Sonntag, 28. Januar 2018

419 »Kreaturen aus einer anderen Welt«

Teil  419 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Foto 1: Luftaufahme Nan Madol.

»Pohnpei«, auch als »Ponape« bekannt, gehört zur Inselgruppe der Karolinen. Touristen verirren sich nur selten in diese weit abgelegene Region der Südsee. Manche kommen, um im glasklaren Wasser zu tauchen. Erstaunt stellen sie dann fest, dass es eine echte archäologische Sensation gibt. Freilich haben sie ihre Tage in Pohnpei schon längst verplant, so dass für die mysteriösen Geheimnisse keine Zeit bleibt.  Keine Frage: Dem Taucher erschließt sich eine atemberaubend schöne Unterwasserwelt in faszinierenden, fast schon grellbunten Farben. Es gibt aber auch über den Wellen der Südsee wirklich Phantastisches zu entdecken, nämlich so etwas wie das »achte Weltwunder«. 

Auf künstlichen Inseln wurden gigantische Bauten errichtet, aus gewaltigen Steinsäulen, mit meterdicken Mauern. Warum wurde in der fernen Südsee so gigantisch gebaut? Warum setzte man unvorstellbare Mengen an massivem Stein ein und nicht Holz, das so üppig wächst? Warum schichtete man kolossale Steinsäulen im »Blockhüttenstil« aufeinander. Warum machte man sich unendliche Mühen mit tonnenschwerem Stein, statt das viel einfacher zu bearbeitende, leichter zu transportierende und im Übermaß vorhandene Holz zu nutzen? Es mussten offensichtlich die tonnenschweren »Steinsäulen« sein! Warum? Welchem Zweck dienten einst die Monstermauern von Nan Madol im idyllischen Südseeparadies?

Foto 2: Einige der künstlichen Inseln aus der Luft.

Das »Weltwunder Nan Madol« findet sich nicht auf dem geheimnisvollen Eiland  »Pohnpei«, sondern im Pazifik, im Osten von der noch lange nicht erforschten Hauptinsel. Der mysteriöse Komplex im Meer, »Temwen« (frühere Schreibweise: »Temuen«) genannt, besteht aus 82 künstlich angelegten Inseln. Auf diesen kleinen und kleinsten Eilanden finden sich Ruinen. Von den meisten sind nur noch Fundamente zu erkennen, andere wurden fast vollständig abgetragen, um wieder andere Gebäude zu erreichten. Einst soll es eine stolze Stadt gegeben haben. Wie sie einst hieß, wir wissen es nicht mehr. »Nan Madol« wird sie heute genannt.

Die 82 Inseln in der Südsee bei »Pohnpei« sind eindeutig künstlich geschaffen worden. Warum? Warum holzte man nicht auf  Pohnpei selbst ein Areal ab, um Bauten auf sicherem Boden zu errichten? Es kann nicht bestritten werden, Forscher haben das tatsächlich herausgefunden:  dass »Temwen« kein Produkt von »Mutter Natur« ist. »Temwen« ist, ich muss mich wiederholen, ein Komplex von 82 künstlich angelegten Inseln. Und zum Meer hin wurde eine wahre Monstermauer errichtet, deren Ausmaße auch heute noch beeindrucken. Wie lang und wie hoch das einst stolze Bauwerk war, konnte bis heute nicht eindeutig festgestellt werden.

Foto 3: Teil des »Schutzwalls« aus der Luft.

Vor wem oder vor was sollte dieser mächtige Wall einst schützen? Sehr viel einfacher wäre es gewesen, die steinerne Stadt auf der Hauptinsel zu bauen. Da wäre auch die Schutzmauer leichter zu bauen gewesen. Aber: Es mussten künstliche Inseln geschaffen werden, um darauf steinerne Gebäude zu errichten. Vom »Schutzwall« ist nur noch ein Teil erhalten. Und der ist aus der Luft nur noch als »Grünstreifen« zu erkennen. Das einst mächtige Mauerwerk ist weitestgehend von schnell wachsenden Pflanzen überwuchert. Man wundert sich: Woher beziehen sie wohl ihr Wasser? Die steinerne Wand steht im Meer, umtost von Salzwasser. Salzwasser freilich kommt als Kost für das üppige Gestrüpp nicht infrage.

Als ich meine erste Reise nach »Pohnpei« vorbereitete, hatte ich noch völlig falsche Vorstellungen. Ich erwartete ein Südseeeiland mit spärlich bekleideten Südseeschönheiten und bunten Blumen in wallendem Haar. Ich stellte mir endlose Sandstrände mit Palmen vor. Ich dachte an liebliche Musik und herrliche Aussichten über endlose Meeresweiten auf fernen Horizont. Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass gerade »Pohnpei« krasseste Kontraste bieten würde: Eine Welt des strahlenden Sonnenscheins auf der einen Seite und beängstigende Unwetter auf der anderen Seite. Immer wieder wichen bei meinen Fahrten per Motorboot zu den Monstermauern von Nan Madol babyblauer Himmel mit intensivem Sonnen einer düsteren Welt. Die Wirklichkeit schien dann dem Hirn von H.P. Lovecraft entsprungen zu sein.

Foto 4: Mysteriöse »Lichter« am Ufer.

Der »Strand« von »Pohnpei« verwandelte sich in ein fast schwarzes undurchdringbares Etwas. Pechschwarze Steinriesen tauchten auf, ein Etwas wie ein Berg wurde sichtbar. Das Szenario hätte von einer Werkstatt von Hollywood ersonnen und gebaut worden sein können. Oder es ist das Werk von Spezialisten, mit modernster Computertechnik erschaffen. Geeignet wäre das freilich reale Szenario für eine Verfilmung eines Werks von Lovecraft, vielleicht für einen Horrorschocker im Geiste von Lovecraft.

Es kam mir so vor, als würde eine riesige Maschinerie extrem schnelle Wechsel herbeiführen. Oder: Die einander schnell abwechselnden Extreme sind so radikal, als seien sie per Computer künstlich kreiert. Sie waren aber real: der eben noch stechende Sonnenschein und die bedrückende Düsterkeit im Regenschauer, der die Grenze zwischen Meer und Luft verschwimmen ließ. Eben noch brannte die Sonne vom Firmament und schon wollten anscheinend sintflutartige Wasserströme vom Himmel alles Leben austilgen, so wie einst als Noah seine Arche baute.

Foto 5: Reste monströser Mauern und Baumleichen.

Für Augenblicke sah es so aus, als ob im Urwalddickicht von »Pohnpei« fahle Lichtpunkte auf bösartige Beobachter schließen lassen, die mit Abscheu und Aggression verfolgten, wie unser Motorboot an ihnen vorüberzog. Mehr als skurril wirkt mein Foto. Man könnte meinen, es sei aus dutzenden von Einzelaufnahmen zusammengesetzt. Man könnte vermuten, dass Straßenlaternen und beleuchtete Fenster im Dunkeln zum merkwürdigen Foto geführt hätten. Aber da war nur Urwaldgestrüpp, da gab es keine Laternen und schon keine Gebäude mit elektrischem Licht.

Die rapiden Wechsel hielten mehr als einen Vormittag an und wurden krasser, als wir uns dem Ruinenkomplex von Nan Madol näherten. Da schienen eben erst gigantische Mauern aus steinernen Säulen noch gestanden zu haben. Aber jetzt lagen sie zerbrochen und zerborsten am Boden, bildeten Haufen aus Steingewirr. Und im Regen wurden die Steine dunkel, ja schwarz, getränkt von den Himmelsfluten. Bizarre Landschaften signalisierten Bilder von Tod, nicht von Leben. Es war, als sei die Natur hier schon vor Ewigkeiten abgestorben, als habe ein Pesthauch alles abgetötet. Wie skelettöse Finger ragten dürre Baumleichen in den pechschwarzen Himmel. Abgestorbene Bäume trotzen noch den Naturgewalten. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie stürzen und im Meer des »Pazifik« verschwinden würden.

Foto 6: Sterbende Bäume, tote Bäume.

So manch‘ schauriges Szenario habe ich gesehen, das höchst real war und doch viel mehr zu düsteren Gedanken Lovecrafts passte als zu den Vorstellungen friedlich idyllischer Südseestrände. Menschenfressende Monster passten hier viel besser ins Bild als üppige Südseeschönheiten. Opfer gab es freilich zum Glück keine zu beklagen, wenn man einmal von meinen beiden Kameras absieht. Eine hatte ich stets mit analogem Negativfilm geladen, die andere mit Diafilm. Kurz nach dem ersten Wolkenbruch setzten beide Kameras aus, sie konnten wohl die Feuchtigkeit nicht vertragen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder für kurze Momente ihren Dienst taten, um dann wieder zu »streiken«.

Meine dramatische Schilderung der stürmischen Fahrt zu den Ruinen mag übertrieben wirken. Freilich bitte ich zu bedenken: Von einer Nussschale von Motorboot aus wirkten die rapiden Wetterwechsel wirklich höchst dramatisch. Noch furchteinflößender war freilich der sorglose Umgang unseres »Kapitäns« mit seinem Feuerzeug. Dann und wann goss er aus einem rostigen Kanister Benzin in den altersschwachen Motor. Seine Hauptsorge galt dabei offenbar seiner Zigarette, die immer wieder vom Regen gelöscht wurde. Während das Benzin in den Tank gluckerte, entflammte das Sturmfeuerzug den Glimmstängel zu neuem Leben. Eine Explosion konnte aber vermieden werden.

»Wenn es so stürmt, glauben manche der alten Menschen an das Wirken von bösartigen Geistern!«, erklärte mir der wackere Lenker des Motorboots. »Auch vielen Jungen sind die uralten Ruinen unheimlich. Bei Nacht möchte sich hier niemand aufhalten!«

Foto 7: So mag das unheimliche Leuchten aussehen.

Während wir, am Ufer scheinbar von mysteriösen Lichtern begleitet, der Ruinenstadt zustrebten, schrie der »Kapitän« gegen Motor und Unwetter an. Die gespenstischen »Laternen« blitzten auf, wurden heller, wieder dunkler, sprangen weiter. Mag sein, dass es für dieses seltsame Phänomen eine natürliche Erklärung gibt, unheimlich war’s aber allemal!

»Mancher lacht über die Erzählungen der Alten. Die Alten sterben nach und nach, mit ihnen geraten die Überlieferungen in Vergessenheit. Viele der Alten mögen auch nicht mehr erzählen, was sie ihrerseits von den Großeltern erfahren haben.« Erst auf wiederholtes Nachfragen bekam ich einiges zu hören: Etwa von dem geheimnisvollen »Leuchten«. Nur wenige sollen es gesehen haben, wie für Bruchteile von Sekunden Steine und Bäume, Palmen und Wellen wie von innen heraus geglüht haben. Da habe es für kurze Momente einen Kontakt zwischen unserer Welt und einer anderen, bösen Welt gegeben. »In solchen Momenten können Kreaturen aus einer anderen Welt in unsere Welt eindringen.«

So ganz fremd war mir diese Geschichte allerdings nicht. So gab es bei den Kelten ein Fest zum Ende des Sommers. In dieser Zeit soll es nach keltischer Mythologie den Geistern Verstorbener möglich sein, aus dem Jenseits ins Diesseits zu wechseln. Meine Erklärung für das Aufstellen der Kürbisköpfe: Sie sollten die heimkehrenden Seelen daran hindern, wieder in die einstmals von ihnen bewohnten Häuser einzudringen. Tatsächlich gibt es Überlegungen, ob das Halloweenfest nicht vielleicht auf ein sehr viel älteres Totenfest zurückgeht.

Foto 8: Halloween.
Fußnoten
Zu den Fotos
Foto 1: Luftaufahme Nan Madol. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Einige der künstlichen Inseln aus der Luft. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Teil des »Schutzwalls« aus der Luft. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Mysteriöse »Lichter« am Ufer. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Reste monströser Mauern und Baumleichen. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Sterbende Bäume, tote Bäume. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: So mag das unheimliche Leuchten aussehen. Negativ! Foto Walter-Jörg Langbein.
Hinweis: Als ich für diesen Bericht Dias einscannte, kam es zu einem Fehler. Ich scannte die Dias als Negative ein und erhielt Negative. So entstand ein »Foto«, das sich als Illustration zum geheimnisvollen »Leuchten« eignet.
Foto 8: Halloween. Kürbisköpfe zum Abschrecken der Totengeister? Foto Walter Langbein sen.
Hinweis: Mein Vater nahm das Foto in Stevensville, Michigan, am Donnerstag, den 31.10.1963 auf. Zu sehen sind meine Mutter, mein Bruder Volker und ich. Ich stehe rechts im Bild.



420 »Wenn die Sterne an der richtigen Stelle standen«,
Teil  420 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 04.02.2018


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Mittwoch, 17. Januar 2018

418 »Monstermauern, Mumien und Mysterien – ein Jubiläum«

Teil  418 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein




»Kuelap, eine geheimnisvolle Metropole der ›Chachapoyas‹«, der legendären »Wolkenmenschen«, so hieß Folge 1 meiner Sonntagsserie »Monstermauern, Mumien und Mysterien«. Eine echte Monstermauer schütze einst die rätselhafte Stadt Kuelap der »Chachapoyas«. Erschienen ist sie am 17. Januar 2010, also heute auf den Tag genau vor acht Jahren. Ich plante ursprünglich eine »Miniserie« mit insgesamt zehn Folgen. Die Resonanz war von Anfang an höchst positiv. Und so wurde rasch an zusätzliche Folgen gedacht. Nach 25 Folgen würde Schluss sein. Oder nach 50? Sonntag für Sonntag lief meine Serie. Es machte großen Spaß, sie zu schreiben.

Foto 2: Unterwegs im Reich der Wolkenmenschen.
Riesig ist mein Fundus an Erinnerungen an Reisen zu den interessantesten Stätten auf unserem Planeten. Wirklich groß ist mein Fotoarchiv. Beim Stöbern in den sorgsam archivierten Aufnahmen wurden Erinnerungen an so manch‘ anstrengende Reise wach, an so manches »Abenteuer«. Immer wieder zog es mich in die »Unterwelt«: So kroch ich in die »unvollendete Grabkammer« unter der »Cheopspyramide«, in das Ganglabyrinth unter den »Tempelruinen« von Chavin de Huantar im Norden Perus. Der Weg in die »Unterwelt« der »Großen Pyramide« Ägyptens war alles andere als leicht.

Die sogenannte »unvollendete Grabkammer« liegt im massiven Fundament aus gewachsenem Stein unter dem gigantischen Bauwerk. Wann wurde sie in den Fels geschlagen? Wurden die Arbeiten begonnen, bevor der Grundstein für die Cheopspyramide gesetzt wurde? Bautechnisch wäre es die einfachste Lösung gewesen, zunächst die heute als unvollendete Grabkammer bekannte »Gruft« auszuheben, um nach vollendeter Arbeit die Pyramide darüber zu bauen. Dann wäre es relativ leicht gewesen, den Abraum durch einen kurzen Schacht ins Freie zu schaffen.
   
Der Gang in die mysteriöse Unterwelt führt aber zum Großteil durch den mächtigen Leib der Pyramide. Wurden also gleichzeitig unterirdisch die geheimnisvolle Kammer und die riesige Pyramide darüber geschaffen? Ein »Gehen« in die Tiefe im herkömmlichen Sinn war unmöglich. Ganze 1,20 Meter hoch und 1,06 Meter breit macht der »Gang« eine Fortbewegung im Stehen unmöglich. Vor Anstrengung keuchend und bald heftig schwitzend, sodass mir die Kleidung wie eine zweite Haut am Leibe klebt, kroch ich krabbelnd dem vielleicht eigentlichen Rätsel der Pyramide entgegen.

Foto 3:  Im Tunnel unterwegs zur »unvollendeten Grabkammer«.

Ehrlich gesagt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Baumeister des Weltwunders »Cheopspyramide« so schlecht geplant und während des Entstehens der riesigen Pyramide plötzlich umdisponiert haben. Ich vermute, dass die »unvollendete Grabkammer« einen uns bis heute unbekannten Zweck erfüllte. Vielleicht war sie Teil eines Systems aus Gängen und Kammern, das bis heute erst zum Teil bekannt ist. Weitere »Hohlräume« - Kammern, Gänge? – werden im mächtigen Leib der Cheopspyramide vermutet. Pyramidenforscher Axel Klitzke machte schon vor Jahren sehr konkrete Angaben zu einem noch verborgenen Kammer-Gangsystem in der Cheopspyramide. Sein Buch »Pyramiden: Wissensträger aus Stein« (1) ist leider vergriffen und nur antiquarisch erhältlich.

Leider verweigert sich die klassische Archäologie derlei Gedanken, speziell wenn sie von »Hobbyforschern« vorgetragen werden. Ägyptologen wie Dr. Zahi Hawass, der sein äußeres Erscheinungsbild mehr und mehr Indiana Jones anzupassen scheint, dulden keine Außenseiter mit neuen Gedanken. Das erschwert echte Fortschritte beim Erkunden der Pyramide.

Foto 4: In der »unvollendeten Grabkammer«.

Ähnlich niedrig und eng waren die Gänge unter den kargen Resten des einst riesigen »Tempelkomplexes« von Chavin de Huantar. Auch in der Unterwelt von Chavin musste man sich durch enge und niedrige Gänge zwängen. Freilich waren da Teile des komplexen Fangsystems eingebrochen, so dass ein Weiterkommen immer wieder unmöglich war. Also gab es nur eine Möglichkeit: Wieder zurück kriechen, eine andere Abzweigung nehmen. Immer wieder machte sich unangenehmer Geruch bemerkbar. Immer wieder musste man durch die Verdauungsprodukte von Fledermäusen krabbeln, so dass man am Ende einer stundenlangen Exkursion durch unheimliche Gänge völlig verdreckt und nicht gerade nach Veilchenduft riechend ans Tageslicht zurückkam.


Foto 5: Eingang zum Tempelkomplex von Chavin de Huantar.

Es ist nicht bekannt, welchem Zweck das Gangsystem diente, ja es ist noch nicht einmal klar, wie groß es einst war. Wer weiß, welche Teile schon vor vielen, vielen Jahrhunderten eingestürzt sind. Vor Ort erklärte mir ein Archäologe, dass einst Wasser durch die Tunnels unter dem Tempelkomplex von Chavin de Huantar floss. Aber warum? Um ein lautes Rauschen zu erzeugen, das irgendwie aus dem Inneren der Erde zu kommen schien. Wollten die Priester so die Gläubigen beeindrucken, ja in Angst und Schrecken versetzen?

»Die Priesterschaft hatte sicher Tricks auf Lager. Sie konnten womöglich einen ›Dialog‹ mit den Göttern inszenieren. Wenn das Volk gegen den Oberpriester murrte, wurden die Götter ›befragt‹. Etwa: ›Oh Ihr Götter! Soll das Volk dem Oberpriester weiterhin gehorchen, so lasst Eure Stimme erschallen!‹ Daraufhin wurden Schleusen geöffnet, Wassermassen strömten in die unterirdischen Gänge und lautes Rauschen kam aus dem Leib der Erde. Das war für die Gläubigen ein eindeutiges Zeichen, gesandt von den mächtigen Göttern!«

Foto 6: WJL in der Unterwelt von Chavin de Huantar
Solche reichlich spekulative Gedanken »meines« Archäologen übertreffen selbst kühnste Spekulationen der »Prä-Astronautik«-Gilde. Übrigens: Es sind gerade die selbsternannten Skeptiker, die Erich von Däniken und Co. Abstruse Behauptungen unterstellen, um sie dann genüsslich zu »widerlegen«. Das erkennt freilich nicht, wer auf die Lektüre der Bücher von Erich von Däniken und Co. verzichtet.

So wird der  Schweizer Bestsellerautor Erich von Däniken von    der  »wissenschaftlichen« Seite immer wieder »widerlegt«, etwa in Sachen Nasca. Da macht man sich lustig über den Bestsellerautor aus der Schweiz, der angeblich behauptet habe, die riesigen Bilder in der Wüstenebene von Nasca seien Landebahnen der Außerirdischen gewesen (2). Wer Erich von Däniken gelesen hat, der weiß: So einen hanebüchenen Unsinn hat der weltweit bekannteste Vertreter der Theorie von den »Astronautengöttern« niemals behauptet.

Am 17. Januar 2010, auf den Tag genau vor acht Jahren, erschien die erste Folge meiner sonntäglichen Serie. Natürlich habe ich die Leserinnen und Leser auch nach Nasca entführt, in die Luft über der Hochebene, aber auch in die Unterwelt von Nasca, in einige der rätselhaften Tunnels unter den gigantischen Scharrzeichen. Welchem Zweck das gigantische Bilderbuch in der Wüste auch diente, abgeschritten oder abgelaufen wurden die Linien nie. Das hätte sie nämlich zerstört. Ich bin – wie Erich von Däniken – der Meinung, dass die gewaltigen Bilder und Bahnen, die man übrigens vom Weltraum aus erkennt, für die Götter in himmlischen Gefilden gedacht waren. Die Astronautengötter sollten aufmerksam gemacht, vom Himmel zurück auf die Erde gelockt werden.

Foto 7: Unter Chavin de Huantar.
In 417 Folgen habe ich versucht, möglichst viele Leserinnen und Leser (noch) neugieriger auf die vielen Geheimnisse unseres Planeten zu machen. Und die sind beileibe nicht nur in weiter Ferne zu finden, sondern auch vor der sprichwörtlichen Haustüre, in Kirchen und Kapellen, aber auch an uralten Kultstätten (Beispiele: Externsteine im Teutoburger Wald, die »Keltenschanzen« von Holzhausen bei München, monströse Reliefs im Münster zu Hameln und am »Paradiestor« des Doms zu Paderborn).

417 Sonntagsbeiträge über Geheimnisse und Mysterien… 8 Jahre »Monstermauern, Mumien und Mysterien – ein Jubiläum«. Ich wollte und will informieren, aber niemandem eine bestimmte Sichtweise der Dinge aufzwingen. Doktrinen gibt es auch in der Welt der Wissenschaft genug. Was den Fortschritt bringt? Wer den Fortschritt bringt? Das sind Menschen, die keine Angst vor kühnen Fragen haben und die den Mut aufbringen, auch fantastisch anmutende Antworten in Erwägung zu ziehen.

Ich danke allen Leserinnen und Lesern, die meiner Sonntagsserie gefolgt sind. Wenn es mir gelingen sollte, den einen oder den anderen Interessierten zu eigenen Recherchen anzuregen, dann würde mich das sehr freuen.

Foto 8: Die Externsteine bei Detmold.

Fortsetzung folgt….

Fußnoten
1) Klitzke, Axel: »Pyramiden: Wissensträger aus Stein«, Govinda Verlag, Jestetten Januar 2006
2) Gadow, Gerhard: »Erinnerungen an die Wirklichkeit/ Sonderdruck der SAN-

Nachrichten von Gerhard Gadow/ Ein Kommentar zum Däniken Bestseller«, Berlin 1979


Zu den Fotos

Foto 9: Monsterwesen von Hameln.
Foto 1: Foto 1: Unterwegs zur Sadt der Wolkenmenschen. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Unterwegs im Reich der Wolkenmenschen. Foto Ingeborg Diekmann
Foto 3:  Im Tunnel unterwegs zur »unvollendeten Grabkammer«. Foto Walter Langbein sen.
Foto 4: In der »unvollendeten Grabkammer«. Foto Walter Langbein sen.
Foto 5: Eingang zum Tempelkomplex von Chavin de Huantar. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: WJL in der Unterwelt von Chavin de Huantar. Foto Ingeborg Diekmann
Foto 7: Einer der unterirdischen Gänge von Chavin de Huantar. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8 Die Externsteine bei Detmold. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Monsterwesen von Hameln. Foto Walter-Jörg Langbein.
Foto 10: Monsterwesen von Paderborn. Foto Walter-Jörg Langbein.

Foto 11: »Phantastische Phänomene«, 3. und 4.3.2018.

Foto 10: Monsterwesen von Paderborn.

419 »Kreaturen aus einer anderen Welt«,
Teil  419 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 28.01.2018 


Foto 11: »Phantastische Phänomene«, 3. und 4.3.2018


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Freitag, 12. Januar 2018

417 »Engel, Götter oder Teufel«

Teil  417 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein   
                     

Foto 1: H.P. Lovecraft, etwa 1915
»Einige dieser Wesen, sagte er,
hätten sogar Verbindung zu anderen
Dimensionen und Welten gehalten.
In den vergessenen vormenschlichen
Zeiten seien solche Verbindungen
noch häufig vorhanden gewesen.«

H.P. Lovecraft und Hazel Heald
in »Das Grauen im Museum« (1)

Rekapitulieren wir: Jakob sah im Traum Engel, die vom Himmel herab zur Erde stiegen und von der Erde wieder in den Himmel zurückkehrten.  Über den Eingang in den Himmel erfahren wir nichts in unseren Bibelausgaben, wohl aber im altslavischen Text »Leiter Jakobs« (2): »Und die Spitze der Leiter war ein Antlitz wie eines Menschen, aus Feuer behauen.« Der unbekannte Textautor vergleicht also den Eingang zum Himmel mit einem »Antlitz eines Menschen, aus Feuer behauen«. Darf man den Text beim Wort nehmen?

Die gängigen Bibelübersetzungen vermelden eine offensichtlich sehr lange oder hohe Leiter (3): »Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.«  Der konkretere altslavische Text schildert eine sehr kurze Leiter von nur zwölf Stufen, an deren Ende etwas »Feuriges« war, etwas das wie ein feuriges Menschenantlitz aussah.


Im äthiopischen »Buch Henoch« stieß ich auf ein besonders interessantes Kapitel, betitelt »Das Geschichtsbuch. Die Entwicklung der Weltgeschichte.« Ich benütze auch in Sachen Henoch die meiner Meinung nach beste Übersetzung »verbotener« biblischer Texte das Standardwerk schlechthin als Quelle (4): Emil Kautzsch: »Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments« (4). Henoch schildert eine geheimnisvolle Begegnung (5):  

Foto 2: Henochs Himmelsreise nach Kautzsch

»Da erhob ich abermals meine Augen gen Himmel und sah im Gesichte, wie aus dem Himmel Wesen, die weißen Menschen glichen, hervorkamen; einer von ihnen kam aus jenem Ort hervor und drei mit ihm. Jene drei, die zuletzt hervorgekommen waren, ergriffen mich bei der Hand, nahmen mich von dem Geschlechte der Erde hinweg und brachten mich hinauf an einen hohen 0rt und zeigten mir einen Turm hoch über der Erde, und alle Hügel waren niedriger.«

Foto 3: »Das Haar der Medusa«
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Wie im Fall »Jakobs Himmelsleiter« kommen da Wesen »aus dem Himmel«. Bei diesen Wesen handelte es sich, so erklärt Prof. Kautzsch in einer Fußnote (6). Engel kamen also »aus jenem Ort hervor«. Doch während Jakob auf der Erde bleibt, bringen die Engel Henoch »an einen hohen Ort«. 

Die Engel entführen Henoch in den Himmel. Aus der Höhe blickt er hinab zur Erde und sieht »Hügel«. Und oben – »hoch über der Erde« – machten ihn die »Engel« auf einen »Turm« aufmerksam. Um ein irdisches Bauwerk, um einen in den Himmel ragenden urzeitlichen »Wolkenkratzer« kann es sich dabei nicht gehandelt haben. Henoch beschreibt doch ganz konkret, dass ihm die Engel einen »Turm« zeigten: »hoch über der Erde, und alle Hügel waren niedriger«. Der »Turm« befand sich also im Himmel und die »Engel« brachten Henoch hinauf in den Himmel, zum »Turm«. Sollte es sich um das Raumschiff der »Engel« gehandelt haben? Oder um etwas ganz anderes?

Henoch schildert an anderer Stelle seine »Himmelfahrt« ausführlicher (7). Die Engel entführten ihn in himmlische Gefilde: 

»Sie trugen mich hinein in den Himmel. Ich trat ein, bis ich mich einer Mauer näherte, die aus Krystallsteinen gebaut und von feurigen Zungen umgeben war; und sie begann mir Furcht einzujagen. Ich trat in die feurigen Zungen hinein und näherte mich einem großen, aus Krystallsteinen gebauten Hause. Die Wände jenes Hauses glichen einem mit Krystallsteinen getäfelten Fußboden, und sein Grund war von Krystall. Seine Decke war wie die Bahn der Sterne und Blitze, dazwischen feurige Kerube, und ihr Himmel bestand aus Wasser. Ein Feuermeer umgab seine Wände, und seine Thüren brannten von Feuer. Ich trat ein in jenes Haus, das heiß wie Feuer und kalt wie Schnee war. Da war keine Lebenslust vorhanden; Furcht umhüllte mich, und Zittern erfaßte mich. Da ich erschüttert war und zitterte, fiel ich auf mein Angesicht und schaute (Folgendes) im Gesichte: Siehe, da war ein anderes Haus, größer als jenes; alle seine Thüren standen vor mir offen, und es war aus feurigen Zungen gebaut. In jeder Hinsicht, durch Herrlichkeit, Pracht und Größe zeichnete es sich so aus, daß ich euch keine Beschreibung von seiner Herrlichkeit und Größe geben kann. Sein Boden war von Feuer; seinen oberen Teil bildeten Blitze und kreisende Sterne, und seine Wege war loderndes Feuer.«

Foto 4: Moon Pool von Merritt

Henoch versteht nicht, was ihm geschieht. Er begreift nicht, was ihm widerfährt. Ihm wird angst und bange, er zittert vor Angst, fällt nieder, ja er kann schließlich nicht mehr hinsehen (8). Was Henoch wortgewaltig schildert, das haben wir bereits im altslavischen Text über Jakobs Himmelsleiter gelesen. Am Ende der Himmelsleiter befand sich etwas Feuriges (9): »Und die Spitze der Leiter war ein Antlitz wie eines Menschen, aus Feuer behauen.«

Beide Texte beschreiben etwas, was weder Jakob noch Henoch begreifen konnten. Beide waren entsetzt. Warum? Erinnern wir uns: In der Piscator-Bibel von 1736 lag es an Jakobs »bloedigkeit«, dass er nicht begreifen konnte, was er da sah. Sind wir heute klüger? Prof. Ernst Bammel (*1923, †1996), profunder Kenner des altjüdischen Schrifttums, versicherte mir, dass es nach jüdischer Legende aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt eine Erklärung für Jakobs »Vision« gab. Demnach führte die Himmelsleiter über dem Boden zu einem »Tor zum Himmel«. Was ist unter einem »Tor zum Himmel« zu verstehen? Eine fantastische Antwort auf die Frage, die mir kein Theologe beantworten konnte, bekam ich in der Südsee, auf der Insel Pohnpei.

Die gigantischen Ruinen von Nan Madol werden als »Venedig der Südsee« bezeichnet. Aus tonnenschweren Basaltsäulen wurden vor der Küste von Pohnpei fast 100 künstliche Inseln geschaffen und darauf – wiederum aus Basaltsäulen – geradezu monströse Mauern und »Tempel« errichtet.

Foto 5: Einer der Tempel von Nan Madol.
In den 1990er Jahren besuchte ich Pohnpei zum ersten Mal. Die »Anreise« war strapaziös: Frankfurt–Amsterdam, Amsterdam–Tokio, Tokio–Guam, Guam–Pohnpei (Mikronesien). Die Rückreise war noch anstrengender: Pohnpei–Kosrae, Kosrae–Honolulu, Honolulu–Sydney (Australien), Sydney–Port Vila (Vanuatu), Port Vila–Tanna (John-Frum-Kult), Tanna–Port Vila, Port Vila–Nadi (Fiji), Nadi–Honolulu, Honolulu–Minneapolis, Minneapolis–Detroit, Detroit–Frankfurt.

Die Besuche in den Ruinen von Nan Madol waren fantastisch. In einem leicht maroden Motorboot kutschierte ein Guide mich und zwei Freunde zwischen den künstlichen Miniinseln umher. Überall waren die von Menschenhand geschaffenen Fundamente der Insel zu erkennen, aber auch Reste von einst stolzen Tempelanlagen. Auf verschiedenen Inseln gab es Schächte zu Tunneln, die angeblich unter dem Meeresboden weit hinaus führten.

Viele Stunden erkundeten wir die Welt des »8. Weltwunders«, des »Venedigs der Südsee«. Und abends gab es im herrlichen »Village Resort Hotel« von Bob und Patti Arthur faszinierende Gespräche. Eines Abends erzählte ich in kleiner Runde von meinem Theologiestudium und von meiner Beschäftigung mit dem »Tor zum Himmel« in biblischen und apokryphen sowie pseudepigraphen Schriften. Die Arthurs waren alles andere als erstaunt. Und zu meiner Verblüffung berichteten sie mir, dass es einst im Zentrum der mysteriösen Anlage von Nan Madol so ein »Tor« gegeben haben.

»Ein Tor zu Anlagen unter dem Meeresspiegel?«, wollte ich wissen. Die Arthurs lachten. »Eher eine Art ›Stargate‹, ein Eingang über andere Dimensionen…« Durch das »Stargate« könnten Eingeweihte fremde, fantastische Welten Besuchen. Durch das Stargate könnten mysteriöse Wesen – Engel, Götter oder Teufel – in unsere Welt eindringen. »Glauben Sie an dieses ›Stargate‹ von Nan Madol?«, fragte ich in eine Pause des Schweigens. Patti Arthur zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls traut sich kein Einheimischer bei Nacht in die Ruinen von Nan Madol!«, antwortete sie schließlich. »Sie haben Angst, vom ›Leuchtenden‹ in eine andere Welt verschleppt zu werden.«

Foto 6: Luftaufnahme Nan Madol.

Ob es Literatur zu diesem faszinierenden Thema gebe? Meine Frage löste keine große Begeisterung aus. Schließlich gewährten mir die Arthurs Einblick in ihre kleine Bibliothek. Ein Stephen Athens zum Beispiel berichtete ausführlich über archäologische Funde von Nan Madol (10). Paul Hambruch, der schon vor dem ersten Weltkrieg die Ruinen von Nan Madol vermessen hat, schwieg sich über die fantastischen Überlieferungen in Sachen »Nan Madol und das Stargate« aus (11). Seither habe ich gesucht, gesucht und nichts gefunden. Selbst in einer neueren wissenschaftlichen Publikation (12), 2012 in Tokyo erschienen, klammerte man das Thema aus.

Fündig wurde ich nur in einem fantastischen Roman, auf den mich die Arthurs hingewiesen haben: »The Moon Pool« von Abraham Merritt, 1919 (14) in Erstauflage erschienen, schildert ein »Stargate« als Zugang zu fantastischen, aber auch gefährlichen Welten.

Foto 7: Jakobs Himmelsleiter in der Koberger-Bibel von 1483

Ich frage mich: Sollte Jakobs »Himmelsleiter« zu einem Stargate geführt haben? Und haben »Engel« Henoch durch so ein »Stargate« entführt und wieder zurück gebracht?


Fußnoten:
1) Lovecraft, Howard Phillips: »Das Haar der Medusa/ Horrorgeschichten 1930-1932, S. 278-324, Zitat S. 282, Zeilen 13- 10 von unten, Festa-Verlag, Leipzig, 1. Auflage Oktober 2017
2) Petkov, Julian: »Altslavische Eschatologie: Texte und Studien zur apokalyptischen Literatur in kirchenslavischer Überlieferung«, Tübingen 2016, Seite 320, »Text der ›Leiter Jakobs‹«, I. 3
3) 1. Buch Mose Kapitel 28, Vers 12, Luther Bibel 2017
4) Kautzsch, Emil: »Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments«, Bd. 2, Tübingen 1900, Seite 290
5) ebenda, Kapitel 87, Verse 2 und 3
6) Kautzsch, Emil: »Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments«, Bd. 2, Tübingen 1900, 

Seite 290 unten, Fußnote »m«: »Das sind die treugebliebenen Engel. Sie sind mit Menschen verglichen.«
7) »Das Buch Henoch«, Kapitel 14, Verse 9-17, Zitat nach Kautzsch, Emil, ebenda, Seiten 244 und 245
8) ebenda, Vers 19
 

Foto 8: Tempelmauer von Nan Madol.

 9) Petkov, Julian: »Altslavische Eschatologie: Texte und Studien zur apokalyptischen Literatur in kirchenslavischer Überlieferung«, Tübingen 2016, Seite 320, »Text der ›Leiter Jakobs‹«, I. 3
10) Athens, J. Stephen: »Pottery from Nan Madol, Ponape, Eastern Caroline Islands«, »The Journal of the Polynesian Society«, 89, 1980, S. 95–99.
11) Hambruch, Paul: »Ponape«, Hamburg 1936
12) »Japan Consortium for International Cooperation in Cultual Heritage«: »Survey Report on the Present State of Nan Madol, Federated States of Micronesia«, Tokyo 2012
13) Merritt, A(braham): »The Moon Pool« (Roman), 1. Auflage, New York und
London 1919
14) Zunächst veröffentlichte das Wochenblatt »All-Story Weekly« zwei Kurzgeschichten von Abraham Merritt: »The Moon Pool« erscgien1918, die Fortsetzung »Conquest of the Moon Pool« (etwa: »Eroberung des Mond-Teichs/Sees«) ein Jahr später. Beide dienten dann als Grundlage für den Roman »The Moon Pool«.


Zu den Fotos:
Foto 1: H.P. Lovecraft, etwa 1915, wikimedia commons/ public domain
Foto 2: Henochs Himmelsreise nach Kautzsch, 1900.Foto 3: »Das Haar der Medusa«, eine fantastische Sammlung von packenden Kurzgeschichten, die H.P. Lovecraft in Zusammenarbeit mit anderen Autoren verfasst hat. Dem FESTA Verlag darf ich auch für diese schöne Lovecraft-Publikation von Herzen danken. 
Foto 4: Moon Pool von Merritt, Originalausgabe 1919.
Foto 5: Einer der Tempel von Nan Madol. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Luftaufnahme Nan Madol. Foto Walter-Jörg Langbein

Foto 7: Jakobs Himmelsleiter in der Koberger-Bibel von 1483
Foto 8: Monströse Tempelmauer, Nan Madol. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Plakat zum Seminar »Phantastische Phänomene«, 3. und 4.März 2018

418 »Monstermauern, Mumien und Mysterien - ein Jubiläum!«,
Teil  418 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint wegen des Jubiläums ausnahmsweise bereits am 17.01.2018





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Sonntag, 7. Januar 2018

416 »Mit dem ›Fahrstuhl‹ oder durchs ›Sternentor‹ ins All? «

Teil  416 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein                       

Foto 1: Projekt Weltraumlift der NASA.

Einer der großen alten Raumfahrtpioniere war Prof. Eugen Sänger,  der mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten den ersten Raumfahrttechnikern konkrete Fortschritte ermöglichte, aber auch Visionen schenkte. Sänger ging davon aus, dass wir Menschen einst interstellare Raumfahrt betreiben werden. In seinem Werk »Raumfahrt« (1)  stellte Prof. Eugen Sänger schon 1958 Überlegungen über Besucher von anderen Sternen auf der Erde in der Vergangenheit an. Er schreibt (2): »Der Wunsch, nach den Sternen zu greifen, ist so alt wie die Menschheit selber ... Der Gedanke der Raumfahrt erscheint daher am frühesten schon in der prähistorischen Menschheitsperiode in den Göttermythen und Sagen.«

Entstand also der Wunsch nach Raumfahrt aus Mythen der Vorzeit und aus alten heiligen Büchern der Völker, weil die Menschen davon träumten, einst in die Tiefen des Alls vorzudringen, so wie man ja auch Seen und Ozeane überqueren konnte? Wurden also schon vor Jahrtausenden fiktive »Raumfahrergeschichten« formuliert? Prof. Sänger hält das für unwahrscheinlich. Er geht vielmehr von Erinnerungen an reale Ereignisse aus (3):

Foto 2: Sängers visionäres Buch.
»Es erscheint uns heute fast wahrscheinlicher, dass unsere Vorfahren diese Vorstellungen aus realen Erfahrungen bei der Begegnung mit prähistorischen Besuchern aus dem Weltraum erwarben, als dass eine ans Unglaubwürdige grenzende Zukunftsschau sie ihnen schon vor Jahrtausenden auf wunderbare Weise geoffenbart hätte.« Der Raumfahrtpionier betonte  vor einem halben Jahrhundert, dass entsprechende Hinweise nicht etwa nur bei einzelnen Völkern oder Religionen vorkommen, »sondern praktisch bei allen Völkern der Erde in sehr ähnlicher Weise auftauchen.«
    
Schließlich benennt Prof. Sänger einige Indizien für Besuche der »Astronautengötter« auf, die Jahre später sozusagen zum Kanon der »Prä-Astronautik« gehören sollten (4):

»Tatsächlich berichtet nicht nur die Bibel vom Propheten Elias, er sei auf einem von Flammenrossen gezogenen Donnerwagen gen Himmel gefahren, nach mexikanischen Mythen erhielt die Maya den Besuch eines Gottes aus dem Weltraum, die Begründer der peruanischen Inkadynastie kamen vom Himmel.« Und weiter: »Die bei Ninive gefundene Tontafel Assurbanipals mit der Kunde von dem Himmelsflug des sumerischen Königs Etam um 3200 v. Chr. bis in solche Höhen, dass ihm die Länder und Meere der Erde nicht größer erscheinen als ein Laib Brot, mag auch hierher gehören, ebenso wie die aus der Zeit um 155 v. Chr. stammende bekannte griechische Sage von Ikarus und Dädalos und die entsprechende germanische Sage von Wieland dem Schmied.«
    
Schließlich blickt Raumfahrtpionier Sänger in die Zukunft: Die »Erinnerung an die Fähigkeiten außerirdischer Wesen«  könne sehr wohl im Menschen den Wunsch verstärkt haben, »selbst Raumfahrt zu treiben«.

Foto 3: Oberths visionäres Buch.
Die Sehnsucht der Menschen, in den Himmel emporzusteigen, wird schon sehr früh im »Alten Testament« beschrieben. Dabei wird deutlich, dass im mythischen Text unter Himmel nicht etwa ein Aufenthaltsort für die Seelen Verstorbener gemeint ist, sondern die Gefilde hoch über uns, also das All. Die Menschen wollten in’s All vordringen, nicht in geistige Sphären. Ähnlich wie die »Engel« auf Jakobs Leiter wollten sie hoch, sehr hoch emporsteigen. Und sie bauen zu diesem Zweck einen gewaltigen Turm. Lassen wir die Bibel selbst zu Wort kommen (5):

»Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst.

Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.

Da fuhr der JAHWE hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der JAHWE sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.

Fotos 4-6: Turm zu Babel Kupferstich von Jacob Andreas Fridrich

Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der JAHWE von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der JAHWE daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.«

Menschen bauen also einen riesigen Turm, um in den Himmel empor zu steigen, wie das »Alte Testament« berichtet. Hermann Oberth, Vater der Weltraumfahrt dazu: »Die Raketentechnik bietet in unseren Tagen schnellste Möglichkeit, Material ins Weltall zu schaffen, das aber kostet Unmengen an Energie!« Der Gelehrte erklärte mir weiter, dass es theoretisch andere Methoden gebe, die nur einen Bruchteil der Energie erfordern, die Raketen verbrauchen. Prof. Oberth: »Wenn man einen riesigen, unvorstellbar hohen Turm bauen würde mit Treppen darin, dann könnte man zu Fuß ins All klettern.«

Fotos 7 + 8: Via Himmelsleiter ins All. Kupferstich von Küsel, 1679.

Das freilich würde sehr lange dauern. Oberth weiter: »Ein Lift im Turm, wie in einem Kaufhaus, würde die Sache gewaltig beschleunigen und vergleichsweise sehr wenig Energie verbrauchen, im Verhältnis zum Raketenantrieb jedenfalls.«

Was Prof. Oberth zum Zeitpunkt unserer Gespräche in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nicht wusste: Schon 1895 dachte der russische Weltraumpionier Konstatin E. Ziolkowski (*1857, †1935) über einen gigantischen »Weltraumturm« nach, dessen »Spitze« in den Weltraum reichen würde. Im Inneren des Turms würde ein Aufzug ins All führen. 1957 war es wieder ein russischer Wissenschaftler, nämlich Juri Nikolajewitsch Arzutanow (*1929) (6), der einen Weltraumlift propagierte. Von einem Satelliten aus, der konstant am Himmel stehen würde, könne ein Seil herabgelassen werden, an dem ein Aufzug zwischen Himmel und Erde pendeln sollte. Arzutanow schwebte ein »Seil« von über 35.000 km Länge vor: zwischen Erde und einer stationär im All stehenden Weltraumstation.

Foto 9: Projekt Weltraumlift der NASA.
Zu optimistisch war wohl Bradley Edwards, als er anno 2004 verkündete, ein Prototyp eines Weltraumlifts könne schon 2019 in Betrieb genommen werden. Die NASA beteiligte sich mit immerhin einer halben Million Dollar an dem Vorhaben.

Die amerikanische Firma »Liftport Group« griff die Idee vom »Weltraumlift« auf und arbeitete seit den frühen 2000er Jahren an einem »Mondprojekt«: Ein Weltraumlift würde nach diesen Plänen eine Raumstation mit dem Mond verbinden. Mehr erdorientiert ist die japanische Firma »Obayashi«, die 2012 ein ehrgeiziges Ziel anpeilte. Anno 2050 will sie eine Weltraumstation in 36.000 km Höhe über dem Erdboden mit einem Weltraumlift verbinden.

Nun stellt sich eine Frage: Beschreibt der biblische Text von Jakobs Himmelsleiter einen Weltraumlift? Liegt der Schilderung vom »Turmbau« zu Babel auch so etwas wie ein Weltraumlift zugrunde? Wenn ja: Was war dann für die Menschen an so einem technischen Großprojekt so schrecklich, so erschreckend? So furchteinflößend? Erinnern wir uns: In der Piscator-Bibel von 1736 lesen wir in Genesis (7):

»Dann er war erschrocken worden und hatte gesagt: Wie schrecklich ist dis ort? Dis ort ist nichts anders dann Gottes hause, und dis ist des himels pfort.« Wirklich interessant ist die Erklärung Piscators: »schrecklich) Nemlich von wegen der herrlichen majestaet Gottes, welche den menschen wegen ihrer bloedigkeit erschroecklich ist.«  Der Mensch ist also erschrocken, weil er – Piscator – zu blöde war um zu verstehen, was sich da vor seinen Augen abspielte.

Übrigens: Auch wenn sich der Ausdruck »Jakobs Leiter« eingeprägt hat: Der biblische Ausdruck kann auch mit »Treppe« übersetzt werden. Die »Heilige Stiege« hoch über Bad Töz in Bayern basiert also auch auf der mysteriösen Geschichte von Jakobs »Vision«.

Foto 10: Die Heilige Stiege von Bad Tölz.

Was aber geschah da vor den Augen des Zeugen Jakob? Beobachtete er »Engel«, die einen »Aufzug« benutzten, um zwischen All und Erde zu pendeln? Noch ist so ein gigantischer Lift reine Utopie, aber doch schon theoretisch zu planen. Es fehlen nur noch die Materialien für so ein »Seil« ins All. Oder wurde Jakob Zeuge eines sensationellen Vorgangs? Sah er, wie Außerirdische via »Sternentor« aus den Tiefen des Alls zur Erde kamen und auf gleichem Wege wieder dorthin verschwanden?


Fußnoten
1) Sänger, Eugen: Raumfahrt – technische Überwindung des Krieges, Hamburg 1958,
2) ebenda, S. 124 und S. 125
3) Sänger, Eugen: »Raumfahrt – technische Überwindung des Krieges«, Hamburg 1958, S.124
4) ebenda, S. 125
5) 1. Buch Mose Kapitel 11, Verse 1-9
6) Ob Juri Nikolajewitsch Arzutanow noch lebt, konnte ich nicht ermitteln.
7) 1. Buch Mose Kapitel 28, Vers 17

Foto11: Handschriftliche Widmung Hermann Oberths für Walter-Jörg Langbein

Foto 12: 3. und 4.3.2018... Seminar in Bremen
Zu den Fotos
Foto 1: Projekt Weltraumlift der NASA. Foto NASA, wikimedia commons, frei verfügbar.
Foto 2: Sängers visionäres Buch. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Oberths visionäres Buch. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 4-6: Turm zu Babel Kupferstich von Jacob Andreas Fridrich nach Johann Melchior Füssli bei Johann Jakob Scheuchzer im Verlag Johann Andreas Pfeffel, Augsburg, Wagner, 1731. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 7 - 8: Via Himmelsleiter ins All. Kupferstich von Küsel, 1679. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Projekt Weltraumlift der NASA. Foto NASA wikimedia commons, frei verfügbar
Foto 10: Die Heilige Stiege von Bad Tölz. Foto Walter-Jörg Langbein. 
Foto 11: Handschriftliche Widmung Hermann Oberths für Walter-Jörg Langbein.
Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 12: 3. und 4.3.2018... Seminar in Bremen. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein


417 »Engel, Götter oder Teufel«,
Teil  417 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                       
von Walter-Jörg Langbein,                     
erscheint am 14.01.2018


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