namen wechselte. So wurde Maria zur Nachfolgerin der Göttinnen Inanna, Aphrodite und Venus.

Foto 3: Die Basilika von Guadalupe

Im heutigen »Ville de Guadalupe«, unweit der Moloch-Metropole Mexiko City, strömen zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends mehr Pilger als sonst wo auf unserem Planeten zur Anbetung der Maria zusammen. Ihr Ziel: die Basilika der Jungfrau von Guadalupe. Sie glauben, dass sich hier die berühmte »Jungfrau von Guadalupe«, eine Maria mit deutlich indianischen Zügen, offenbarte. Der Ort eines ausgesprochenen Marien-Kults, der Jahr für Jahr Millionen von Pilgern anlockt, war zuvor den Anhängern der heidnischen Göttin Tonantzin heilig. Ihr Heiligtum soll erst von den spanischen Eroberern, manche bevorzugen Bezeichnungen wie Plünderer, Räuber und Mörder, niedergebrannt worden sein. Maria verdrängte Tonantzin von ihrem heiligen Hügel. (1)

Wie sich doch die Ehrennamen gleichen! Tonantzin, »unsere verehrte Mutter« oder auch »Göttermutter«, wurde ersetzt. Maria, die »Muttergottes« trat an ihre Stelle.  Tonantzin galt als »Mutter aller Götter«, Maria ist für Katholiken wie Protestanten die »Gottesmutter«. Klaus-Rüdiger Mai bringt es in seinem vorzüglichen Werk »Die geheimen Religionen/ Götter, Sterne und Ekstase« auf den Punkt (2):

Foto 4: Artemis von Ephesus, die Vorgängerin der Gottesmutter

»Der Inbegriff des Christentums, die Theologie der Jungfrau Maria, ist im Grunde nicht christlichen Ursprungs, sondern eine Camouflage wesentlich älterer Kulte, nämlich der Kulte der Magna Mater, der Inanna, der Astarte, der Demeter, der Kybele oder Ceres, der großen … irdischen und unterirdischen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheiten der heidnischen Welt. … Die Person der Gottesmutter half dem Christentum dabei, eine Lücke zu schließen, indem sie dem Bedürfnis nach einer Muttergöttin, nach einer Fruchtbarkeitsgöttin, nach einer Frau, an die sich Frauen in Not wenden können, ein Ziel gab. Und so wurde die pagane (heidnische) Muttergöttin in Ephesos christlich getauft. Interessanterweise gibt es eine schwarze Figur der Artemis, wie im Christentum die Schwarzen Madonnen verehrt werden.«

Foto 5: Blick in die Basilika von Guadalupe

Der Legende nach hatte Juan Diego vom 9. Bis 12. Dezember 1531 auf dem »Berg« – es ist eher ein Hügelchen –  Tepeyac mehrere Erscheinungen der Jungfrau Maria. Präziser: Die Gottesmutter soll ihm leibhaftig begegnet sein. Maria, so wird überliefert, zeigte sich ihm als vornehme, liebenswert-freundliche Frau mit indianischen Zügen. Sie gab ihm den Auftrag, ihr  am Erscheinungsort eine Kapelle errichten zu lassen. Der Bischof, der Franziskanerpater Juan de Zumárraga, war zunächst skeptisch und glaubte ihm nicht. Schließlich gelang es Juan Diego, den hohen Geistlichen zu überzeugen.

Kurz gefasst: Die Gottesmutter gab Juan Diego den Befehl, Blüten zu sammeln, von Blumen die zum Zeitpunkt der Erscheinung – Trockenzeit –  noch gar nicht blühten. Juan Diego gehorchte, trug das Gewünschte in seinem Umhang zusammen und eilte zum Kirchenmann. Als er vor dem Geistlichen die Blüten auf den Boden schüttete, zeigte sich auf dem Umhang ein wunderschönes Bild der Maria von Guadalupe. Heute, fast ein halbes Jahrtausend nach der Begegnung auf dem Hügelchen, wird der Umhang mit dem wundersamen, weil unmöglichen Bild, von Millionen von Pilgern in der Basilika von Guadalupe bestaunt.

Dieses »Bild« ist seinem Wesen nach eher eine Fotografie, es ist nicht gemalt und niemand vermag zu sagen, wie es hergestellt wurde. Der Stoff der Tilma ist, das haben strenge wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, tatsächlich rund 450 Jahre alt. Er stammt wirklich aus dem Jahr 1531. Das aber ist eigentlich eine Unmöglichkeit. Das Stoffgewebe wurde einst aus groben Agavefasern gewebt. Solcher Stoff hat eigentlich eine nur sehr begrenzte Lebenszeit, zerfällt gewöhnlich nach höchstens zwanzig Jahren. Wie konnte das Gewebe dann rund fünfhundert Jahre überdauern? Konservierungsstoffe wurden keine Gefunden.
       
Foto 6: Heutige »Heimat« der Jungfrau

Rätselhaft ist nach wie vor auch das Bildnis selbst. Ein Gemälde ist es nicht, das ergaben Analysen von Professor Richard Kuhn, Nobelpreisträger aus Heidelberg. Nicht die kleinste Spur eines Pinselstrichs ist ausfindig zu machen. Farbe befindet sich weder oberflächlich auf, aber auch nicht in den Fasern. Verwirrend fiel das Ergebnis einer Untersuchung durch Spezialisten der Firma Kodak aus. Resultat: »Das Bild ist seinem Wesen nach eine Fotografie.« Damit wurde eine Entdeckung bestätigt, die der mexikanische Fotograf Alfonso Gonzales bereits 1929 gemacht hatte. Gonzales kam damals auch zu dem Schluss, dass sich irgendetwas in den Augen zwischen den teilweise geschlossenen Lidern widerspiegelt. Aber was?

Das fand der Augenarzt Dr. Jorge Escalante Padilla erst Jahrzehnte später heraus. Mit Hilfe von modernen Elektronikmikroskopen konnte er Winziges erkennbar machen. Dem verblüfften Wissenschaftler kam es so vor, als sei er mit Hilfe einer Zeitmaschine fast 500 Jahre in die Vergangenheit gereist. In den winzigen Pupillen ist eine anrührende Szene dargestellt. Dr. José Aste Tonsmann, Cornell-Universität, vergrößerte dieses unvorstellbar winzige Szenario auf das 2000fache. Mit Hilfe verschiedener optischer Filter gelang es ihm, auch noch so unscheinbare Einzelheiten erkennbar zu machen.
      
Foto 7: Maria von Guadalupe
als Heiligenbildchen

Man bedenke: Das Bildnis von der Jungfrau von Guadalupe ist nur 152,24 Zentimeter groß. Die Pupillen sind also weit kleiner als Stecknadelköpfe. Und doch spiegeln sie ein Szenario wider, so als handele es sich um »richtige« Augen eines lebendigen Menschen, der etwas betrachtet. Was? Da ist ein älterer Mann im Profil zu sehen. Vermutlich handelt es sich um Bischof Zumarrage. Der ältere Herr spricht angeregt mit einer weiteren Person, wahrscheinlich handelt es sich um den Dolmetscher Gonzales. Am Boden schließlich hockt Juan Diego. Man sieht deutlich, dass er gerade seinen Umhang, Tilma genannt, ausbreitet. Weitere unbekannte Personen sind als Zeugen zugegen: eine indianisch wirkende Frau mit einem Baby auf dem Rücken, ein jüngerer Indio, bei dem es sich um den Mann der Frau handeln könnte und ein kleiner Junge, vielleicht ein Sohn der Eheleute.

Man mag zur Legende um die Maria von Guadalupe stehen wie man will. Fakt ist, dass das der grobe Stoff der Tilma bereits vor Jahrhunderten hätte zerfallen müssen. Fakt ist, dass das Bildnis selbst eine Unmöglichkeit ist. Niemand vermag zu sagen, wie es entstanden ist. Fakt ist, dass die winzigen Darstellungen in den Pupillen der Maria von Guadalupe noch unmöglicher sind als die Tilma selbst. Es dürfte eigentlich weder Tilma noch das Bildnis darauf geben.

Warum war Bischof Zumarrage zunächst Juan Diego gegenüber reserviert und ablehnend? Das ominöse Hügelchen der Marienerscheinung war in den Zeiten vor der mörderischen Eroberung durch die christlichen Spanier  ein wichtiges Heiligtum einer weiblichen Gottheit. Hier wurde einst Göttin Tonantzin von den Azteken verehrt. Der heidnische Tempel war »natürlich« von den Spaniern zerstört worden. Wollte Juan Diegeo, so überlegte der Bischof, die alte Göttin im Gewand der Maria neu aufleben lassen? Der hochrangige christliche Kirchenmann fürchtete immer noch die heidnische Konkurrenz!

Foto 8: Das Bildnis auf der Tilma,
das Original in der Basilika

Die christliche Maria von Guadalupe ist eine ehrwürdige heidnische Göttin in neuem Gewand. Die Maria von Guadalupe hat zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends immer noch die Züge einer heidnischen Göttin.

Erinnern wir uns an die Erkenntnisse der intensiven Recherchen von Klaus-Rüdiger Mai (3): »Der Inbegriff des Christentums, die Theologie der Jungfrau Maria, ist im Grunde nicht christlichen Ursprungs, sondern eine Camouflage wesentlich älterer Kulte, nämlich der Kulte der Magna Mater, der Inanna, der Astarte, der Demeter, der Kybele oder Ceres, der großen … irdischen und unterirdischen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheiten der heidnischen Welt.«

Fußnoten

(1) Bitte beachten Sie auch http://www.ein-buch-lesen.de/2010/12/das-wunder-von-guadalupe.html
(2) Mai, Klaus-Rüdiger: »Die geheimen Religionen/ Götter, Sterne und Ekstase«, Köln 2012, S. 124, untere Hälfte der Seite
(3) ebenda

Zu den Fotos

Foto 9: Ephesus-Bibliothek des Celsus


Foto 1: Artemis von Ephesus, Foto Lutz Langer, creative commons

Foto 2: Artemis von Ephesus, Variante von Kybele und Maria?,Darstellung auf einer Münze, etwa
     4-5 Jahrjundert v. Chr., Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 3: Die Basilika von Guadalupe, Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 4: Artemis von Ephesus, die Vorgängerin der Gottesmutter, Darstellung auf einer Münze,
    Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 5 : Blick in die Basilika von Guadalupe, Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 6: Heutige »Heimat« der Jungfrau, Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 7: Maria von Guadalupe als Heiligenbildchen, Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 8: Das Bildnis auf der Tilma, das Original in der Basilika, Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 9: Ephesus-Bibliothek des Celsus: Foto shetta, creative commons

296»Maria und andere Göttinnen«,
Teil 296 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 20.09.2015



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Freitag, 11. September 2015

Schulengel Teil 4 – Auswirkungen auf die journalistische Unabhängigkeit

Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Schulengel: Spendenstand
vom 10.9.2015;
Veränderungen innerhalb
der letzten Woche:
+ 28 Einrichtungen
+ 15.484 €;
Das Auflegen von Partnerprogrammen ist für die meisten Internetshops ein unverzichtbarer Weg, um das eigene Angebot breit zu vernetzen und auf dem Markt zu bestehen. Provisionslinks auf thematisch passenden Webseiten tragen erheblich zum geschäftlichen Erfolg der Shops bei. Nur sehr große Anbieter wie amazon schaffen hierzu eigene technische Ressourcen und betreiben ihr Partnerprogramm unter dem eigenen Dach. Kleine und mittlere Anbieter hingegen setzen zumeist auf große Netzwerke wie affili.net. In diesem Partnernetzwerk sind aktuell über 2.500 Internetshops vertreten, etwa 700.000 Websitebetreiber beziehen von dort entsprechend individualisierte Links zum Einbau in den eigenen Webauftritt. Bestellt ein Seitenbesucher Ware über einen Affiliate-Link, erhält der Websitebetreiber über affili.net eine Provision.

In meinen bisherigen Artikeln über die Geschäftsmethoden der Schulengel GmbH habe ich dargelegt, dass das von Schulengel beworbene Browser-AddOn »Shop-Engel« nicht selten kleine Websitebetreiber um ihre bereits verdienten Provisionen bringt und damit eine Monokultur des Internets befördert (Teil 1 nachlesen). Ich habe aufgezeigt, dass das Unternehmen unter dem Vorwand des Spendensammelns für Bildungseinrichtungen über dazu zweckentfremdete Partnerlinks aus ebensolchen Netzwerken selbst gewaltige Umsätze tätigt, während die einzelnen Schulen sich im Durchschnitt mit eher mageren Spendenergebnissen begnügen müssen (Teil 2). Ich habe auch recherchiert, dass ein Einkauf mit dem Blick auf die höchstmögliche Spende nicht selten teuer bezahlt ist (Teil 3).


Was haben Partnernetzwerkbetreiber wie affili.net mit alldem zu tun?


Es ist die Frage nach der Rolle von Partnernetzwerkbetreibern wie affili.net zu stellen. Das Unternehmen wirbt auf seiner Website aktiv neue Werbepartner an und verspricht auf seiner Website:

»Der Publisher bewirbt die Angebote des Advertisers auf seiner  Webseite mit dem Ziel, Interessenten darauf zu lenken. Klickt ein User auf diese Werbung und kauft im Shop des Advertisers ein, erhält der Publisher eine zuvor definierte Vergütung. Advertiser können somit exakt definieren, was ihnen der Verkauf eines bestimmten Produktes wert ist und zahlen nur im Erfolgsfall eine Vergütung. Sie als Publisher erhalten für jeden Verkauf bzw. an bestimmten Aktionen, die über das Werbemittel auf Ihrer Seite generiert wurden, eine Vergütung.« [Quelle, abgerufen am 10.9.2015] 

Gleichzeitig scheint affili.net keinerlei Einwände gegen die Vorgehensweise von Werbepartnern wie Schulengel zu haben, die eigene Nutzer durch ein automatisches Tool wie »Shop-Engel« auch nach erfolgreicher Weiterleitung durch einen anderen Websitebetreiber aus dem bereits erreichten Shop heraus zu Schulengel zu locken und wieder in den Shop zurückzuleiten, um so dem anderen Websitebetreiber die im Verkaufsfall anfallende Provision wegzunehmen. Eine Ungeheuerlichkeit, die ich mir erst kürzlich von affili.net per Mail bestätigen ließ. Die Antwort machte mich ob ihrer zur Schau gestellten Selbstverständlichkeit fassungslos: Die im Affiliate-Marketing übliche Business-Regel laute »Last cookie/contact wins«, weshalb die Vergütung in einem solchen Fall Schulengel zugesprochen werde, stand da. Es gebe durchaus Diskussionen um eine »vermeintlich gerechtere Verteilung von Vergütungen«, hieß es in der Mail weiter, »indem die an der sogenannten „Customer Journey“ beteiligten Werbepartner anteilig zu ihrer jeweiligen Leistung beteiligt werden« sollten. Dies sei in der Praxis jedoch »extrem kompliziert, sehr aufwendig und kostenintensiv« sowie intransparent.

Mir ist klar, dass diese technischen Erläuterungen für den Normalleser eine Zumutung sein müssen. Ihr Verständnis ist jedoch notwendig, um zu wissen, worin der virtuelle Provisionsklau besteht, den Schulengel besonders durch das AddOn »Shop-Engel« begeht. Am besten lässt sich dies durch ein Beispiel erläutern, das auch meine Motivation für die nun entstehende Artikelserie erklärt:


Vor einiger Zeit gründete ich das (nun aus noch zu beschreibenden Gründen vor sich hin dümpelnde) Portal Spielsachen & Co., das eigentlich dazu dienen sollte, Themen rund um Kinder, Schule und Familienpolitik aufzugreifen. Dazu gibt es viel zu sagen. Mehr als zu jedem anderen Thema. Denn auf diesem Gebiet läuft meiner Auffassung nach nahezu alles falsch. Die im hiesigen Blog gefundene und bewährte Form der Freitagskolumne sollte auf spielsachen.co ihre themenbezogene Entsprechung finden, ergänzt durch zahlreiche kostenlose Downloadangebote und vieles mehr.

Sogar mit dem mehr als komplizierten Typo3  machte ich mich vertraut, einem CMS-System zum Aufsetzen moderner Websites, was mich als technisch interessierter Laie weit über meine Grenzen führte, jedoch schaffte ich es, die Seite entsprechend an den Start zu bringen.

Da die mit alldem verbundene riesige Arbeit jedoch zwingend einer halbwegs soliden Finanzierungsgrundlage bedarf, machte ich mich auf die Suche nach Werbepartnern. Neben dem amazon Partnernet sollten Provisionsverkäufe für weitere Internetshops mit thematisch jeweils genau passenden Angeboten für die Deckung der Kosten sorgen. Besonders für den redaktionellen Teil der Seite hätte dies journalistische Unabhängigkeit in ihrer schönsten Form bedeutet, da Werbeplätze in diesem Fall nicht verkauft werden, sondern lediglich eine kleine Umsatzbeteiligung an jeder erfolgreichen Bestellung ausgeschüttet wird, ohne dass der jeweilige Anbieter Einfluss auf die Gestaltung der Inhalte nehmen kann.


Automatisierte Provisionsabzocke


Dass es Systeme wie Schulengel gibt, war mir damals schon bekannt: Anbieter eben, die lieber für vorgebliche Spendenzwecke Provisionen abgreifen, statt echte Inhalte zu liefern. Neu jedoch war mir die technische Dimension, die im Fall von spielsachen.co folgendermaßen aussieht (zum Vergrößern bitte auf das jeweilige Bild klicken):

Wer spielsachen.co öffnet, findet ganz unten am rechten Rand beispielsweise ein Werbebanner des Shops von Ravensburger (siehe roter Pfeil im Screenshot):

Rechts unten das Werbebanner von Ravensburger


Ravensburger schüttet nach aktuellem Stand 7 % Provision für erfolgreich vermittelte Verkäufe aus.

Klickt nun ein Besucher, der bereits Schulengel-Nutzer ist und in seinem Browser den »Shop-Engel« installiert hat, auf das Ravensburger-Banner bei spielsachen.co, so landet er im Shop von Ravensburger und erblickt dort in der rechten oberen Ecke den automatisch aufspringenden »Shop-Engel«:

Ravensburger Shop, rechts oben rot markiert: Das AddOn »Shop-Engel«


Dieser erinnert ihn daran, dass er ja eigentlich mit jedem Einkauf für die Schule der Kinder seines Schwippschwagers oder den Kaninchenzüchterverein von Erbtante Berta spenden wollte. Also klickt er schleunigst drauf und landet bei Schulengel:

Hierhin führt der »Shop-Engel« den gutmütigen Einkäufer:
Die Seite von Schulengel


Hier gibt er nun ganz locker die zu unterstützende Einrichtung ein und lässt sich zurückleiten zu dem Shop, in den er doch eigentlich von spielsachen.co erst geführt worden war. Dadurch wird das »Last Cookie« vor seiner Bestellung gesetzt: zugunsten von Schulengel. Die Provision für spielsachen.co ist damit unwiederbringlich verloren. Achtung: Ravensburger ist nur ein (sehr kleiner) von über 1.300 möglichen Beispielshops, bei denen es zahllosen Websitebetreibern nicht anders ergeht.

Es lässt sich schwer beschreiben, wie groß der Motivationsknick war, als ich diese Funktion entdeckt hatte. Weiterhin kostenlose Einmaleins-Tabellen, Würfelspiele oder sonstige Materialien basteln und zum Download anbieten, nur um über diesen Umweg möglichst viele Leute auf die Seite irgendwelcher Abzocker zu locken? Die geplante Zusammenführung etlicher früher von mir betriebenen Themenblogs mit spielsachen.co und den weiteren Ausbau habe ich deshalb schon vor längerer Zeit bis auf Weiteres verschoben. Was würde auch mein Wunsch nach Befreiung der Kinder von all den Zumutungen, denen sie heute ausgesetzt sind, ausrichten, wenn ich selbst beim Erschaffen bzw. Verfassen entsprechender Inhalte verhungern müsste? Die rasanten Wachstumsraten von Schulengel jedenfalls lassen nur den Schluss zu, dass eine der wichtigsten die journalistische Unabhängigkeit bewahrenden Werbeformen, das Affiliate-Marketing, sich seinem Ende zuneigt. In meinem Fall kam noch erschwerend hinzu, dass die Zielgruppe von Schulengel und die Zielgruppe meiner Seite (samt ihrer Vorgängerblogs kleines-einmaleins.de und abc-lernen.com) nahezu deckungsgleich sind, sodass kaum noch Aussichten auf eine ebenso solide wie unabhängige Refinanzierung der Seite bestehen dürften.


Warum ein riesiges Netzwerk wie affili.net diesen Spuk mitmacht, ohne Schulengel wenigstens die Manipulation durch das Browser-AddOn zu untersagen, ist leicht erklärt: Der Drang des Endverbrauchers, ein paar Prozente für die Kita des eigenen Kindes zu erhaschen, macht das Modell Schulengel zum Erfolgsmodell mit hohen Verkaufsquoten. Das uralte Prinzip des Jägers und Sammlers ist eben stärker als die vernünftige Erwägung, dass das Geld mit absoluter Sicherheit an anderen Stellen fehlt. Bei alldem frage ich mich nur eines: Wenn ein Websitebetreiber die von affili.net gewünschte Leistung erbracht und »Interessenten auf die Angebote des Advertisers« aufmerksam gemacht hat, die versprochene Gegenleistung der Vergütung im Erfolgsfall aber dank fauler Eier wie Schulengel immer öfter ausbleibt: Wie groß und zahlreich werden die künftigen Krokodilstränen darüber sein, dass journalistische Unabhängigkeit auch im Internet kaum noch stattfindet?




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Sonntag, 6. September 2015

294 »Maria und die Biene«

»Mariae Himmelfahrt – Teil 4«
Teil 294 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Zeichnerische Rekonstruktion des Tempels von Ephesus.

»Wie viele Gesichter, nicht christliche und christliche, hat die Jungfrau Maria?«, fragt Klaus-Rüdiger Mai in seinem profunden Buch »Die geheimen Religionen« (1). »Neue« Religionen haben nicht »alte« einfach ersetzt. Es haben keineswegs »richtige« Religionen »falsche« abgelöst. Es gab vielmehr wohl schon immer einen stetigen schleichenden Wechsel. Eine »neue« Religion wie das Christentum konnte sich auch deshalb so gut durchsetzen, weil ältere Glaubensbilder übernommen. Klaus Rüdiger-Mai (2): »Das Glaubensgut älterer oder konkurrierender Religionen wurde entweder von den Vertretern des neuen Glaubens bewusst genutzt, um diesen erfolgreich zu verbreiten, oder hat sich von selbst subversiv durchgesetzt.« Zum zentralen Glaubensgut speziell der katholischen Kirche gehört Maria, die »Gottesmutter«. Wenngleich die Angaben der vier Evangelisten des Neuen Testaments zu Maria nur eher spärlich sind, so weiß der Volksglaube sehr viel mehr. Demnach wurde die Gottesmutter leibhaftig in den Himmel aufgenommen. Und das soll in Ephesus geschehen sein. In Ephesus stand einst eines der sieben Weltwunder, der Tempel der Artemis, das Artemision. Die Ruinen der einst ältesten und wichtigsten Städte Kleinasiens liegen etwa siebzig Kilometer südlich von Izmir, an der türkischen Westküste der Ägäis.


Die Göttin im Tempel von Ephesos

Und hier soll Maria, die »Gottesmutter« ihre letzten Lebensjahre verbracht haben. Im frühen 19. Jahrhundert hatte die Ordensfrau Anna Katharina Emmerich erstaunlich präzise Visionen vom Leben Jesu. Anna Katharina Emmerich war eine Stigmatisierte, sie trug die Wundmale Jesu. Der Dichter Clemens Brentano besuchte die Nonne und protokollierte ihre bestechend exakten Angaben zum Leben und Sterben Jesu. Fünf Jahre, bis zum Tode der Anna Katharina Emmerich, notierte Brentano Tag für Tag, was die am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochene Anna Katharina Emmerich in geistigen Schauen klar und deutlich sah.

Emmerich über Maria
1833 veröffentlichte Brentano »Das Bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi«. Bis 1926 wurden 77 Auflagen dieses Opus gedruckt. Es fand eine größere Verbreitung als die Werke Goethes und Schillers. Erst 1852, ein Jahrzehnt nach Brentanos Tod, wurde »Das Leben der heiligsten Jungfrau Maria« publiziert, gefolgt vom dreibändigen »Das Leben unseres Herrn und Heilandes« (1858 bis 1860). Auf 452 Druckseiten kann heute noch nachgelesen werden, welche Visionen die  Emmerich von Leben und Sterben der Gottesmutter Maria hatte. Demnach verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre in Ephesus.

Was Skeptiker, die für Anna Katharina Emmerichs Visionen nur ein herablassendes Lächeln übrig haben, nicht wissen: Abbé Julien Goyet aus Paris machte sich mit den gedruckten Visionen der Emmerich auf nach Ephesus. Und siehe da: Die Visionen einer Frau, die nie vor Ort war, führten zur Entdeckung einer Ruine, etwa des Hauses, in dem Maria ihre letzten Lebensjahre verbrachte?  Wir wissen heute, dass die Mauerreste einst »Panagia Kapuli«, »Pforte der Allerheiligsten Jungfrau«, hießen. Aber waren die Mauerreste wirklich 2000 Jahre alt? Wir wissen weiter, dass dort, wo das Haus der Maria in Ephesus vermutet wird, »Das dreitorige Kloster der Panagia (allerheiligste Jungfrau)« stand.

Die Göttin von Ephesus

In Ephesus wurde mehr als ein halbes Jahrtausend vor Christi Geburt die Göttin Artemis verehrt und angebetet. Erhalten ist eine römische Kopie der Artemis, die heute im »Kapitolinischen Museum« zu Rom bewundert werden kann. Bis in unsere Tage ist umstritten, was da im Brustbereich der Göttin zu sehen sind? Sind es zahllose Brüste, die verdeutlichen sollen, dass Artemis auch Hüterin der Frauen und der Kinder war? Oder sind es Eier… oder doch Stierhoden? Wie auch immer: Alle diese Attribute können sehr wohl auf eine antike Muttergöttin hinweisen. Artemis hatte viele Namen. 

Die Etrusker zum Beispiel nannten sie Artumes, die Römer Diana und die alten Griechen Selene. Selene war eine Mondgöttin. Ist es ein Zufall, dass die Gottesmutter Maria sehr häufig als auf einer Mondsichel stehend dargestellt wurde? Anhänger des religiösen Kults um Selene würden in diesen Mariendarstellungen »ihre« Göttin erkennen. Klaus-Rüdiger Mai weist nach, dass die Gottesmutter Maria auch ein heidnisches Gesicht hatte. Mir scheint, Maria trägt auch heute noch das »heidnische« Bild der Göttin Artemis. Mai (3): »So gesehen bestanden gute Voraussetzungen dafür, dass die göttlichen Attribut von Artemis auf Maria übergingen.«

Biene der Artemis auf einer Münze

Anno 431 fand das »Konzil von Ephesos« statt. In Ephesos wurde festgelegt das Jesu Mutter Maria als »theotokos« anzusehen sei, also als »Gottesgebärerin« (4). So trat Maria in Ephesus die Nachfolge der Artemis an, die »Gottesgebärerin« folgte auf die Muttergöttin.

Noch eine Biene.....
Auf den Stufen des Pantheon auf der Akropolis bot ein pfiffiger Händler meinem Vater zu einem horrenden Preis eine »echte Silbermünze aus dem Zeustempel« zum Kauf an. Die »unbezahlbare Kostbarkeit« war geradezu winzig, maß keine zehn Millimeter im Durchmesser. Immer wieder rieb der Händler die nicht exakt runde Münze an seiner Jacke. Sie glänzte schließlich verdächtig neu. Ich erinnere mich gut an die präzise herausgearbeiteten Konturen der Honigsammlerin, die auf der einen Seite der Münze zu sehen war. Auf der anderen Seite waren zwei einander anblickende Hirsche dargestellt. Die Biene hatte mit Zeus nichts zu tun, sie war das Attribut einer namenlosen Naturgottheit von Ephesus. Sie wurde schließlich zum »Wappentier« der Artemis.

Es verwundert nicht, dass die Biene im christlichen Volksglauben eine recht bedeutsame Rolle spielt. Im Buch »Das Lied vom Honig: Eine Kulturgeschichte der Biene« lesen wir (5): »Jesus Christus ist die Biene. Die Jungfrau Maria ist der Bienenstock. Die Heilige Schrift ist eine Wabe voll süßesten Honigs. Das mittelalterliche Christentum erbte dankbar die Verehrung der Biene, brauchte deren Symbolkraft dringend. Sie galt als Verkörperung von Reinheit, Jungfräulichkeit, Tugend und Fleiß, hatte an moralischen Qualitäten sehr viel zu bieten. Der Kirchenvater Gregor von Nazianz (329 bis 390) bezeichnete Christus als ›die jungfräulich geborene Biene«. Der auferstandene Erlöser wird von mittelalterlichen Autoren als ›himmlische Biene‹ (apis aethera) angesprochen, die auffliegt in die Sphären des Lichts.«

Artemis (?) auf einer Münze von Ephesos
Die Gleichsetzung Jesu mit der »himmlischen Biene« mutet zunächst seltsam an. Sind doch Bienen wie ihre Königin allesamt weiblich. Wenn wir in der Welt der Imkerei bleiben wollen, dann wäre Jesus keine Biene, sondern eine Drohne. Drohnen sind männliche Bienen und bilden im Bienenvolk – bis zu 80 000 Tiere – eine Minderheit. Drohnen schlüpfen aus nicht befruchteten Eiern, die die Bienenkönigin legt. Man kann also die »Geburt« der Drohnen als »jungfräulich« bezeichnen. Um im Bild zu bleiben: Wenn Jesus von der männlichen Drohne dargestellt wird, dann ist seine Mutter die Bienenkönigin. Maria wäre dann also die Bienenkönigin, die als Jungfrau ohne Mitwirkung eines Mannes, also »jungfräulich« Drohne Jesus »gebiert«. Hier endet aber die theologisch-christliche Gedankenspielerei! Drohnen, also männliche Bienen, haben nur eine Aufgabe: die Begattung der Königin.

Drohnen sind putzige kleine Gesellen. Sie sind dicklicher als die weiblichen Bienen und haben keinen Stachel. Viele Jahre durfte ich meinem Großvater Heinrich Gagel bei seiner Hobbyimkerei zur Hand gehen. So kenne ich mich auch ein wenig mit den Honig-Bienen aus. In der Zeit von April bis August legt die Königin relativ wenige Eier in spezielle, größere Wabenzellen, die unbefruchtet bleiben. Daraus schlüpfen dann die Bieneriche, die Drohnen. Zunächst führen die Drohnen ein geradezu paradiesisches Leben. Arbeiten müssen sie überhaupt nicht. Sie müssen weder Pollen noch Nektar sammeln, müssen sich schon gar nicht an der Verteidigung des Volkes beteiligen. Sie werden von den Arbeiterbienen umhegt und umsorgt, gefüttert und vor eventuell ins Volk eindringenden Feinden geschützt. Sobald die Drohnen geschlechtsreif sind, kommt es zum Hochzeitsflug.

Noch eine »Artemis« (?) auf einer Münze von Ephesus

Ohne zu detailreich ins interessante Intimleben der Bienenkönigin einzudringen: Beim Hochzeitsflug begatten die Drohnen die Königin, verlieren dabei ihr Geschlechtsteil und sterben. Nicht alle Drohnen kommen allerdings zum Vollzug. Sie werden nicht mehr ins Volk eingelassen und verhungern. Wenn sie versuchen, mit Gewalt ins Volk zurückkehren, dann werden sie von den Verteidigerbienen abgewehrt, vielleicht sogar getötet.

Artemis und ihre Biene lebt in Maria weiter. Unzählige Münzen, vor rund 2500 Jahren in Ephesos geprägt, zeigen die göttliche Biene, die vom Katholizismus übernommen wurde.

Noch einmal darf ich aus Ralph Dutlis »Lied vom Honig« zitieren (6): »Ambrosius wurde oft dargestellt mit einem Bienenkorb. Er ist der Schutzpatron der Imker und Bienen… In seiner Schrift ›Von der Jungfräulichkeit‹ wird neben Maria fast selbstverständlich die Honigbiene gewürdigt. Die ›unbefleckte Empfängnis‹ zeichnete beide aus. Die Gottesmutter selber wurde gern als Bienenstock gesehen. Die merkwürdige Assoziation war durch die Jahrhunderte gesegelt: Die Römer besaßen nämlich eine Bienengöttin, Mellona, deren schwangerer Bauch die Form eines Bienenkorbes hatte…«


Fußnoten

(1) Mai, Klaus-Rüdiger: »Die geheimen Religionen/ Götter, Sterne und Ekstase«, Köln 2012, S. 23, 1. Und 2. Zeile von oben

(2) ebenda, 13. bis 10. Zeile von unten

(3) ebenda, S. 120, 13. Und 14. Zeile von oben

(4) Siehe hierzu auch Mai, Klaus-Rüdiger: »Der Vatikan/ Geschichte einer Weltmacht im Zwielicht«, Bergisch Gladbach 2008, S. 100 und folgende!

(5) Dutli, Ralph: »Das Lied vom Honig: Eine Kulturgeschichte der Biene«, Kapitel »Christliche Bienenwunder«, eBook, Wallstein Verlag, Göttingen 2012

(6) ebenda, Kapitel »Christliche Bienenwunder«

Zu den Fotos: Darstellungen des Tempels von Ephesus/ Archiv Walter-Jörg Langbein
Alle Münzen: Sammlung Walter-Jörg Langbein/ Fotos Walter-Jörg Langbein

295 »Maria und die Göttin von Ephesus –
Mariae Himmelfahrt – Teil 5«
Teil 295 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 13.09.2015


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